Vettel verliert zweiten Rang: Enttäuschung über 20 Sekunden Strafe
Hockenheim (dpa) - Zwei Stunden nach Rennende war auch noch der Podestplatz weg und die gute Laune endgültig dahin.
Die Rennkommissare bestraften Sebastian Vettels Überholmanöver gegen Jenson Button mit 20 Sekunden - und der zweifache Formel-1-Weltmeister rutschte beim Großen Preis von Deutschland vom zweiten auf den fünften Platz zurück. Damit war der Frust beim Heimspiel auf dem Hockenheimring perfekt.
„Es war gut, beim Heimrennen auf dem Podium zu stehen, aber ich muss die Entscheidung der Stewarts akzeptieren“, ließ Vettel mitteilen. Der Red-Bull-Pilot wollte den wartenden Medienvertretern nichts mehr sagen und flüchtete wortlos an allen Kamerateams vorbei ins Motorhome.
Dabei hatte Vettel zuvor noch gehofft, dass die Stewarts seine Aktion in der vorletzten Runde nicht ahnden würden. „Jenson hat sich nicht beschwert“, sagte er vor dem Urteil. „Ich wollte auf jeden Fall eine Kollision vermeiden. Jenson war im toten Winkel. Ich hab ihn nicht gesehen.“ Red-Bull-Teamchef Christian Horner bezeichnete die Zeitstrafe als „enttäuschend, aber wir akzeptieren das“.
Ferrari-Rivale Fernando Alonso triumphierte. „Toll, toll, toll. Das Auto war großartig“, jubelte der Spanier nach seinem 30. Karrieresieg. Durch seinen dritten Saisonerfolg baute Alonso die Führung zur Saisonhalbzeit in der WM-Wertung weiter aus. Der Brite Button rückte im McLaren auf Rang zwei vor dem Finnen Kimi Räikkönen im Lotus vor. Vier Deutsche in den Top Ten waren wenigstens ein kleiner Trost - bis dann der Nackenschlag mit Vettels Bestrafung kam.
Vettel hatte schon bei der Siegerehrung den Pokal mit einem leicht gequälten Lächeln nach oben gestemmt und den Konfetti-Regen und die Champagner-Dusche von Alonso über sich ergehen lassen. Aber so richtig glücklich hatte er bereits zu diesem Zeitpunkt nicht gewirkt. „Ich hab gekämpft wie ein Löwe“, entschuldigte sich Vettel mit belegter Stimme per Boxenfunk bei seinem Red-Bull-Team für den verpassten Sieg beim Großen Preis von Deutschland.
Trotz fulminanter Fahrt konnte Vettel den Heimfluch wieder nicht überwinden. Mit einem spektakulären Überholmanöver in der vorletzten Runde verdrängte er zwar Jenson Button noch vom zweiten Platz. Aber die Rennkommissare warfen ihm vor, dabei die Strecke verlassen und sich so einen Vorteil verschafft zu haben. „Ich hatte keine Ahnung, dass du neben mir stehst“, sagte Vettel zu Button beim Wiegen. Horner nahm seinen Fahrer in Schutz: „Jenson hat Seb keinen Platz gelassen. Er kann sich ja nicht in Luft auflösen.“
Hockenheim-Rekordsieger Michael Schumacher verfehlte einen Podestplatz. Der Mercedes-Pilot aus Kerpen war als Siebter auf dem 4,574 Kilometer lange Kurs zweitbester Deutscher und fuhr zum dritten Mal hintereinander in die Punkte. „Ich hab das Maximum versucht, alles rausgequetscht, aber leider war nicht mehr drin“, sagte der 43-Jährige. Mit schnellsten Runden am Fließband sorgte Schumacher für ein weiteres Ausrufezeichen. Der siebenmalige Weltmeister hatte 2006 für den letzten deutschen Heimsieg gesorgt und im badischen Motodrom insgesamt viermal gewonnen.
Nach zehn von 20 Rennen liegt Alonso mit 154 Punkten klar vor Mark Webber (120) und Vettel (110). Der Australier belegte bei seinem 100. Grand Prix für Red Bull nur den achten Platz. Vettel versuchte alles und ließ sich auch von Vorwürfen eines angeblichen Regelverstoßes wenige Stunden vor dem Start nicht beirren. Aber Alonso war vor etwa 65 000 Zuschauern nicht zu schlagen. „Ich hab alles probiert, aber es war nicht mehr drin“, sagte Vettel.
Alonso feierte den Jubiläumssieg relativ verhalten: „Wir haben erst Saisonhälfte. Bei den Tests in Jerez waren wir vor der Saison zwei Sekunden hintendran. Jetzt sind wir happy. Aber das bedeutet nichts.“ Nach 306,458 Kilometern gewann der Spanier in 1:31:05,862 Stunden. Vettel wies 3,732 Sekunden Rückstand auf.
Nico Rosberg belegte im zweiten Silberpfeil Rang zehn. Der 27-Jährige, der wie Webber wegen eines Getriebewechsels fünf Startplätze nach hinten strafversetzt worden war, startete eine fulminante Aufholjagd. Innerhalb weniger Umläufe katapultierte sich der Mercedes-Pilot aus Wiesbaden von Position 21 vor.
Nico Hülkenberg (Emmerich) belegte den neunten Rang. Der Force-India-Pilot bot eine gute Vorstellung, auch wenn er seinen vierten Startplatz nicht behaupten konnte. Timo Glock (Wersau) wurde im Marussia 22.
Alonso verteidigte seine Pole-Position problemlos, konnte sich aber von Vettel nicht entscheidend absetzen. Als Alonso in der 19. Runde zum ersten Reifenwechsel abbog, übernahm Vettel vorübergehend die Führung. Nach seinem ersten Boxenstopp zwei Umläufe später fiel der Deutsche wieder mit einem noch größeren Rückstand als zuvor auf Rang zwei zurück. In der 42. von 67 Runden holte das Führungsduo parallel neue Pneus. Während Alonso danach die Spitze verteidigen konnte, rutschte Vettel hinter Button auf Rang drei.
Keine Folgen für Red Bull hatte der Vorwurf eines angeblichen Regelverstoßes beim Motor. Die Rennkommissare entschieden kurz vor dem Start, dass die beiden RB8 den Vorgaben entsprechen.