MotoGP-Pilot Bradl dämpft zum Saisonstart die Erwartungen

Doha (dpa) - Stefan Bradl wirkt optisch gereift. Muskulöser, athletischer als früher kommt der einzige Deutsche in der Königsklasse MotoGP der Motorrad-Weltmeisterschaft dieser Tage daher.

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Auch selbstbewusster. Und entspannt. Das erstaunt, denn bis zum Start der WM-Saison an diesem Sonntag und den vorgelagerten Trainingssitzungen auf dem Losail International Circuit von Katar dauert es nicht mehr lange. Aber Bradl weiß: Bis es für ihn so richtig zur Sache geht, vergehen noch ein paar Wochen.

„Der Saisonstart kommt für uns definitiv zu früh. Die neue Aprilia ist mit einem Monat Verspätung vom Band gerollt. Uns fehlen viele, viele Testkilometer“, berichtet der Zahlinger. Vorwürfe an das Werk, für das er seit August vergangenen Jahres fährt, gibt es keine. „Wir sind immer noch in der Entwicklung. Aber es wird hart gearbeitet. Wir werden in Zukunft Ergebnisse bringen, jetzt wohl noch nicht“, sagt der 26-Jährige.

Ergebnisse im kommenden Wettkampfjahr heißen für ihn, irgendwann die Top Ten anzugreifen. „Das Potenzial hat die Maschine. Als ich sie das erste Mal sah, musste ich grinsen. Sie hat viel mehr Leistung als das Vorjahresmodell, hat Gewicht abgespeckt. Es ist richtig heiß, darauf zu fahren“, meint Bradl - für seine Verhältnisse schon euphorisch.

Seine erste Saison als offizieller Werksfahrer ist zugleich ein Werbeauftritt. Denn sein Kontrakt gilt nur bis zum Jahresende. „Da muss man vom ersten Tag an auf der Höhe sein und Leistung anbieten. Mitte der Saison gehen die Vertragsgespräche für nächstes Jahr los. Da will ich gute Karten haben“, sagt der bayrische Schwabe.

Er genießt seinen derzeitigen Status. „Es ist doch etwas ganz anderes, wenn man Werkspilot ist. Es gibt mehr Manpower im Team, in der Box wird viel mehr geredet, weil alles, was du als Fahrer wahrnimmst und weitergibst, direkt in die Entwicklung des Motorrades einfließt“, erzählt Bradl.

Da er schon sehr zeitig im vergangenen Jahr wusste, dass er bei Aprilia bleibt, verlief der Winter eher ruhig. „Ich konnte mich auf mich konzentrieren. Ich habe viel trainiert, das eine oder andere anders gemacht, aber nichts grundlegend geändert. Fakt ist: Meine Fitness, physisch wie mental, sollte keine Ausrede sein, wenn es nicht wie erhofft läuft“, meint der Moto2-Weltmeister von 2011.

Bradl ist gespannt, wie sich die MotoGP in diesem Jahr aufstellen wird. „Auf die Einheitselektronik und den neuen Reifenlieferanten müssen sich ja alle einstellen. Die Vorsaisontests zeigten, dass es doch bei einigen erhebliche Anpassungsprobleme gibt“, sagt er. „Auch bei den Großen. Dafür mischen andere wie Suzuki plötzlich vorn mit.“ Bradl hofft, dass auch die Aprilia noch in dieser Saison in die Phalanx der Yamahas, Hondas und Ducatis eindringen kann.