„Weltklasse“: Schumachers Glückspenny wirkt
Montreal (dpa) - Der Glückspenny von seiner Corinna wirkte für Michael Schumacher Wunder. Mit dem Teufelsritt von Montreal gelang dem fast schon abgeschriebenen Formel-1-Rekordweltmeister endlich der Befreiungsschlag.
Vergnügt grinsend zeigte der 42-Jährige danach die US-Münze herum, die ihm seine Frau in der mehr als zweistündigen Rennunterbrechung zugesteckt hatte. Zwar hatte Schumacher zuvor als Vierter den ersten Podiumsplatz im Mercedes haarscharf verpasst, doch die Dauernörgler sind vorerst verstummt. „Unter solchen Bedingungen kann man den Unterschied einfach immer noch klar und deutlich darstellen“, erklärte der PS-Veteran.
Deutlicher wurde der hellauf begeisterte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. „Er hat das Auto ausgequetscht. Das war Weltklasse“, schwärmte der Schwabe. Dabei hatten die silbernen Strategen Schumacher zunächst einmal mehr im Stich gelassen, als sie die falsche Reifentaktik wählten und der Altmeister nur als Zwölfter zum Neustart rollte. „Dafür haben wir es dann im zweiten Teil besser gemacht“, meinte Schumacher versöhnlich.
Bis auf Platz zwei stürmte der Kerpener vor, überholte dabei Felipe Massa (Ferrari) und Kamui Kobayashi (Sauber) auf einen Schlag und griff sogar Spitzenreiter Sebastian Vettel an. Die Weisheit aus 276 Grand Prix' war diesmal sein großer Trumpf. „Es war auch viel Erfahrung notwendig, um im richtigen Moment schnell zu sein und im richtigen Moment auch auf der Strecke zu bleiben“, sagte der siebenmalige Champion.
Auf einen Tag wie diesen hatte der 91-fache Grand-Prix-Sieger seit seinem Comeback im Vorjahr warten müssen. Nur selten war bislang die Klasse vergangener Tage aufgeblitzt, zumeist fuhr ihm auch sein Teamkollege Nico Rosberg davon. Die Kritiker wiesen auf das Alter der Formel-1-Ikone hin, mehr und mehr wurden Rufe nach einem schnellen Rücktritt laut. „Irgendwann muss sich jeder Sportler im Kampf mit der jüngeren Generation die Frage stellen: Bekomme ich die nötige Leistung noch zustande?“, rief der dreimalige Weltmeister Niki Lauda dem Mercedes-Superstar vor der Reise nach Kanada zu.
Die Antwort gab Schumacher am Sonntag. Nun dürften stattdessen die Gerüchte um eine Vertragsverlängerung, die auf dem Circuit Gilles Villeneuve durchs Fahrerlager schwirrten, weiter Fahrt aufnehmen. Mit der Auskunft, dass Ferrari mit ihm und zuletzt auch Red Bull fünf Jahre für den Titel benötigt hätten, löste Schumacher unfreiwillig die Spekulationen aus. „Schumi“ also bis 2014 im Silberpfeil? So weit sei es dann doch noch nicht, betonte er.
Noch ist der Weg an die Spitze weit. „Wir müssen gucken, dass wir uns stabilisieren. Wir sind noch nicht ganz da“, befand auch Motorsportchef Haug. In der WM-Gesamtwertung ist Schumacher punktgleich mit Rosberg Neunter, satte 135 Punkte hinter Titelverteidiger Vettel. „Wir sind noch nicht die Nummer 1, also sind noch Wünsche offen“, sagte Rosberg. Der Satz hätte auch von Schumacher stammen können.