Weltcup in Ruhpolding Preuß bei Biathlon-Heimspiel als Zweite zurück auf Podest
Ruhpolding · Es läuft wieder! Franziska Preuß wird in ihrem Wohnort Ruhpolding Zweite im schweren Einzelrennen. Es gibt viel Grund zur Freude - aber auch Ärger über den Stadionsprecher.
Nach ihrer nächsten Paradevorstellung ließ sich Franziska Preuß erst von den tausenden Fans in der Ruhpoldinger Biathlon-Arena ausgiebig feiern. Danach holte sie sich beim TV-Interview eine Umarmung und ein Küsschen von ihrem Freund Simon Schempp ab. „Mir sind Felsbrocken runtergefallen. Man macht sich selber Druck. Umso schöner, wenn es wieder klappt“, sagte Preuß bestens gelaunt nach Platz zwei im schweren Weltcup-Einzel über 15 Kilometer: „Heute ist echt ein schöner Tag. Ich habe mir das so gewünscht.“
Nur wenige Tage nach ihren Enttäuschungen von Oberhof sicherte sich die 30-Jährige ihren siebten Podestplatz des Winters und zeigte eindrucksvoll, warum sie in diesem Jahr die Top-Anwärterin auf den Gesamtweltcupsieg ist. „Man will es verteidigen, solange es geht. Die Krux ist, jetzt locker zu bleiben. Ich freue mich aber über jedes Rennen, das ich in Gelb laufen darf“, sagte Preuß, die sich nur der fehlerfreien Französin Lou Jeanmonnot um 35,7 Sekunden geschlagen geben musste. Sie ist auch Preuß' größte Konkurrentin in der Gesamtwertung. Dritte wurde die Schweizerin Amy Baserga (0 Fehler/+ 43,1 Sekunden).
„Wenn man Daheim ist im gewohnten Umfeld, ist die Anspannung doch nicht so groß, wie wenn man im Hotel ist“, sagte Preuß, die während der Woche im heimischen Bett schläft. „Ich habe versucht, das positiv für mich zu nutzen. Es ist cool, dass es dann auch geklappt hat.“ Auf der Tribüne drückten neben ihrem Partner auch die Eltern, Schwester und einige Freunde die Daumen.
Preuß setzte nur den ersten ihrer zehn Stehendschüsse daneben und fühlte sich ausgerechnet vom Stadionsprecher irritiert. Dabei hatte Sportdirektor Felix Bitterling vor dem Rennen wohl noch darum gebeten, dass dieser die deutschen Damen am Schießstand explizit nicht ankündigen soll.
Stadionsprecher als Ablenkung
„Und was passiert? Er sagt, Franziska Preuß auf Stand 16, und ich habe es gehört. Dann kam Musik und so fehlte das letzte My an Konzentration“, berichtete Preuß. Dabei sind die Skijäger den Lärm von vielen Fans durchaus gewohnt. Dass sie danach noch zweimal fehlerfrei blieb, „freut mich doll, der letzte Schuss war schon eine Zitterpartie“, sagte Preuß, die sich auch auf ihre schnellen Ski verlassen konnte. Ihr Lebensgefährte Schempp, selbst Massenstart-Weltmeister und zweimal mit olympischem Silber dekoriert, freute sich mit ihr. „Sie hat schon tolle Ergebnisse geholt. Aber vor heimischem Publikum ist es noch mal was Besonderes“, sagte Schempp.
Wäre Preuß wie Jeanmonnot fehlerfrei geblieben, hätte sie ihren dritten Saisonerfolg gefeiert. So holte die Französin mit ihrem vierten Sieg in diesem Winter einige Punkte im Kampf um den Gesamtweltcup auf Preuß auf. Dennoch wird Preuß in der kommenden Woche im Gelben Trikot mit Vorsprung zur WM-Generalprobe nach Antholz reisen.
Zudem betrieb sie Wiedergutmachung für ihre schwächsten Saisonleistungen, die sie in der Vorwoche im Thüringer Wald mit den Plätzen 28 (Sprint) und 20 (Verfolgung) gezeigt hatte. „Ich bin gerne die Siegerin und hinter Franzi her, aber sie ist schon eine herausragende Biathletin“, sagte Jeanmonnot.
Weltcup-Rückkehr nach fünf Jahren
Zweitbeste Deutsche im erst zweiten Weltcup-Rennen ihrer Karriere war überraschend Stefanie Scherer. Die 28-Jährige, die im März 2020 im finnischen Kontiolahti 62. im Sprint geworden war, landete nach einem Fehler auf Rang 23. „Ich war schon ganz schön nervös“, sagte Scherer.
Selina Grotian, Massenstart-Siegerin im Dezember in Frankreich, musste sich nach drei Fehlern diesmal mit Rang 24 zufriedengeben. „Die Matten waren etwas angeeist. Ich will es nicht auf die Matten schieben, aber ich konnte nicht richtig ruhig stehen“, sagte die 20-Jährige.
Ihre Zimmerkollegin Vanessa Voigt wurde nach ihrer Krankheitspause zuletzt in Oberhof mit mehr als sechs Minuten Rückstand auf die Siegerin nur 70. Der 27-Jährigen fehlt es aufgrund der Erkrankungen noch an Substanz. Für sie gilt es, sich mit Blick auf die WM vom 12. bis 23. Februar im schweizerischen Lenzerheide langsam wieder in Topform zu bringen. Sophia Schneider kam als 59. ins Ziel.
Tannheimer sagt ganz kurzfristig ab
Julia Tannheimer (19) musste wegen eines leichten bronchialen Infekts kurzfristig passen. Laut Sportdirektor Felix Bitterling kann es auch sein, dass sie in Ruhpolding gar nicht an den Start geht. Am Freitag geht es in den Chiemgauer Alpen mit dem Staffelrennen der Männer weiter. Dabei wollen sich die Deutschen um den Einzel-Elften Justus Strelow steigern und möglichst einen Podestplatz erkämpfen.
© dpa-infocom, dpa:250116-930-346509/3