Vettel will Sieges-6er - Bahrain erneut vor Absage

Montreal (dpa) - Mit ungezügeltem Erfolgshunger will Sebastian Vettel in Kanada zum Sieges-Sechser rasen und seine Titelrivalen endgültig entmutigen.

„Nichts gibt einem diese Zufriedenheit, wenn man weiß, dass man das Rennen gewonnen hat und als Oberster auf dem Podest steht“, erklärte der Formel-1-Weltmeister, der am Sonntag in Montreal seinen sechsten Sieg im siebten Saisonlauf plant. „Natürlich wollen wir immer gewinnen, das muss unser Ziel sein“, sagte der Hesse im drückend-heißen Montreal.

Schnell in die Defensive ging Vettel indes beim heiklen Thema Bahrain. Dem umstrittenen Wüstenrennen droht nach der Neuansetzung für den 30. Oktober nun doch wieder das Aus, weil Weltverbandschef Jean Todt wegen der heftigen Kritik der Teams einen erneuten Beschluss ankündigte. „So lange das noch nicht entschieden ist, lohnt es sich nicht, sich darüber aufzuregen“, befand Vettel.

Auf der Rennstrecke fühlt sich der Champion sichtlich wohler als auf dem rutschigen politischen Parkett, die PS-Welt liegt ihm mehr denn je zu Füßen: Der Red-Bull-Star beherrscht die Königsklasse in diesem Jahr wie einst sein Kumpel Michael Schumacher und verzückte zuletzt mit seinem grandiosen Monaco-Triumph sogar die Fürstenbraut Charlene Wittstock. Einen Angriff auf die Bestmarken seines Kumpels Schumacher mag der Titelverteidiger jedoch noch nicht ausrufen. „Wenn man sich mal Michaels Rekorde anschaut, sind einige sehr schwer zu knacken. Das ist zu weit weg“, erklärte Vettel.

Der Marktwert des 23-Jährigen klettert nach Experten-Ansicht auch so weiter kräftig in die Höhe. „Davon bin ich überzeugt. Wer im letzten Jahr gedacht hat, seine Performance war ein Strohfeuer, der sieht jetzt, dass es wirklich trägt“, sagte Marcel Cordes, Vorstand des Kölner Beratungsunternehmens Sport+Markt, im Interview der Nachrichtenagentur dpa. Der Hesse habe auch außerhalb der Rennstrecke eine „hervorragende Entwicklungskurve“ hingelegt und sei auf einem „sehr guten Weg“ in Richtung der Liga von Rekordchampion Schumacher.

Vettels schier unaufhaltsamer Siegeszug stelle dabei keine Gefahr für die Attraktivität der Königsklasse dar. „Die Vergangenheit zeigt, dass eine Dominanz wie in der Ära von Michael Schumacher eher einen gewissen Hype, einen Sog-Effekt ausgelöst hat“, erklärte Cordes.

Für den WM-Spitzenreiter aber ist selbst der Riesenvorsprung von 58 Punkten auf seinen ersten Verfolger Lewis Hamilton nicht mehr als eine Momentaufnahme. „Ich glaube, jeder ist schlagbar, also auch wir“, meinte Vettel jüngst im RTL-Interview. Lohnt sich also noch eine Wette auf einen der Konkurrenten? So weit mag Vettel dann doch nicht gehen. „Das würde ich nicht tun“, warnte er.

Zumindest können Vettels Jäger vor dem Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve am Sonntag ein wenig Hoffnung aus der Tatsache schöpfen, dass der Deutsche bei seinen drei Nordamerika-Auftritten noch nie auf dem Podium stand. McLaren-Fahrer Hamilton dagegen hat bereits zweimal in Kanada gewonnen, so auch beim Reifenpoker im Vorjahr. Dennoch übte sich der Brite am Donnerstag in Bescheidenheit. „Ich bin doch nicht Muhammad Ali. Ich kann nicht einfach herkommen und behaupten, das wird mein bestes Wochenende aller Zeiten“, sagte Hamilton, der zuletzt in Monte Carlo als pöbelnder Renn-Rüpel sein Image beschädigte.

Dagegen sieht Vize-Weltmeister Fernando Alonso, der in der WM-Gesamtwertung Fünfter hinter Mark Webber und Jenson Button ist, nach Rang zwei in Monaco seine Talfahrt beendet. „Wir können rechnen, aber weder das Team noch ich sind es gewohnt, das Handtuch zu werfen“, sagte der spanische Ferrari-Pilot trotz 74 Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter. Schließlich sind noch mindestens 13 WM-Läufe zu fahren, auch wenn das umstrittene Bahrain-Rennen doch wieder abgesagt werden sollte.