Speed-Lady Patrick zwischen PS und Klischee

Daytona (dpa) - Sie ist atemberaubend schnell. Wenn Danica Patrick beim Motorsportklassiker Daytona500 auf die Pole rollen wird, ist ihr alle Aufmerksamkeit gewiss. Trotz Flirtversuchen wurde aus einem Engagement in der Formel 1 bislang aber nichts.

Mit Klischees zum Schmunzeln hat Patrick ganz offensichtlich kein Problem. „Die Haare geschnitten zu bekommen, ist jedes Mal ein traumatisches Erlebnis für mich“, twitterte sie neulich. Die 30-Jährige trägt ihr langes schwarzes Haar gern offen. Sie ist Model, sie ist Werbestar, vor allem aber ist die Schönheit aus Phoenix im US-Bundesstaat Arizona eines: Danica Sue Patrick, so der vollständige Name, ist die erste Frau, die am Sonntag beim legendären Daytona500 von der Pole Position ins Rennen geht. Die Augen werden also erst recht auf Patrick und ihren giftgrünen Chevrolet gerichtet sein.

Dabei zeigt sie sich durchaus gern. Und all denen, die es interessiert, auch schon mal viel. Patrick ließ sich mehrfach schon im knappen Bikini ablichten. Oder auch mit schwarzer Lederjacke auf nackter Haut. Ihre Fans und auch Verehrer hält sie via Twitter, Facebook und diverser anderer Kanäle auf dem Laufenden.

Da kann es auch schon mal privat werden, wie im November vergangenen Jahres. „Ich bin traurig, meine Fans darüber informieren zu müssen, dass Paul und ich nach sieben Jahren entschieden haben, unsere Ehe zu beenden und freundschaftlich auseinanderzugehen.“ Paul Edward Hospenthal war einst ihr Physiotherapeut. Kaum bekannt, erhielt sie von ihren Fans neben viel Trost auch gleich ein paar neuen Heiratsangebote.

Ihr Herz schenkte sie nun aber keinem Fan, sondern ausgerechnet einem Rivalen. Ricky Stenhouse Jr, fünf Jahre jünger und zweimaliger nationaler NASCAR-Seriengewinner. „Diese Beziehung verletzt auf keinen Fall irgendwelche Vorschriften“, erklärte ein NASCAR-Sprecher nach Bekanntwerden der Liaison zweier Konkurrenten: „Wir haben null Bedenken. Vor allem weil wir auch über zwei Menschen reden, die wild entschlossen sind, Rennen zu gewinnen und in dem, was sie tun, die Besten zu sein“, wurde er von USA Today Sports zitiert.

Mit zehn Jahren fand Danica Patrick zum Kartsport. Mit 16 zog sie ins motorsportverrückte England, um die Karriere zu beschleunigen. 2002 kehrte Patrick zurück in die USA. Drei Jahre später schrieb sie mit ihrer Führung über 19 Runden beim legendären Indy500 Geschichte. Dreimal stand sie gleich in ihrer ersten Saison auf der Pole, zweimal verpasste sie am Ende das Podest nur knapp. Ihr vierter Rang bei den Indy500 hat bis heute historischen Wert. Mit ihrem Sieg am 20. April 2008 im japanischen Montegi ließ sie ihre Kritiker erst recht verstummen. „Es gibt ja nichts, was ich in einem Rennwagen nicht tun kann, nur weil ich eine Frau bin.“

Eine, die auch der Formel 1 gut zu Gesicht stehen würde. Als sich ein letztlich kläglich gescheitertes Projekt in den USA anschickte, in die Königsklasse des Motorsports zu kommen, hatte auch Patricks Name Hochkonjunktur. Bernie Ecclestone war 2010 hin und weg von dem Gedanken: „Sie ist eine absolute Schönheit und eine super Rennfahrerin. Sie wäre die perfekte Werbung für die Formel 1“, sagte er - damals auch in Vorausschau auf die Rückkehr der USA in den Rennkalender (2012/Austin, US-Bundesstaat Texas).

Mit ihrer Pole vor dem viermaligen NASCAR-Champion und Markenkollegen Jeff Gordon für den Sprint Cup in Daytona befeuerte die Amerikanerin nun wieder Spekulationen. Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko ist noch nicht von den Fähigkeiten Patricks überzeugt. „Ich sage, dass sie im Rennen nicht in die Top Ten kommt. Falls doch, kriegt sie bei uns eine Testfahrt“, sagte Marko der „Bild“-Zeitung. Charmanter kommentierte Dreifach-Champion Sebastian Vettel die Fragen nach einem möglichen Formel-1-Engagement von Danica Patrick. „Soll sie mal ankommen, hoffentlich nimmt sie mir nicht meinen Platz weg.“