Freude auf Heim-Grand-Prix - Bradl peilt Platz fünf an
Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Plötzlich kommt Bewegung in die Boxengasse. Fans und Zuschauer strömen zum Zaun vor der Garage Nummer 2. Mit Sonnenbrille und Basecap seines Sponsors erscheint Stefan Bradl.
Deutschlands einziger MotoGP-Pilot ist beim Deutschland-Grand-Prix der Motorrad-WM ein begehrter Autogrammgeber. „Die Fans hier sind verrückt, denn sie lieben dieses Rennen. Das ist sehr wichtig für sie. Sie unterstützen die deutschen Fahrer und es ist ein tolles Gefühl, vor der Heimkulisse zu fahren. Sie treiben dich zum Maximum“, sagte der Zahlinger auf dem Sachsenring.
Im Vorjahr hatte Bradl Platz fünf auf dem von ihm nicht geliebten Auf-und-Ab-Kurs belegt und die Zuschauer verzückt. Am Sonntag schwebt ihm Ähnliches vor. „Platz fünf ist ein realistisches Ziel“, erklärte er am Tag vor dem ersten Motorendröhnen, „ich freue mich auf das erste Training.“
Einen größeren Druck aufgrund der großen Erwartungen seiner der deutschen Anhänger verspürt er dennoch nicht. „Ich glaube, ich kann ganz gut mit dem Druck umgehen. Es ist nichts Neues für mich, vor heimischem Publikum zu fahren. Noch dazu ist es so, dass, seit ich in der MotoGP fahre, ich eine ganz andere Aufmerksamkeit bekomme“, sagte der Moto2-Weltmeister von 2011. Im Gegenteil: Er genieße das Wochenende auf der Kultkurs, auch wenn er den Parcous nicht besonders mag. „Ich finde, dass er zu eng ist. Wir können die Motorleistung nicht so richtig nutzen“, erklärte er.
Einige Stunden zuvor rollte Sandro Cortese entspannt auf seinem Motorroller durch das Fahrerlager. Es ist Besucher-Tag auf dem Sachsenring - und der Berkheimer stoppt bereitwillg, um für Fotos zu posieren und Autogramme zu geben. Richtig Gas geben will der Moto2-Pilot dann erstmals an diesem Freitag, wenn ab 9.00 Uhr die Rennstrecke für die freien Trainings geöffnet wird.
Vor Jahresfrist war der 23-Jährige der gefeierte Held, diesmal reicht es nur zu einer Außenseiter-Rolle. Cortese hatte nach 41 Jahren Wartezeit den Heimfluch der deutschen Piloten auf dem Sachsenring beendet. Nach dem Umstieg in die Moto2-Klasse muss sich der Berkheimer aber erstmal an die neue Technik und die rauen Sitten in dieser Kategorie gewöhnen. „Das ist vor allem in der ersten Runde purer Überlebenskampf. Man muss lernen, dagegen zu halten, sonst hat man verloren“, berichtet der Moto3-Weltmeister.
Zumindest in den vergangenen Wochen gelang das Cortese aber ebenso immer besser wie Marcel Schrötter (Pflugdorf). Ob die beiden beim Heim-Rennen in den Kampf um Spitzenplätze beispielsweise mit dem britischen WM-Führenden Scott Redding oder seinem Rivalen Pol Espargaro (Spanien) eingreifen können, darf jedoch bezweifelt werden.
In Corteses Rennklasse des vergangenen Jahres hat Jonas Folger das Podest zumindest in Sichtweite. Doch der Schwindegger kämpft mehr mit sich als mit der Konkurrenz. Das Rennen um den Titel hat der Bayer bereits bei Halbzeit des Rennjahres verloren. Die Gründe: Technikprobleme, seine für die kleinste Rennklasse erhebliche Körpergröße und der erst vor wenigen Tagen auskurierte Handbruch. Nun konzentriert sich der 19-Jährige auf Einzelerfolge und will damit am liebsten am Sachsenring beginnen. „Ich will wieder Rennen gewinnen“, betont Folger.