Schumacher entscheidet nicht vor Oktober über Verbleib
Silverstone (dpa) - Die Ungeduld seines Arbeitgebers lässt Michael Schumacher kalt. Gegen den Wunsch von Mercedes will der Formel-1-Rekordweltmeister frühestens im Herbst über seine Zukunft entscheiden.
„Vor Oktober kann von meiner Seite mit Sicherheit keine Entscheidung getroffen werden“, sagte der 43-Jährige in Silverstone. Zuvor war Teamchef Ross Brawn in die Offensive gegangen und hatte erklärt, in sechs Wochen Klarheit über die Pilotenfrage für die kommende Saison haben zu wollen.
Schumacher dürfte dies durchaus irritiert haben. Sichtlich genervt beantwortete er vor dem Grand Prix von Großbritannien die neuerlichen Fragen nach seinen Plänen. Von seinem Weg abbringen lässt sich Schumacher aber auch von Brawns Vorstoß nicht. „Tut mir leid, aber da kann ich Euch nicht helfen“, entgegnete er im Motorhome seines Arbeitgebers den Journalisten.
„Ich glaube nicht, dass ich jemals über die Zeit gesprochen habe“, hatte der Altmeister schon in den Vorwochen betont. Die famose Fahrt auf Platz drei in Valencia vor knapp zwei Wochen hat seine Verhandlungsposition noch einmal verbessert.
Pannen, Pech und einige ungewohnte Fehler hatten zu hartnäckigen Diskussionen geführt, ob Schumachers Comeback nicht doch ein großes Missverständnis war. Doch mit dem Sturm auf Platz eins in der Qualifikation von Monaco und dem ersten Podiumsrang seit fast sechs Jahren in Valencia hat es der Routinier wieder allen gezeigt. „Das war ein guter Tag für ihn und die Formel 1. Ich habe mich für ihn gefreut“, sagte Sebastian Vettel vor dem britischen Grand Prix.
„Es ist gut, dass einige jetzt den Mund halten, wenn es um Michael geht. Er hat die Kritik der vergangenen zwei Jahre nicht verdient“, fügte der Titelverteidiger hinzu und versicherte: „Michael kann es noch.“
Das sieht auch Mercedes-Teamchef Brawn nicht anders. „Von den drei Jahren, die er bei uns ist, fährt er in dieser Saison am besten“, befand der Brite. Brawn war an allen sieben WM-Titeln Schumachers maßgeblich beteiligt und würde ihn wohl gern über diese Saison hinaus im Silberpfeil sehen. Vielleicht ging der Stratege deshalb aufs Ganze und verkündete: „Wir treffen die Entscheidung im Sommer.“
Dabei hatte der 91-malige Grand-Prix-Sieger ein paar Tage vorher gesagt: „Ich habe nie vom Sommer geredet.“ Der Poker spitzt sich zu. Und Schumacher hat die besseren Karten. Er allein hat angeblich die Option, seinen Dreijahresvertrag zu verlängern. Bis zu welchem Datum er sich erklären muss, ist unbekannt. „An einer öffentlichen Diskussion über Zeitabläufe, Hintergründe oder Tendenzen werden wir uns nicht beteiligen“, ließ seine Managerin Sabine Kehm wissen.
Je länger sich „Schumi“ jedoch bitten lässt, umso schwieriger wird die Lage für Mercedes. Der Kreis potenzieller Nachfolger ist ohnehin sehr klein, bis zum Saison-Schlussverkauf wird der schwäbische Autobauer da kaum warten wollen. „Man braucht für jede Schlüsselfigur im Team eine Alternative“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug. Ein Schumacher als Rennfahrer und vor allem als globale Sportikone mit enormem Werbewert ist indes schwer zu ersetzen.
Gespannt beobachtet auch die Konkurrenz die Personalie. Zieht sich Schumacher wider Erwarten zurück, kommt das Fahrerkarussell so richtig auf Touren. Mark Webber bei Red Bull, Lewis Hamilton bei McLaren und Felipe Massa bei Ferrari haben noch keinen Vertrag für die nächste Saison. Und so fragt sich die Formel 1 wieder einmal: Was macht Schumacher?