Vettel plant Sturz der Silberpfeile
Melbourne (dpa) - Am Strand von St. Kilda genoss Nico Rosberg die letzten entspannten Momente vor dem kräftezehrenden Formel-1-Kampf mit Weltmeister Lewis Hamilton und Mercedes-Widersacher Sebastian Vettel.
Nach zwei Vize-Weltmeisterschaften nacheinander muss Rosberg endlich seine Titeltauglichkeit beweisen. Über die Rolle des ewigen Zweiten soll der gebürtige Wiesbadener nach Vettels Willen aber auch diesmal nicht hinauskommen. Der Heppenheimer plant nach seinem vielversprechenden Premierenjahr bei Ferrari den Sturz der Silberpfeile. „Wir wollen am Ende ganz oben stehen“, betonte der viermalige Weltmeister.
Für die Deutschen hat Vettel die besten Chancen auf den WM-Coup. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zufolge rechnen 32 Prozent der Befragten damit, dass der Ferrari-Star die Dominanz von Mercedes bricht und erstmals mit der Scuderia die WM gewinnt. Elf Prozent weniger erwarten, dass Hamilton nach Titeln mit Vettel gleichzieht.
Und was ist mit Rosberg? Nur 13 Prozent trauen Hamiltons Stallrivalen den erstmaligen WM-Triumph zu. „Ich freue mich auf den Kampf mit dem Weltmeister. Er hat mich zweimal in den vergangenen Jahren geschlagen und ist der Maßstab“, sagte Rosberg, der am Mittwoch bei herrlichem Wetter am Strand eine Fitnesseinheit absolvierte, vor dem Auftakt in Melbourne am Sonntag (06.00 Uhr).
Mit sechs Pole Positions und drei Siegen in Serie zum Saisonende 2015 hofft der Jungvater, den vielleicht entscheidenden Schwung zum Titel mitnehmen zu können. „Alles muss für mich zusammenkommen, und ich muss das Beste rausholen“, betonte Rosberg.
Das Maximum - nur darum geht es auch Vettel. „Wir wollen von Anfang an voll dabei sein“, versicherte er vor dem Auftakt in die mit 21 Rennen längste Grand-Prix-Tournee der Geschichte. Am Ende soll seine erstmalige Krönung in Rot stehen - und das schon in seiner zweiten Saison für Ferrari. Vettels Kindheitsidol Michael Schumacher war das erst im fünften Scuderia-Jahr gelungen.
„Wir müssen aufpassen“, mahnte Rosberg angesichts der Konkurrenz aus Maranello. In einer Saison mit neuem Qualifikationsmodus müssen die beiden Mercedes-Piloten weiter auf der Hut sein. Motorsportchef Toto Wolff gewährt Hamilton und Rosberg trotz deren hochbrisanter Vorgeschichte auf dem Asphalt künftig sogar noch mehr Freiraum. „Die Rivalität von Lewis und Nico macht eben ihre Geschichte aus“, sagte der Österreicher. „Es kann wieder kontrovers zugehen. Es hat aber schon solange funktioniert, es wird wieder funktionieren.“
An ein Ende seiner Formel-1-Regentschaft denkt Hamilton nicht. Der Titelverteidiger fühlt sich „fit und bereit“. Daran soll auch ein missglückter Zwischenstopp in Neuseeland nichts ändern. Erst handelte sich Hamilton in einem Casino angeblich Ärger ein, dann rief sein Selfie auf einem Motorrad die Polizei in Auckland auf den Plan.
Der 31-Jährige wird sich auch davon nicht ablenken lassen. Eine Portion Skepsis gehört für den Briten, der sich an einem berühmten Zitat von Box-Legende Muhammad Ali anlehnte, aber zum Start einer Saison durchaus dazu. „Du weißt einfach nicht, ob du untergehst oder ob du schwebst wie ein Schmetterling und stichst wie eine Biene.“