Rosberg will Wende im Titelduell mit Hamilton

Monte Carlo (dpa) - Direkt vor seiner Haustür will Nico Rosberg seinem nervigen Nachbarn Lewis Hamilton endlich die Grenzen aufzeigen. Auf den Straßen ihrer Wahl-Heimat Monte Carlo plant der Vorjahressieger die Wende im Formel-1-Titelduell mit seinem Mercedes-Teamrivalen.

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„Es braucht nur das Extra-Quäntchen, dann bin ich wieder vorn. Davon bin ich überzeugt“, sagte Rosberg im Interview der Nachrichtenagentur dpa vor dem Klassiker in Monaco. Nach zuletzt vier Niederlagen gegen Seriensieger Hamilton und dem Verlust der WM-Führung hat der 28-Jährige genug von den zweiten Plätzen. „Ich bin dran“, versicherte Rosberg.

Der gebürtige Wiesbadener weiß, dass er jetzt Zeichen setzen muss im Stallduell mit dem Briten, der an der Cote d'Azur im gleichen Appartment-Hochhaus wohnt wie er. Denn der neue Weltmeister, soviel scheint vor dem sechsten Saisonrennen klar, sitzt in einem der beiden Silberpfeile. Uneinholbar wirkt der Vorsprung auf die Konkurrenz um Titelverteidiger Sebastian Vettel. „Ich habe noch nie so ein Auto gehabt“, schwärmt WM-Spitzenreiter Hamilton.

Alle 291 Rennrunden dieser Saison hat Mercedes bislang angeführt, alle fünf Pole Positions eingefahren, jeden Grand Prix gewonnen, zuletzt sogar mit vier Doppelerfolgen. „Das haben wir auch verdient, alle sind fleißig genug gewesen. Ich genieße das sehr, nach den schweren Zeiten die Erfolge einzufahren“, betonte Rosberg.

Das Problem ist nur: Die süßesten Früchte der Aufbauarbeit erntet derzeit nicht er, sondern sein Kollege. Das nagt an Rosberg. Zuletzt auf dem Siegerpodium von Barcelona war dem Weltmeister-Sohn der Frust über die Niederlagen-Serie deutlich anzusehen. Da hilft es kaum, wenn Hamilton auch noch betont, bei seinen Erfolgen in Bahrain und Spanien sei Rosberg eigentlich der Schnellere gewesen. Vermittelt der Brite doch damit im Subtext: Und trotzdem habe ich gewonnen.

Im Rennen um den größten Preis des Motorsports geht es zwischen den beiden Titelfavoriten in dieser Phase um den kleinsten Vorteil und darum, das Revier zu markieren. Wer das Team auf seine Seite zieht, ist dem WM-Triumph ein Stück näher. „Ich bin sicher, da werden auch ein paar Psychospielchen laufen, wenn das nicht schon der Fall ist. Das hat Lewis auch mit mir gemacht“, sagte Hamiltons früherer McLaren-Teamkollege Jenson Button.

Die Teamführung weiß, wie groß das Risiko einer Eskalation ist. „Man kann nicht erwarten, dass die beiden jetzt auf Kuschelkurs gehen, wenn sie wissen, dass sie jetzt das Werkzeug haben, um Weltmeister zu werden“, betonte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Immer wieder führe die Rennstall-Spitze Gespräche mit Hamilton und Rosberg, um einen Bruch zwischen dem Duo zu vermeiden, deren Freundschaft aus Kartzeiten eine enorme Belastungsprobe zu bestehen hat.

In den Häuserschluchten von Monte Carlo könnten sich die beiden Sternfahrer abermals bedrohlich nahe kommen, nirgendwo ist der Raum für Fehler und waghalsige Aktionen so klein wie hier. Auf der mythischen Strecke aber will Rosberg nicht schon wieder klein beigeben müssen. Fast beschwörend sagt er: „Es hat größte Bedeutung, dieses Rennen zu gewinnen. Es gibt den WM-Triumph - und danach kommt der Sieg in Monaco.“