Vettel noch immer gelassen: „Viel fehlt nicht“
Shanghai (dpa) - Seine Gelassenheit hat Sebastian Vettel auch nach dem missglückten Start in die Formel-1-Saison noch nicht verloren. Demonstrativ entspannt meldete der Doppel-Weltmeister seine Siegansprüche für den Großen Preis von China an.
In Shanghai will der Red-Bull-Pilot allen Problemen zum Trotz zum Überholvorgang auf das WM-Spitzentrio Fernando Alonso, Lewis Hamilton und Jenson Button ansetzen. „Die Strecke sollte uns eigentlich liegen. Viel fehlt uns nicht. Es ist wichtig, hier einen Schritt nach vorne zu machen“, bekräftigte Vettel, der sich als aktueller WM-Sechster an das Ende seiner Dominanz erst noch gewöhnen muss.
„Letztes Jahr hatten wir einen besseren Start. Auch da hatten wir ein paar Probleme. Aber dieses Jahr sind sie anders und auf jeden Fall größer“, räumte Vettel zwar ein. Von 50 möglichen WM-Punkte holte der Red-Bull-Pilot bislang nur 18. Im vergangenen Jahr hatte Vettel die beiden ersten Rennen gewonnen und auch danach die Konkurrenz über die gesamte Saison klar beherrscht. Doch noch ist ja nicht viel passiert. „Es sind erst zwei Rennen gefahren, das ist noch nicht das Ende der Welt“, beruhigte Vettel.
Fast zeitgleich übte sich Ferrari-Pilot Alonso in Understatement. Zwar führt der Spanier mit 35 Zählern und seinem Überraschungssieg von Malaysia die WM-Wertung an. Ausdruck der aktuellen Kräfte-Verhältnisse ist dies aber wohl nicht. „Es hat sich nichts geändert. Das wird wieder ein hartes Wochenende für uns“, sagte Alonso, der angesichts der Unterlegenheit des Ferrari in der Qualifikation in den Rennen in Australien mit Platz fünf und dem Sieg in Malaysia verblüffte. „Glück ist ein großer Faktor. Hoffentlich bleibt das für uns so“, meinte Alonso.
Nicht nur Vettel scheint klar, dass McLaren aktuell den besten Eindruck macht. „Sie haben das stärkste Auto“, sagte der Hesse. Allerdings muss der WM-Zweite Hamilton in Shanghai fünf Plätze weiter hinten starten. Nach dem Malaysia-Rennen musste das Getriebe seines Autos ausgewechselt werden. Selbst bei der schnellsten Runde in der Qualifikation würde Hamilton gemäß der Regeln also maximal von Platz sechs aus ins Rennen gehen. „Man könnte meinen, dass es für mich dadurch einfacher wird“, frohlockte Teamkollege Button, auf den die McLaren-Strategie nun ausgelegt werden dürfte.
Derzeit liegen die Spitzen-Teams so dicht beieinander wie lange nicht mehr. Auf einer Runde kann sogar Mercedes mit den Führenden mithalten, ehe die Silberpfeil-Piloten Michael Schumacher und Nico Rosberg wegen ihres hohen Reifenverschleißes auf der Renndistanz in Not geraten. Völlig gelöst sei das Problem noch nicht, räumte Robserg in Shanghai ein.
Vettel führt das Zusammenrücken der Top-Teams auf die Regeländerungen zurück. Einige technische Tricks aus der vergangenen Saison sind 2012 verboten. „Alle Autos sind langsamer geworden. Aber uns hat es am meisten getroffen“, klagte der erfolgsverwöhnte Champion von 2010 und 2011. Schlecht für Red Bull, gut für die Spannung in der Formel 1.