Theissen sagt: Servus BMW - Vettels Garten-Tipp

München (dpa) - Mario Theissen geht in Rente. Zu seinem Abschied als BMW-Motorsportchef kam auch einer, dessen Karriere Theissen entscheidend mitprägte: Weltmeister Sebastian Vettel. Es wurde gelacht, gescherzt und gefeiert.

Ex-Zögling Vettel riet ihm grinsend zum Rentner-Aushilfsjob mit Harke und Schaufel, für Rennlegende Jackie Stewart ist die Vorstellung vom „Gärtner“ Theissen ein Graus. Der Neu-Pensionär selbst will aber nur eins: „Ich habe 34 Jahre geplant, in den letzten 12 bin ich oft verplant worden, und nun will ich mal ohne Plan in den Tag gehen.“

Tag eins ohne Plan beginnt am Freitag, wenn für den langjährigen Motorsportdirektor und Formel-1-Teamchef von BMW der vorzeitige Ruhestand beginnt - mit 58. „Die Prognosen, die mir gestellt wurden, liegen zwischen drei Tagen und drei Monaten“, meinte Theissen lächelnd mit Blick auf den drohenden „Unruhestand“ eines über Jahrzehnte mehr oder weniger Rastlosen.

Einer, der den Motorsport in Deutschland mitprägte. Einer, der die Karriere des derzeitigen WM-Spitzenreiters und Titelverteidiger maßgeblich mitsteuerte. „Mario war einer der wenigen, der immer gesagt hat, wir glauben an den Sebastian, wir wollen den Sebastian im Auto sehen“, erzählte Vettel, der es sich auch vier Tage vor seinem 24. Geburtstag nicht nehmen ließ, zur großen Abschiedsfeier seines Ex-Chefs nach München zu kommen. „Mit Sicherheit“ wäre seine Karriere ohne Theissen anders verlaufen, meinte Vettel: „Ich denke, es wäre mit Sicherheit nicht so schnell und so steil bergauf gegangen.“

Respekt und Anerkennung waren spürbar, nachdem Theissen ihn 2007 mitten in der Saison zu Toro Rosso hatte ziehen lassen. „Wir hatten drei Möglichkeiten: Ihn festnageln als Testfahrer, einen erfahren Rennfahrer aus dem Cockpit nehmen und ihn reinsetzen als unbeschriebenes Blatt oder ihn zu Toro Rosso gehen zu lassen“, erzählte Theissen: „So schmerzhaft das war, ich glaube, ich würde es wieder so machen.“

Vettel startete durch, BMW zog sich nach der Saison 2009 aus der Formel 1 zurück. Es war auch eine persönliche Niederlage für Theissen. Damals reifte auch der Entschluss, nun in Rente zu gehen. Seinen Nachfolger Jens Marquardt hat Theissen bereits seit Anfang dieses Jahres eingearbeitet.

„Mit dem Abschied von Mario Theissen endet eine Ära bei BMW Motorsport“, sagte Klaus Draeger, Entwicklungsvorstand beim bayrischen Autobauer. „Ich hätte mir durchaus noch ein paar Jährchen vorstellen können“, meinte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug zum Konkurrenz-Duell mit Theissen - vom kommenden Jahr an wird BMW im Deutschen Tourenwagen Masters an den Start gehen.

„Ich bin eigentlich ganz froh, weil ich bei der Konkurrenz bin, dass du weg ist, dann wird es ein bisschen leichter für uns“, sagte Mercedes-Pilot Ralf Schumacher in einem Einspieler. Leibhaftig verabschiedeten sich unter anderem Ex-BMW-Sauber-Fahrer Nick Heidfeld (derzeit Lotus Renault), Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali oder auch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost von Theissen, der 1977 zu BMW gekommen war.

Zehn Bewerbungen habe er damals an Autofirmen geschrieben, fünf oder sechs Vorstellungsgespräche geführt. Bei drei oder vier Unternehmen hätte er anfangen können. „Das Anfangsgehalt wäre nur bei Mercedes so niedrig gewesen wie bei BMW“, erzählte Theissen. Den promovierten Ingenieur faszinierte aber seit jeher das Schrauben am Auto; schon als 13-Jähriger montierte er an seinem ersten Auto, einem heiß geliebten FIAT 500 herum.

Die Autos wurden größer und vor allem schneller. Theissen verantwortete als Motorsportdirektor das Formel-1-Engagement von BMW. Theissen erlebte schwere Momente, wie den schrecklich Unfall von Robert Kubica 2007 in Kanada. Ein Jahr später bejubelte er dank des Polen den ersten Sieg als BMW-Werksteam.

Theissen war aber auch für die anderen Motorsportbereiche zuständig. Der Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans 1999 sei der schönste gewesen, schilderte er am Mittwoch und schwärmte vom 40-Stunden-Dauereinsatz. „Sich jetzt vorzustellen, dass er erst einmal auf die Bremse tritt, passt nicht so“, meinte Vettel und grinste: „Im Garten muss ein bisschen ausgeholfen werden.“