Mercedes fordert härtere Strafe für Red Bull
Paris (dpa) - In der Benzin-Affäre um Red Bull hat Formel-1-Rivale Mercedes eine noch härtere Strafe durch die Berufungsrichter des Weltverbands FIA gefordert.
Der Anwalt des Silberpfeil-Teams machte sich bei der Verhandlung über den Einspruch des Red-Bull-Rennstalls gegen die Disqualifikation des Australien-Zweiten Daniel Ricciardo für zusätzliche Sanktionen auf Bewährung stark. Damit solle das kriselnde Team von Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel von weiteren Regelverstößen abgehalten werden, erklärte Mercedes-Anwalt Paul Harris. Ein Urteil wird für spätestens Dienstag erwartet.
Damit setzte sich der knallharte Kampf der beiden Spitzenteams um die Formel-1-Vorherrschaft nun auch im Gerichtssaal fort. Red Bull hatte dem Urteil der Rennkommissare von Melbourne Mitte März widersprochen und so die Verhandlung vor dem Berufungstribunal in Paris erwirkt. Ricciardo hatte Rang zwei und die 18 WM-Punkte beim Saisonstart nachträglich verloren, weil konstant mehr als die erlaubten 100 Kilogramm Benzin durch seinen Motor geflossen sein sollen.
Red Bull bezweifelt die Messwerte des von der FIA bereitgestellten Prüfgeräts. Teamchef Christian Horner bezeichnete das FIA-Messgerät mehrfach als „unausgereift“. Red-Bull-Anwalt Ali Malek erklärte, die Disqualifikation beruhe auf „einer fehlerhaften und unkorrekten Auslegung“ des Regelwerks.
Mercedes-Anwalt Harris warf dem Konkurrenten dagegen einen „krassen Bruch“ der Regeln vor. Weltverbandschef Jean Todt hatte bereits vorher betont: „Es gibt eine Regel, und diese muss man respektieren.“ Der einzige Weg, die zulässige Benzinmenge verlässlich und fair zu kontrollieren, sei ein von der FIA gestelltes Messgerät.
Zu der Verhandlung im FIA-Hauptquartier hatten neben Red Bull gleich fünf weitere Teams Vertreter geschickt. Vor allem Mercedes-Anwalt Harris griff das Red-Bull-Spitzenpersonal bei der Anhörung vehement an. Noch im Vorjahr hatte sich das Silberpfeil-Team wegen eines illegalen Reifentests vor den FIA-Richtern verteidigen müssen. Red Bull hatte sich damals für eine knallharte Strafe stark gemacht. Diesmal war das Vettel-Team in der Defensive.
In nur fünf der 58 Runden im Albert Park lagen die Benzin-Messwerte bei Ricciardos Dienstwagen innerhalb der zulässigen Grenzen - dies waren die Umläufe hinter dem Safety Car. Die FIA hatte Red Bull schon vor dem Grand Prix gewarnt und wiederholte diese Ermahnungen während des Rennens mehrfach. Das Team hielt die Werte jedoch für falsch und verließ sich auf eigene Messungen. Weil damit eine höhere Benzinmenge durch Ricciardos Motor floss, konnte der Australier wohl 0,4 Sekunden pro Runde schneller fahren.
Fünf Stunden nach Rennende und der ausgelassenen Feier von Ricciardo auf dem Siegerpodium hatten die Rennrichter den Red-Bull-Neuling disqualifiziert. Das Team wollte das nicht hinnehmen und stellte damit auch das übliche Prozedere im Umgang mit den Hinweisen von Rennkommissaren und Rennleiter Charlie Whiting infrage. Nach Ansicht des Rennstalls seien die Warnungen nicht bindend im Sinne des Regelwerks gewesen und konnten damit auch zu keiner Strafe führen.
Diese Sichtweise kritisierte neben dem FIA-Anwalt auch der Mercedes-Vertreter scharf. Um sicherzustellen, dass Red Bull nicht weitere Anweisungen der Regelwächter ignoriere, müsse das Gericht eine weitere Strafe verhängen. Nach mehr als fünf Stunden zogen sich die FIA-Juristen zur Beratung zurück. Red Bull muss zittern.