Serie gerissen: Vettel verpasst erste Startreihe

Nürburgring (dpa) - Die Serie ist nach 15 Rennen gerissen, die Hoffnungen auf den ersehnten ersten Heimtriumph haben einen Dämpfer erhalten. Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel startet ausgerechnet beim Großen Preis von Deutschland zum ersten Mal seit fast einem Jahr nicht aus der ersten Reihe.

„Ärger sieht anders aus“, beruhigte Vettel aber seine Fans. „Es hat nicht viel gefehlt bis ganz nach vorne.“ An seinen Red-Bull-Stallrivalen Mark Webber kam der Hesse auf dem Nürburgring aber nicht ran. Erst zum dritten Mal in dieser Saison schlug der zehn Jahre ältere Australier in der Qualifikation seinen Kollegen. Zum zweiten Mal nacheinander sicherte sich der WM-Zweite Webber die Pole.

„Das war eine Hexen-Runde“, meinte er: „Das lief so perfekt, mehr war nicht drin.“ Ins Schwärmen geriet auch Teamchef Christian Horner. „Das war eine fantastische Leistung von Mark.“ Und eine, die Webber innerlich besonders gut getan haben dürfte, nachdem Horner ihn vor zwei Wochen in Silverstone im Renn-Duell gegen Vettel noch einbremsen wollte.

Ebenfalls Balsam auf die Wunden von Silverstone war der zweite Platz von Lewis Hamilton. 55 Tausendstelsekunden fehlten dem britischen McLaren-Piloten, der bei seinem Heimrennen das Podest als Vierter verpasst hatte, auf Webbers Topzeit von 1:30,079 Minuten. „Wir sind nicht mehr weit von Euch, passt auf!“, formulierte der Weltmeister von 2008 dann auch gleich mal die Kampfansage an die Red-Bull-Rivalen.

Ein Spaß wird der Start auf dem Nürburgring für Vettel also wohl nicht. Vor ihm zwei WM-Verfolger, hinter ihm in Fernando Alonso ein weiterer angriffslustiger Jäger. Der Silverstone-Sieger schaffte es im Ferrari auf den vierten Platz in der Qualifikation. „Ich werd' voll angreifen“, kündigte Vettel mit Blick auf der Erlöschen der Roten Ampeln aber an: „Man muss immer schauen, was sich in der ersten Kurve ergibt.“

Mindestens zwei Autos vor sich - das liegt aus der Cockpit-Sicht von Vettel einige Zeit zurück. Am 29. August vergangenen Jahres startete er als Vierter in den Großen Preis von Belgien. Danach schaffte es Vettel immer in die erste Startreihe - in dieser Saison bereits siebenmal. Zweimal wurde er Zweiter - und nun das. „Rang drei ist doch nicht schlecht“, meinte Teamchef Horner.

Drei weitere Deutsche schafften es in die Top Ten. Auch Nick Heidfeld aus Mönchengladbach nährte im Lotus-Renault auf Rang elf die Hoffnungen auf etliche WM-Punkte beim Heimspiel für das Sextett. Der Wiesbadener Nico Rosberg entschied als Sechster das Mercedes-Teamduell gegen Rekordweltmeister Michael Schumacher wieder mal deutlich zu seinen Gunsten. „Ich hoffe, dass das jetzt die Wende ist und wir von heute immer stärker werden“, sagte Rosberg. Schumacher dagegen war erneut unzufrieden. „In dem Moment, wo wir auf die weichen Reifen gewechselt sind, fehlte uns eine Sekunde.“

Gute Aussichten auf Punkte hat auch Adrian Sutil aus Gräfelfing, der im Force India von Position acht losfährt. Qualifikations-Kurzarbeiter Timo Glock wurde im Virgin dagegen wieder mal nur 20. und schaffte es auch im zehnten Versuch nicht in die zweite Runde der K.o.-Ausscheidung.

Vettel kann derweil mit seiner „Niederlage“ letztlich auch gut leben. Nach neun von 19 WM-Läufen liegt der Titelverteidiger aus Heppenheim 80 Zähler vor Webber. Alonso hat 92 Punkte weniger als Vettel. Dahinter folgen Hamilton und Jenson Button, die 95 Punkte aufholen müssen.