Martin: Gesicht „zermatscht“ - Aber günstige Prognose
Zürich (dpa) - Sein Gesicht ist nach eigenen Angaben „zermatscht“, aber Tony Martin ist nach seinem schweren Trainingsunfall dennoch wieder halbwegs guter Dinge.
„Es gibt gute Nachrichten“, verkündete sein Teamsprecher Alessandro Tegner, nachdem der Zeitfahr-Weltmeister das Universitäts-Klinikum von Zürich am Freitag verlassen hatte. Weitere chirurgische Eingriffe seien bei Martin trotz zahlreicher Frakturen im Gesicht und eines feinen Risses am linken Schulterblatt nicht nötig.
„Heute fühle ich mich viel besser als in den vergangen zwei Tagen. Ich bin glücklich, dass ich nicht operiert werden muss. Am Tag des Unfalls dachte ich: Warum passiert gerade mir das? Jetzt sage ich: Es hätte schlimmer kommen können“, erklärte der 26-jährige Martin in einer von seinem belgischen Omega-Quick-Step-Team verbreiteten Pressemitteilung.
Nun kann er sich wenigstens in den eigenen vier Wänden in Kreuzlingen am Bodensee von seiner aus Frankfurt angereisten Mutter und seiner Freundin pflegen lassen. „Mein wichtigstes Ziel ist jetzt, erst einmal gesund zu werden“ erklärte Martin weiter.
Zum Zeitpunkt einer möglichen Rückkehr in den Wettkampf konnte noch nichts mitgeteilt werden. Auf jeden Fall fallen die geplanten nächsten Rennen Tour de Romandie in der Schweiz und das Traditionsrennen am 1. Mai in Frankfurt/Main ins Wasser. „Seine Rückkehr ins Training wird nicht sofort erfolgen können, sie hängt vom Heilungsverlauf ab“, sagte Teamsprecher Tegner.
Vor dem Start der Tour de France wollte Martin im Juni bei der Dauphiné-Rundfahrt in Frankreich und den deutschen Meisterschaften an den Start gehen. Martin hat seine gesamte Saison auf das olympische Zeitfahren am 1. August ausgerichtet, bei dem er seit vergangenem Jahr als großer Favorit gehandelt wurde. Nach einem eher schwachen Auftritt als Vorjahressieger bei Paris-Nizza zeigte er zuletzt bei der Baskenland-Rundfahrt wieder ansteigende Form.
Martin war am Mittwoch in der Schweiz mit einem Auto kollidiert und hatte sich dabei Jochbein- und Kieferfrakturen zugezogen. Für 15 Minuten hatte er nach dem Aufprall kurz vor Ende seiner Trainingsrunde am Bodensee auch das Bewusstsein verloren, wie er auf seiner Homepage mitteilte.
„Meine linke Gesichtshälfte ist total zermatscht. Mein linkes Auge ist blutunterlaufen und total zugeschwollen. Was ich weiß ist, dass ich etwa 35 bis 40 km/h auf einem leicht abschüssigen Radweg drauf hatte, als wahrscheinlich eine Frau mit ihrem Auto den Weg gekreuzt hat. Dann gingen die Lichter aus“, hatte Martin mitgeteilt.
„Er klang nicht betrübt, sondern optimistisch“, berichtete sein Manager Jürgen Werner schon am Donnerstag nach einem ersten Telefonat mit seinem Schützling. Werner berichtete bereits von Martins Tatendrang. Unmittelbar nach dem Unfall habe dieser betont, „relativ schnell wieder trainieren zu wollen“. Laut Werner werde man „vielleicht schon in einer Woche“ mehr wissen.