Allein unter Männern: Meyer bei der Meisterschaft
Balve (dpa) - 31 Männer haben sich angemeldet und dazu Janne Friederike Meyer. Die 30 Jahre alte Springreiterin macht am Wochenende bei den deutschen Meisterschaften in Balve das, was sie auch sonst an fast jedem Wochenende tut: Sie misst sich mit den besten Männern.
Das Besondere bei den nationalen Titelkämpfen ist nur, dass es nach Geschlechtern getrennte Wertungen gibt - und Meyer startet sogar in beiden. „Ich habe das ja nicht erfunden“, sagte Meyer, aus deren Sicht ein Doppelstart völlig logisch ist.
„Ich bin ja nun mal eine Frau“, erklärte die Profi-Springreiterin aus Schenefeld bei Hamburg: „Und bei den Männern reite ich, weil es gleichzeitig eine Sichtung für die EM ist.“ Die Mannschafts-Weltmeisterin will im September in Madrid wieder zum deutschen Quartett gehören und muss deshalb im Sauerland auch bei den Männern starten.
Die deutschen Meisterschaften bleiben mit ihrem Reglement ein Kuriosum. „Das ist schwer zu erklären, aber ich finde es trotzdem gut so“, sagte Bundestrainer Otto Becker. Tatsächlich gibt es sportlich keinen Grund zur Trennung, schließlich reiten viele Frauen seit Jahren auf Weltklasse-Niveau. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass im Vorjahr Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen) zum zweiten Mal in der Männerwertung gewann, die offiziell einen geschlechts-neutralen Titel trägt: Meisterschaften im Springreiten.
Da Michaels-Beerbaum wegen eines angeschlagenen Pferdes die Titelverteidigung absagen musste, reitet Meyer allein unter Männern. Sie will Lambrasco satteln, mit dem sie in Kentucky WM-Gold gewonnen hat: mit Michaels-Beerbaum und zwei Männern in der Mannschaft. Bei der Meisterschaft der Springreiterinnen reitet sie in Balve mit Holiday und könnte im Idealfall als erste Frau beide Titel gewinnen.
Die Damen-Wertung sollte schon einige Male abgeschafft werden, vor zehn Jahren war es fast schon offiziell, ehe ein Protest die Zusammenlegung verhinderte. So bleibt es bei zwei Meisterschaften und einer Sonderregelung für die Frauen, obwohl 75 Prozent der Mitglieder in der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) weiblich sind.
Der nicht ganz so schwere Wettbewerb gilt vor allem als Sprungbrett für talentierte Nachwuchs-Reiterinnen. So sicherte sich 1999 und 2001 Michaels-Beerbaum den Frauen-Titel, ehe sie zum großen Sprung ansetzte. Die gebürtige Amerikanerin gewann später die Einzel-EM, zweimal den Gesamt-Weltcup und stand viele Monate auf Platz eins der Weltrangliste. „Es wäre schade, wenn es die Frauen-Meisterschaft nicht mehr gäbe“, sagte Meyer, die 2006 den Titel gewann.
In der Dressur ist die Geschlechtertrennung vor zwei Jahren aufgehoben worden. „Man hat sich lange dagegen gewehrt, aber so ist es logischer“, sagte Isabell Werth, die bei der gemischten Premiere den Titel im Grand Prix Special gewonnen hatte. Einen gemeinsamen Wettbewerb gibt es auch bei den Vielseitigkeitsreitern, die an diesem Wochenende parallel im niedersächsischen Luhmühlen ihre Titelkämpfe austragen.