Hülkenberg fährt in Belgien eigenes Rennen

Spa-Francorchamps (dpa) - Sportlich hat Nico Hülkenberg in den Wochen und Monaten vor seinem 26. Geburtstag wenig Gründe zum Feiern gehabt. Sein Rennstall kommt nur schwer aus den Negativschlagzeilen raus, er selbst würde gern öfters für positive Meldungen sorgen.

Dass er bei dem finanziell angeschlagenen Sauber-Team bleibt, scheint eher schwer vorstellbar. Genauso, dass der ehemalige GP2-Meister notgedrungen wieder ein Jahr auf dem Abstellgleis stehen könnte, wie in der Saison 2011. „Ich denke nur an die Formel 1“, versicherte der Emmericher vor seinem 50. Grand Prix.

Mickrige sieben Punkte hat Hülkenberg in den zehn Rennen bis zum Großen Preis von Belgien gesammelt. Platz 15 im Klassement, von 22 Piloten. Enttäuschend. Zumal die Hoffnungen auf weitere Empfehlungen für höhere Aufgaben groß waren, als sich der Rheinländer vergangenes Jahr zum Wechsel von Force India zum Sauber-Team entschied. Umso ernüchternder die Aussichten auch für die zweite Saisonhälfte: „Ich glaube, wir sind da, wo wir sind. Wir waren immer außerhalb der Top 10.“ Zusammen hängt das auch mit den Problemen seines Teams.

Der Rennstall, der seit 1993 in der Formel 1 für solides Finanzmanagement eines Privatteams galt, hat gewaltige Geldsorgen. Und das treibt auf der Strecke nicht gerade an. Zudem ist klar: Einer der beiden aktuellen Sauber-Piloten - neben Hülkenberg fährt der Mexikaner Esteban Gutierrez - muss sich nach dieser Saison verabschieden. Durch einen Deal mit russischen Investoren ist ein Platz dem Nachwuchspiloten Sergej Sirotkin sicher.

Auf direkte Nachfrage, ob denn Sauber auch eine Option für 2014 sei, versicherte Hülkenberg im Fahrerlager von Spa-Franchorchamps zwar kurz und knapp: „Ich würde zu diesem Zeitpunkt nichts ausschließen.“ Hülkenbergs Manager Werner Heinz, der als bestens vernetzt in der Formel-1-Szene gilt, dürfte sich aber anderweitig für seinen Klienten umschauen. Der ehemalige Berater unter anderem von Nick Heidfeld oder Box-Star Henry Maske ließ sich die Reise in die belgischen Ardennen freilich auch nicht nehmen, um die Lage auf dem Fahrermarkt weiter zu sondieren.

„Fakt ist: Meine Zukunft ist noch nicht entschieden. Es werden Gespräche mit verschiedenen Teams geführt, aber es ist noch nichts sicher für die Zukunft“, betonte Hülkenberg. Nur, wer sind diese Teams? Zählt tatsächlich auch Ferrari dazu? Bei der Scuderia könnte der Platz von Felipe Massa frei werden. Zählt Lotus dazu? Bei dem Team aus Enstone könnte das Cockpit von Kimi Räikkönen bald vakant sein, sollte dieser sich für einen Wechsel zu Ferrari entscheiden.

Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn hätte gerne frühzeitig für Planungssicherheit gesorgt. Auch in der Fahrerfrage. „Das bringt eine gewisse Ruhe rein“, sagte die 42-Jährige. Auf die Frage, ob auch Hülkenberg für 2014 eine Option sei, antwortete Kaltenborn lächelnd, aber ausweichend: „Es gibt keine Deadline.“ Die Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen und Monate haben ihre Spuren hinterlassen. „Wenn Sie sich ständig rechtfertigen müssen, erklären müssen, ist das nicht gut“, meinte Kaltenborn.

Die Entwicklung mit der steigenden Zahl an Bezahlfahrern sieht die österreichische Juristin weiter kritisch. „Das ist keine gute Entwicklung. Man muss die Kosten einbremsen“, sagte sie. „Ich finde aber den Begriff Paydriver grundsätzlich unfair, denn egal ob man mit oder ohne Unterstützung in die Formel 1 kommt, man muss ein sehr guter Fahrer sein, um überhaupt in diese kleine exklusive Gruppe reinzukommen.“ Und in dieser will Hülkenberg endlich wieder mehr Erfolg haben. Am besten gleich in seinem 50. Grand Prix.