Podolski lässt den FC Köln zappeln

Er ist das große Kapital des Kölner Klubs. Aber ob er seinen Vertrag verlängern wird, daraus macht der Stürmer ein Geheimnis.

Bergheim. Am Samstagmorgen hat er ein bisschen auf das Tor geschossen. Extra-Schicht am Geißbockheim, Lukas Podolski hämmerte die Bälle nach Lust und Laune an Torwart Michael Rensing vorbei in die Maschen.

Als gäbe es diesen Bänderanriss nicht, der den Kölner seit Jahresbeginn schon wieder ein wenig aufgewühlt hat. Und als habe er auch ein bisschen gut Wetter zu machen. Zwei Stunden später sitzt Podolski im Lukas-Podolski-Sportpark in Bergheim. Es ist seine Heimat, hier ist er groß geworden, der Klubwirt klatscht sich mit Podolski, dem Fußball-Star, ab. Papa Waldemar ist da, Küsschen links, Küsschen rechts.

Podolski präsentiert eine private Partnerschaft mit einer Kölner Bank, und er selbst hat bestimmt, dass das in Bergheim verkündet wird. Und dass der Werbeclip im Lukas-Podolski-Sportpark gedreht wird, den der Verein so genannt hat, seit Podolski für 160 000 Euro eine Kunstrasen-Anlage gestiftet hat.

„Wieso eine Kölner Bank?“ will einer wissen, und dann kommen diese Podolski-Wahrheiten, die ob ihrer Verknappung alles offen legen: „Weil es gepasst und Spaß gemacht hat. Deshalb haben wir uns dafür entschieden“, sagt er. Punkt.

Er steht da, als sei nichts gewesen. Anfang des Jahres noch sollte er an der Nasenmuschel operiert werden, Podolski hatte das abgelehnt, weil er durch die drohende fünftägige Pause seine Fitness zu verlieren glaubte.

Kurz darauf kickte der 26-Jährige in der Winterpause mit Freunden und verletzte sich, was seinen Arbeitgeber eigentlich gehörig ärgern müsste. Aber das sagt in Köln niemand. Stattdessen wurde der Bänderanriss tagelang klein geredet, letztlich trainierte Podolski kein einziges Mal im Trainingslager mit Ball und Kameraden, Montag erst soll er ins Mannschaftstraining einsteigen.

Es könnte reichen für den Rückrunden-Auftakt beim VfL Wolfsburg. Aber darf einem Nationalspieler wie ihm so etwas passieren? Ohne Strafe? „Ich wüsste nicht, warum es da Konsequenzen vom Verein geben soll“, sagt Podolski in Bergheim.

Da weiß einer um seine Stellung. Und eines ist sicher: In Köln wird in dieser Rückrunde nichts mehr passieren, was Podolski verärgern könnte. Er ist das Kapital des Vereins, entweder als sportliche Integrationsfigur, oder — im Falle seines Abgangs — als personifizierter Millionenposten.

Podolski, das hat Sportdirektor Volker Finke gesagt, wird nicht ohne verlängerten Vertrag in die neue Saison gehen, was aus Vereinssicht alternativlos ist. Aber Podolski kokettiert mit diesem Vertrag. „Wenn Michael Rensing sagt, er habe keine Eile, weil er noch eineinhalb Jahre Vertrag hat, sagt auch keiner was“, sagt der 95-fache Nationalspieler.

Wahrscheinlich will er die EM abwarten: Wird das Turnier in seiner polnischen Heimat sein Turnier, wird er sich die Großklubs dieser Welt aussuchen können? Wie das für Mesut Özil und Sami Khedira nach der WM 2010 galt. Köln will das vorher geklärt wissen, die Gespräche ruhen, Podolski wollte das so. Und der FC zieht mit, weil dem Verein nichts anderes übrig bleibt.

Ob er sich denn vorstellen könne, auch in die Türkei oder Russland zu gehen, fragt einer. Und Podolski sagt: „Es gibt ja noch mehr Länder in Europa, Mazedonien oder Aserbaidschan, da spielen auch immer zwei Klubs international.“ Das ist Podolskis Welt. Mitten in Köln. Und in Bergheim.