Die erstaunliche Blitz-Karriere des Reiters Niklas Krieg

Göteborg (dpa) - So schnell ist noch niemand zum Weltcup-Finale geritten. Lediglich zwei Qualifikations-Turniere benötigte der Springreiter Niklas Krieg, um sich für den Höhepunkt der Hallensaison zu qualifizieren.

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„Wie er das gemacht hat, das ist sensationell“, lobt Bundestrainer Otto Becker den Aufsteiger der Saison vor dem Final-Turnier am Oster-Wochenende in Göteborg: „Damit war am Anfang des Jahres überhaupt nicht zu rechnen.“

Krieg hat eine erstaunliche Blitz-Karriere absolviert. Mit einer Mischung aus Zufall, Glück und Können sammelte der 22-Jährige mit dem Sieg beim ersten Weltcup-Turnier seines Lebens in Leipzig und mit Platz fünf als Nachrücker in Zürich ausreichend Punkte für die inoffizielle Hallen-WM. Wie ungewöhnlich Kriegs Leistung ist, zeigt das Beispiel Ludger Beerbaum: Der erfolgreichste Springreiter der letzten 25 Jahre scheiterte trotz neun Starts an der Qualifikation.

Krieg kann es selber kaum glauben: „Hätte mir das vorher einer prophezeit, hätte ich ihm gesagt: 'Spinnst du?'“ Jetzt startet der Nachwuchsreiter von Freitag an in Göteborg zusammen mit den erfahrenen Weltklasse-Reitern Christian Ahlmann (Marl), Daniel Deußer (Mechelen), Marcus Ehning (Borken) und Marco Kutscher (Bad Essen).

Dass er den Sprung unter Besten der Welt tatsächlich geschafft und das Göteborg-Ticket sicher hat, das erfuhr der junge Mann aus Villingen nach Abschluss der Qualifikations-Serie vom Bundestrainer: „Otto Becker hat mir geschrieben, dass es geklappt hat. Ich habe mich riesig gefreut, das war echt cool.“ Der Newcomer war überrascht, denn er kannte das komplizierte Reglement nicht und dachte, „dass es nicht gereicht hat“.

Die Regeln für das Final-Turnier mit drei Wertungsprüfungen von Freitag bis Ostermontag hat Krieg auf der zweitägigen Anreise im Pferdetransporter gelesen - und er gibt zu: „So richtig bin ich noch nicht drin.“ Gemeinsam mit seinem Vater ist der Nachwuchsreiter in zwei Etappen und mit einem Zwischenstopp in Hamburg über mehr als 1400 Kilometer nach Schweden gefahren. Andreas Krieg ist fast immer dabei, wenn es für den Sohn wichtig ist.

Die Kriegs sind „eine echte Pferde-Familie“, wie es der Bundestrainer ausdrückt. „Die managt das gut“, sagt Becker. Vater Andreas und Mutter Kirsten waren selbst Springreiter, betreiben in Villingen seit 30 Jahren einen Turnier- und Ausbildungsstall. Schwester Leonie reitet ebenso in den Nachwuchs-Nationalteams wie ihr Bruder, der vor zwei Jahren mit der deutschen U21-Mannschaft EM-Gold gewann.

Der Sprung in den Erwachsenenbereich gelang schneller als gedacht. Jetzt will Niklas Krieg im Sattel seiner Stute Carella die Ritte bei seinem ersten Weltcup-Finale genießen. „Alles, was jetzt kommt, ist ein Zugabe“, sagt der Newcomer. Der 22-Jährige ist jetzt schon mit der Saison „sehr zufrieden“. Aber ganz ohne Ehrgeiz reitet er nicht, die letzte Wertungsprüfung am Montag will er erreichen: „Das wäre toll.“