Hamilton als Fünfter schon besser als Schumi
Sakhir (dpa) - Selbst als Fünfter beim Großen Preis von Bahrain übertrifft Lewis Hamilton schon die komplette Punkte-Ausbeute seines Vorgängers Michael Schumacher im vergangenen Jahr.
Und der Brite, dessen Wechsel von seiner sportlichen Ziehfamilie McLaren zum deutschen Formel-1-Werksrennstall Mercedes auch für kritische Fragen gesorgt hatte, steckt mittendrin im WM-Kampf, statt - wie zunächst befürchtet - nur dabei zu sein. „Zu Beginn hat jeder gesagt, dass ich die schlechteste Entscheidung getroffen hätte, die ich wohl in meinem Leben hätte treffen können“, sagt Hamilton. „Aber klar: Je mehr wir beeindrucken können und uns verbessern, müssen sie ihre Meinung Stück für Stück korrigieren.“
Sechs Jahre fuhr Hamilton für McLaren. Er stieg mit dem britischen Traditionsteam 2007 in die Formel 1 spektakulär ein. Durch den Stallkrieg mit seinem damaligen Kompagnon Fernando Alonso verpasste er den Titel im Rookie-Jahr. 2008 machte es Hamilton besser und wurde Weltmeister.
Nie war er im McLaren (mit Mercedes-Motor) ohne Sieg in einer Saison geblieben, 21 schaffte er insgesamt in 110 Rennen für McLaren. Dann kam der Wechsel zu Mercedes. Einem Team, das nach der Übernahme von BrawnGP in drei Jahren nur einziges Mal ganz oben gestanden hatte - mit Nico Rosberg 2012 in China. Nicht wenige vermuteten finanzielle Gründe für den Wechsel als Nachfolger von Rekordchampion Michael Schumacher. Hamilton wies das zurück.
Auf jeden Fall ist er bisher sein Geld wert. Fünfter zum Auftakt in Australien, Dritter - dank Teamorder zuungunsten von Kollege und Kumpel Rosberg - in Malaysia, Dritter aus eigener Kraft in China. 40 Punkte auf dem Konto. Vorgänger Schumacher brachte es 2012 in 19 Rennen im - gleichwohl schlechteren - Silberpfeil auf 49. Schafft Hamilton nun beim Großen Preis von Bahrain mindestens den fünften Platz, kommt er bereits nach vier Rennen auf 50 Punkte.
Doch Platz fünf ist nicht das Ziel. „Noch gibt es aber einige Bereiche, in denen wir uns verbessern müssen, um den Abstand zu den schnellsten Autos zu verkleinern“, gibt Hamilton zu. „Vor dem Rennen in Bahrain sind unsere Möglichkeiten begrenzt, aber ich werde vor meiner Anreise an die Strecke noch einmal mit meinen Ingenieuren sprechen, um zu erfahren, was wir kurzfristig verbessern können“, erklärte der 28-Jährige, ehe er am Donnerstagmorgen in Bahrain landete.
Dort, wo Hamilton vor sechs Jahren schon mal Formel-1-Geschichte schrieb: Auf dem Kurs in der Sakhir-Wüste war er damals Zweiter geworden und hatte damit als erster Pilot in seiner Premierensaison in den drei ersten Rennen immer das Podium erreicht. Er ließ danach noch sechs weitere Podestplätze folgen.
Hamiltons Talent ist unbestritten, er ist kompromisslos. Allerdings verdiente sich der Brite mit karibischen Wurzeln in den vergangenen Jahren auch den Beinamen Crashkid. Immer wieder war Hamilton durch unbeherrschte Aktionen in Unfälle verwickelt. Davon war bislang im Silberpfeil keine Spur.
Hamilton wirkt nicht mehr so getrieben vom eigenen Anspruch, auch wenn dieser weiterhin genauso hoch ist. Der Hobby-Sänger und Freund von US-Pop-Star Nicole Scherzinger macht einen zufriedenen und relaxten Eindruck. Kultstatus hat auch schon sein vierbeiniger Begleiter erreicht: eine Knuddel-Bulldogge namens Roscoe. Ansonsten ist Hamilton aber ganz und gar nicht auf den Hund gekommen. Im Gegenteil. „Lewis ist jetzt am Höhepunkt seiner Karriere oder kurz davor“, meint Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.