Geringe Siegchancen beim deutschen Motorrad-Heimspiel
Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Für erneuten Siegerjubel stehen die Chancen eher schlecht, dennoch wollen die deutschen Motorrad-Asse beim Heimspiel auf dem Sachsenring nicht leer ausgehen.
Vorjahressieger Sandro Cortese möchte zwar nur Spaß haben, Jonas Folger aber den Anschluss nicht verlieren und Stefan Bradl in den Kampf um die Podestplätze eingreifen. Auf dem „Micky-Mouse-Kurs“ (Motorrad-Ikone Valentino Rossi) mit zehn Links- und nur drei Rechtskurven hängt aber gerade in der MotoGP viel von der richtigen Reifenwahl ab. „Das wird auf dem Sachsenring wieder ein Lottospiel“, befürchtet Bradl.
Vor einem Jahr wurde er als Fünfter enthusiastisch gefeiert. „Das sollte auch diesmal mein Ziel sein. Ich muss da sein, wenn ganz vorn einer ausfällt“, betont der Zahlinger, der zuletzt aufsteigende Form bewies und zu gern den ersten Podestplatz in der „Königsklasse“ einfahren würde. Erst recht beim Großen Preis von Deutschland am Sonntag.
Dass das nicht von allein geht, weiß der Honda-Pilot. In Sachsenring-Abonnementsieger Daniel Pedrosa (Spanien), der bereits sechsmal auf dem Kurs erfolgreich war, Titelverteidiger Jorge Lorenzo (Spanien), Saison-Aufsteiger Marc Marquez (Spanien), Assen-Sieger Rossi (Italien) und dem Briten Cal Crutchlow kämpfen mittlerweile fünf Fahrer um den Sieg. Und Bradls Problem: „Der Sachsenring ist nicht unbedingt meine Lieblingsstrecke.“ Immerhin komme er mittlerweile dort aber auch gut zurecht.
Das Podest in Sichtweite hat auch Folger in der Moto3-Klasse. Doch der Schwindegger kämpft mehr mit sich als mit der Konkurrenz. Das Rennen um den Titel hat der Bayer bereits bei Halbzeit des Rennjahres verloren. Die Gründe: Technikprobleme, seine für die kleinste Rennklasse erhebliche Körpergröße und der erst vor wenigen Tagen auskurierte Handbruch. Nun konzentriert sich der 19-Jährige auf Einzelerfolge und will damit am liebsten am Sachsenring beginnen. „Ich will wieder Rennen gewinnen“, betont Folger.
Die Kontrahenten aber halten dagegen. Die spanische Armada mit Louis Salom, Maverick Vinales und Alex Rins macht die Erfolge derzeit unter sich aus. Die Werks-KTM ist wohl einen Tick besser als Folgers Kalex-KTM. „KTM bekommt von vielen Piloten wertvolle Tipps und sie machen von Rennen zu Rennen Fortschritte. Wir Kalex-KTM-Fahrer brauchen dazu mehr Zeit. Die fehlt einfach, obwohl es auch bei uns vorangeht“, erklärt Folger.
Der gefeierte Held des vergangenen Jahres ist diesmal krasser Außenseiter. Cortese hatte nach 41 Jahren Wartezeit den Heimfluch der deutschen Piloten auf dem Sachsenring beendet. Nach dem Umstieg in die Moto2-Klasse muss sich der Berkheimer aber erstmal an die neue Technik und die rauen Sitten in dieser Kategorie gewöhnen. „Das ist vor allem in der ersten Runde purer Überlebenskampf. Man muss lernen, dagegen zu halten, sonst hat man verloren“, berichtet der Moto3-Weltmeister.
Zumindest in den vergangenen Wochen gelang das Cortese aber ebenso immer besser wie Marcel Schrötter (Pflugdorf). Ob die beiden Deutschen beim Heim-Rennen in den Kampf um Spitzenplätze beispielsweise mit dem britischen WM-Führenden Scott Redding oder seinem Rivalen Pol Espargaro (Spanien) eingreifen können, darf jedoch bezweifelt werden.