Pannenstatistik: Vettel scheidet zum dritten Mal aus
Spielberg (dpa) - Sebastian Vettels erster Hilferuf kam schon kurz nach dem Start. „Ich verliere Antrieb. Sagt mir bitte, was ich tun soll“, funkte der viermalige Formel-1-Weltmeister beim Großen Preis von Österreich in Spielberg an die Box.
Die Antwort war Schweigen.
Es vergingen Sekunden um Sekunden. Der 26-Jährige musste in seinem lahmenden Red Bull hilflos ansehen, wie ein Wagen nach dem anderen ihn überholte. Vettel rief noch mal: „Ich verliere den Antrieb. Sagt mir, was ich tun soll.“ Doch wieder Funkstille.
„Es war ein Elektronikproblem“, erklärte Teamchef Christian Horner später. Aber bei Motorenbauer Renault habe man die Ursache für den Defekt zunächst nicht gefunden. Dann plötzlich nahm Vettels bockiger Bolide wieder Gas an. „Aus welchen Gründen auch immer, kann ich wieder fahren“, rief der Heppenheimer - dennoch war das Rennen für ihn gelaufen. Das gesamte Fahrerfeld hatte ihn überrundet.
Dass ihm zwei Dutzend Runden später auch noch Esteban Gutierrez mit seinem Sauber den Frontflügel beschädigte, passte ins Bild eines vom ersten Training bis zum Rennen völlig verkorksten Wochenendes. Nach der Hälfte des Rennens rief ihn der Kommandostand erneut an die Box und beendete den Arbeitstag seines Chefpiloten vorzeitig - zum dritten Mal in acht Saisonrennen.
„Wir wollten Kilometer sparen“, meinte der frustrierte Vettel beim TV-Sender RTL. „Drei Ausfälle bis jetzt sind sehr bitter. Wenn es dabei geblieben wäre, aber es kamen ja auch andere Dinge dazu. Irgendwann muss der Knoten mal platzen.“ An eine erfolgreiche Titelverteidigung verschwendet er keine Gedanken mehr. „Man braucht kein Genie zu sein. Ich stehe hier und mache keine Punkte. Es ist bitter, aber es ja nicht so, dass es nicht absehbar war.“
Für den einstigen Dominator geht es in diesem Jahr nur noch um Schadensbegrenzung. Mercedes ist mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton in diesen Jahr zu stark. Auf dem Red Bull Ring hatte Vettel auf die Wende zum Besseren gehofft. Stattdessen verlängerte sich seine persönliche Pannenstatistik des Jahres 2014. Dass nur er Pech hat und sein junger australischer Teamkollege verschont bleibt, steigert Vettels Frust. „Die Technik ist hochkompliziert, aber es ist für alle gleich. Warum bei mir immer was anderes ist, weiß ich nicht“, meinte er achselzuckend.
Schon vor der Saison hatten die Probleme bei den Red Bulls angefangen und setzten sich in den Rennen fort. Mal war es die Elektronik oder das Hybridsystem, dann wieder die Software. In Melbourne, Monaco und nun auch in Spielberg sah Vettel die Zielflagge nicht. Weder Pole noch ein Sieg gelangen ihm bislang. Ricciardo gewann immerhin in Montréal, als der Deutsche mit Platz drei sein bestes Saisonergebnis schaffte.
Besserung ist nicht in Sicht. In Spielberg zeigte sich, dass der Renault-Motor im Red Bull derzeit den Mercedes-Aggregaten unterlegen ist - auch ohne Pannen. „Renault muss nochmal nachlegen“, forderte Teamchef Horner. Doch das wird so schnell nichts werden. Keine guten Aussichten für Vettel.