Grand Prix von Monaco Vettel stört Teamorder-Debatte - Ratloser Hamilton zündelt

Monte Carlo (dpa) - Getroffen vom Rückschlag im Titelduell versuchte sich Lewis Hamilton als Unruhestifter in Sebastian Vettels Garage.

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„Es ist klar, dass Ferrari seine Nummer eins gewählt hat und alles dafür tut, damit Sebastian so viele Punkte wie möglich bekommt“, sagte der Mercedes-Pilot über die zumindest verdächtige Taktik der Scuderia, die Vettel vor seinem kreuzunglücklichen Teamkollegen Kimi Räikkönen den Sieg beim Formel-1-Klassiker in Monaco gesichert hatte. Dem nun schon auf 25 Punkte distanzierten WM-Zweiten Hamilton wäre es sicher recht, könnte er mit ein paar Spitzen einen Keil ins Ferrari-Lager treiben.

Vettel behagten die wieder entflammte Debatte um eine vermeintliche Teamorder und die schlechte Laune seines Stallgefährten gar nicht. „Ich würde mich zu 100 Prozent genauso fühlen, aber es gab keinen Plan für eine Teamorder“, versicherte der WM-Spitzenreiter, der Räikkönens Hilfsdienste auf dem Weg zum fünften Titel noch brauchen könnte. Ein Zerwürfnis wäre da Gift für die Hochstimmung nach dem beeindruckenden Saisonstart von Vettel und Ferrari.

Vor dem nächsten Rennen in Kanada sind daher die Diplomaten bei der Scuderia gefordert. „Wir sind ein Team, und wenn man nicht mehr glauben kann, was dir gesagt wird, dann wird es kompliziert“, knurrte Räikkönen. Der Finne, dessen Gesichtsausdruck laut „Telegraph“ Milch habe sauer werden lassen, habe „das entscheidende Opfer“ bringen müssen, urteilte „La Repubblica“. Und der „Guardian“ prophezeite: „Dieser Konflikt wird im positiven Sinne heißer, aber die Vermutung, dass Ferrari die Strategie beeinflusst hat, um das Ergebnis zu sichern, lässt auch einen kalten Krieg im Team vermuten.“

Mercedes-Teamchef Toto Wolff fühlte sich durch die Misstöne beim Titelrivalen an die internen Gefechte zwischen Hamilton und Nico Rosberg in den vergangenen Jahren erinnert. „Sie sind jetzt da, wo wir waren. Sie werden Erster und Zweiter und müssen erklären, warum der richtige Mann gewonnen hat“, sagte der Österreicher.

Doch die aktuellen Luxussorgen des Gegners konnten Wolff nur kurz von den Problemen der Silberpfeile ablenken. „Das Auto ist eine Diva“, stellte der Teamchef fest. Wie vor ein paar Wochen in Sotschi strauchelte Hamilton schon wieder, weil sein Mercedes nicht mit den neuen Reifen harmoniert. „So ungewöhnlich hat sich das Auto noch nie angefühlt, seit ich beim Team bin“, bekannte der ratlose Brite.

Fieberhaft suchen die Ingenieure nach einer Lösung für das Dilemma, zumal die nächsten drei Strecken in Montréal, Baku und Spielberg ähnliche Eigenschaften aufweisen wie Hamiltons bisherige Problempisten. „Noch so ein Wochenende kann ich mir nicht leisten“, mahnte der 32-Jährige. Immerhin zog der dreimalige Weltmeister etwas Zuversicht aus der Tatsache, dass er mit der Fahrt von Startplatz 13 auf Rang sieben noch Schadensbegrenzung betrieben hatte. „Diese Punkte können am Ende der Saison noch wertvoll sein“, sagte Hamilton.

Solchen Rechenspielen wollte sich Vettel im Moment des Glücks nach seinem zweiten Monaco-Triumph nicht widmen. „Ich schaue bis zur Sommerpause nicht auf die Tabelle. Es ist noch ein langer Weg, damit beschäftige ich mich nicht“, beteuerte der Hesse. Seine Bilanz nach dem sieglosen Vorjahr ist in dieser Saison bislang fast makellos. Dreimal Erster, dreimal Zweiter - Vettel hat in jedem der sechs Rennen die Champagner- oder Rosenwasserdusche genossen.

In Monte Carlo, wo Ferrari 16 Jahre auf einen weiteren Sieg gewartet hatte, schmeckte dem Deutschen der Schampus besonders süß. „Das sind Erinnerungen, die für immer bleiben“, schwärmte Vettel.