Vettel im Monaco-Duell mit Mercedes

Monte Carlo (dpa) - Sebastian Vettel will im Kampf um die Red-Bull-Vorherrschaft in Monaco die Silberpfeil-Serie beenden.

Seit drei Jahren ist Vettels Weltmeister-Rennstall beim Formel-1-Klassiker ungeschlagen, doch nach zuletzt drei Pole Positions in dieser Saison ist Mercedes erster Anwärter auf den womöglich vorentscheidenden Startplatz eins. „Man kann verstehen, dass Mercedes zum Favoriten erklärt wird. Wenn wir in unseren Rhythmus kommen, sollten wir aber auch eine gute Chance haben“, sagte Vettel am Mittwoch am Hafenbecken von Monte Carlo cool.

Mit einem Sieg kann der Hesse seine auf vier Punkte geschrumpfte Führung vor Kumpel Kimi Räikkönen in der WM-Wertung wieder ausbauen. Ein Triumph in den engen Straßen des Fürstentums mit dem kürzesten Rundkurs im WM-Kalender ist für den dreimaligen Champion immer noch etwas Spezielles. „Hier schmeckt der Sieg süßer als woanders“, erklärte Vettel.

In Monaco gieren alle nach dem Sieg, nicht nur wegen des feierlichen Gangs in die Fürstenloge für den Gewinner. „Es gibt nichts besseres, als wenn dort alles gut läuft“, sagt Lotus-Pilot Räikkönen. Selbst der sonst emotionslos wirkende „Iceman“, der mit einem weiteren Sieg in Monaco Vettel an der WM-Spitze ablösen würde, kriegt bei den Erinnerungen an seinen Erfolg 2005 noch Gänsehaut: „Es ist fast unmöglich, ein sauberes Wochenende hinzulegen. Ich habe es bisher nur einmal hinbekommen und es ist das großartigste Gefühl, das du als Sieger haben kannst.“

Für 2008-Gewinner Lewis Hamilton ist es schlichtweg ein „wahnsinnig schönes Erlebnis, die Leitplanken vorbeirauschen zu sehen“. Der WM-Vierte kann sich im Mercedes berechtige Hoffnungen zumindest auf den ersten Startplatz machen, in China startete er in dieser Saison bereits von ganz vorn. Danach schnappte sich Teamkollege Nico Rosberg die Pole Position in Bahrain und Barcelona.

Für den Wahl-Monegassen Rosberg wäre es der erste Pole-Hattrick seiner Karriere. Der ebenfalls in Monte Carlo lebende Hamilton aber warnte aber vor voreiligen Schlüssen aus der Qualifikationsstärke der Silberpfeile: „Wir wissen ja nicht, was die anderen machen.“

Die Liste der Kandidaten für den Sieg ist ohnehin lang. Sie reicht von Vettel, der mit 89 Punkten in der WM-Wertung führt, über Räikkönen (2./85), das Mercedes-Duo Hamilton (4./50) und Rosberg (9./22), Vettels zweimal schon in Monaco erfolgreicher Teamkollege Mark Webber (6./42), den zweimaligen Saisonsieger und zweimalige Monaco-Gewinner Fernando Alonso (3./72) im Ferrari bis hin zu einem möglichen Überraschungssieger.

Wie dunkle Wolken schwebt über allem aber die Sorge um die empfindlichen Reifen und die damit verbunden die Anzahl der Boxenstopps beim Rennen am Sonntag. „Wir erwarten durchschnittlich zwei Boxenstopps pro Auto“, meinte Pirellis Motorsportchef Paul Hembery. Würde bedeuten: Rund 44 Reifenwechsel. Zum Vergleich: Zuletzt beim Spanien-Sieg von Ferrari-Star Alonso hatten die Statistiker noch mehr als 70 notiert - allein vier von Vettel, was ihn und seine Crew wenig erfreut hatte.

Die Reifennörgler von Red Bull und Mercedes müssen aber auch einsehen: Allen voran Lotus und Ferrari kommen besser mit den hochempfindlichen Gummis zurecht. „Es sieht so aus, dass manche das im Moment ein bisschen besser machen als wir“, räumte Vettel ein, der wie all seine Konkurrenten diesmal mit den soften und supersoften Reifen auskommen muss.

Über Jubel oder Enttäuschung entscheidet in Monaco wie bei keinem anderen Rennen letztlich aber der Startplatz. Seit dem ersten Formel-1-Rennen auf dem engen Stadtkurs 1950 gab es nur zehn Gewinner, die schlechter als Startplatz drei waren. Reifen schonen fürs Rennen wie bei manchen bisherigen Qualis wird daher kaum eine Alternative sein zum Vollgas-Modus für eine Runde auf dem gerade mal 3,340 Kilometer langen Kurs. „Idealerweise hast Du ein gutes Qualifying und kannst von vorne starten“, betonte Vettel, der das Rennen vor zwei Jahren von der Pole aus gewonnen hatte. Der 25-jährige Heppenheimer weiß: „Überholen ist möglich, aber nur mit Risiko.“