„Königin der Vielseitigkeit“ feiert kurz, aber intensiv
Caen (dpa) - Als „Königin der Vielseitigkeit“ wachte Sandra Auffarth am Montag in Caen gegen fünf Uhr auf. Weniger als vier Stunden Schlaf mussten reichen.
Dann fuhr die erste deutsche Doppel-Weltmeisterin mit ihrer Mutter Bärbel im Pferdetransporter „ganz in Ruhe“ die rund 1000 Kilometer bis ins heimische Ganderkesee, die zwei goldenen Medaillen im Gepäck.
Die vorherige Party in dem Restaurant „Villa Eugène“ war „kurz, aber intensiv“, wie es Dennis Peiler ausdrückte. „Um ein Uhr haben sie uns die Musik abgedreht“, berichtete der Sportchef des Reitverbandes FN. Nach kurzem Schlaf verluden die deutschen Reiter noch in der Dunkelheit ihre Pferde.
Was Auffahrt „so unfassbar“ fand, das konnte sie vor der frühen Abfahrt aus Caen gleich auf mehreren Seiten in der druckfrischen Zeitung „Ouest France“ nachlesen. Als „la reine du complet“, wurde die 27-Jährige betitelt. Und voller Respekt beschrieb Frankreichs größte Regionalzeitung die unglaubliche Serie der Vielseitigkeitsreiter als „perfekten Grand Slam für die Deutschen“. Zum vierten Mal in Serie feierten sie bei einer internationalen Großveranstaltung Doppel-Gold. Die einstige Problem-Disziplin ist längst der größte Medaillengarant des deutschen Pferdesports
EM, Olympia, EM und nun WM - immer gab es zwei goldenen Medaillen. Mindestens. Mehrfach aber auch eine Zugabe, so wie am Sonntag das Einzel-Silber von Michael Jung. „Das ist der Hammer“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer: „Es gibt keine bessere Bilanz.“
„Wir haben jetzt zwei Einzel-Weltmeister in unserem Team“, sagte der Coach stolz. Gemeint war neben Auffarth der zweitplatzierte Jung, der vor vier Jahren in den USA als erster deutscher Vielseitigkeitsreiter die Individual-Wertung gewonnen hatte und nun in der Normandie seiner Nachfolgerin gratulierte. „Sie ist die richtige und eine würdige Weltmeisterin“, sagte der Profi aus Horb.
Mit dem Mannschafts-Sieg in Caen hat sich Jung schon jetzt einen ganz besonderen Platz in der Pferdesport-Geschichte gesichert. Bereits mit 32 Jahren hat der Ausnahmekönner geschafft, was noch keinem gelungen ist: alle möglichen Titel zu gewinnen. Niemand sonst besitzt den kompletten Satz goldener Team- und Einzel-Medaillen von EM, WM und Olympia.
„Das sind einfach alle Siegertypen“, schwärmte der Bundestrainer. Dazu zählt Melzer nicht nur Auffarth und Jung sowie die zum Gold-Team von Caen gehörenden Ingrid Klimke (Münster) mit Escada und Dirk Schrade (Sprockhövel) mit Hop and Skip. Dazu gehören für den Coach auch die in der Normandie als Einzelstarter reitenden Peter Thomsen (Lindewitt) mit Barny und Andreas Ostholt (Warendorf) mit So is et. Als Siebter und Zehnter bewiesen sie, dass Melzer recht hatte, als er schon vor Beginn des Wettbewerbs sagte: „Jeder von den Sechs könnte im Team reiten, aber ich habe nur vier Plätze.“
Entsprechend optimistisch schaute der Bundestrainer ganz weit nach vorn. „Wir sind schon jetzt fokussiert auf Rio, bei der EM nächstes Jahr können wir dafür vielleicht junge Pferde ausprobieren“, sagte Melzer. Die vorzeitige Olympia-Qualifikation haben sich Auffarth & Co. als Gold-Gewinner ganz locker nebenbei gesichert.