EM-Debütant und EM-Jubilar wahren die Medaillenchance

Herning (dpa) - Der Jüngste im Team ist der Wichtigste. Der 32 Jahre alte Daniel Deußer glänzte bei seiner ersten EM auch am zweiten Tag und machte es den Routiniers mit seinen fehlerfreien Runden vor.

Nach zwei von drei Teilprüfungen blieb er als einziger der vier deutschen Springreiter ohne Abwurf, so dass der Titelverteidiger vor der abschließenden Runde am Donnerstag immerhin noch auf Platz vier liegt.

„Wir können froh sein, dass wir nicht weiter nach hinten gerutscht sind“, sagte Bundestrainer Otto Becker, nachdem Ludger Beerbaum als letzter deutscher Reiter mit Chiara ebenfalls fehlerfrei geblieben war. Beckers Team liegt mit 12,77 Strafpunkten weiter auf Platz vier hinter Großbritannien (8,18), der Schweiz (8,45) und Frankreich (11,14).

„Wir haben nach wie vor eine Chance, wir liegen in Lauerstellung“, sagte Becker. Der Coach gab jedoch zu: „Es ist nicht gerade eine ideale Ausgangslage.“ Die Entscheidung fällt am Donnerstag in der letzten Runde des Teamwettbewerbs im Stadion des dänischen Fußballclubs FC Midtjylland.

EM-Debütant Deußer ist bisher der erfolgreichste deutsche Reiter. In der Einzelwertung, die weiter der Brite Ben Maher anführt, hat er sich bis auf Platz sechs vorgeschoben. Wie groß das Vertrauen in den Youngster ist, zeigte sich an der Änderung der Startreihenfolge. Deußer ritt in der zweiten Wertungsprüfung als erster Deutscher in den Parcours. „Nachdem es gestern gut gelaufen ist, war es die Entscheidung, nach vorne zu gehen“, erklärte der deutsche Meister, um „den anderen Vertrauen zu geben“.

„Ich war ja schon der 44. Starter des Wettbewerbs. Ich habe genug Reiter gesehen, deshalb war es nicht so schwierig“, wiegelte der seit einem Jahr in Belgien lebende Neuling ab. Fröhlich grinsend erklärte Deußer: „Der Plan war null zu gehen, das hat geklappt.“

Bei Carsten-Otto Nagel ging der Plan nicht auf. Der 50-Jährige aus Norderstedt patzte mit Corradina erneut an einer dreifachen Kombination. „Das war enttäuschend. Es war der gleiche Fehler wie gestern“, klagte der zweifache Vize-Europameister, der schon im Zeitspringen am Dienstagabend gepatzt hatte.

Die Stute habe „kurz getrabt“ und die Stange „mit dem Bauch abgeräumt“. Corradinda „war nicht so souverän in dieser Situation“, berichtete Nagel. Der Bundestrainer war unzufrieden. „Er hätte mehr kämpfen müssen“, sagte Becker: „Er hätte mehr Einsatz zeigen können.“

Auch Christian Ahlmann wurde die dreifache Kombination zum Verhängnis. Codex one riss wie Nagels Corradina am mittleren Teil des roten Hindernisses. „Sie hat sich richtig erschrocken“, meinte der Reiter aus Marl.

Dass eine Medaille trotzdem noch möglich ist, liegt auch an Beerbaum. Bei seiner zehnten EM-Teilnahme blieb der Routinier nach einem Abwurf im Zeitspringen am Dienstag mit Chiara in der zweiten Teilprüfung fehlerfrei und ritt strahlend aus dem Stadion. „Ich bin super happy“, rief der Jubilar von seinem Pferd herunter.