Tod eines Pferdes überschattet starke deutsche WM-Ritte
Haras du Pin (dpa) - Der Tod eines weiteren Pferdes hat bei der WM in der Normandie den starken Auftritt der deutschen Vielseitigkeitsreiter überschattet.
Der 13 Jahre alte Wallach Wild Lone des britischen Reiters Harry Meade ist nach Angaben der WM-Organisatoren am Samstag nach der Ankunft vom Geländeritt zusammengebrochen. Der 31 Jahre alte Brite war letzter Starter der britischen Mannschaft. Bereits am Donnerstag war beim Distanzritt ein Pferd gestorben.
Sportlich stand der Geländeritt im Zeichen einer starken deutschen Mannschaft. Mit einem sicheren Ritt hat Sandra Auffarth die deutschen Vielseitigkeitsreiter wieder auf Gold-Kurs gebracht. Die Olympia-Dritte aus Ganderkeese zeigte am Samstag als letzte Starterin auf dem Geländekurs von Haras du Pin eine starke Leistung und sorgte an einem turbulenten Gelände-Tag für ein glückliches Ende. „Das war unglaublich“, sagte Bundestrainer Hans Melzer: „Es lag alles an Sandra, sie ist einfach unglaublich.“
Auffarth behielt die Nerven, ritt mit Opgun Louvo souverän über die nasse Strecke und rettete einen knappen Vorsprung ins Ziel. Vor dem abschließenden Springen am Sonntag in Caen liegt das deutsche Quartett mit 177,9 Strafpunkten vor Großbritannien (186,8) und Australien (226,8).
Im Einzel sind weitere Medaillen möglich. Titelverteidiger Michael Jung aus Horb liegt mit Rocana (52,3) auf Rang drei hinter Auffarth mit Opgun Louvo (52,0). Es führt der Brite William Fox-Pitt mit Chilli Morning (50,3). „Es war unglaublich aufregend“, sagte Auffarth, und es „war sehr schwer“. Die 28-Jährige zeigte sich unerwartet forsch: „Jetzt will ich erst Team-Gold und dann Einzel-Gold.“
Auch Jung ritt mit seiner Stute Rocana fehlerfrei über die 5,982 Kilometer lange Strecke. „Sie ist super gelaufen“, lobte der 32-Jährige aus Horb die neun Jahre alte Stute, die er für sein angeschlagenes Erfolgspferd Sam einsetzte. „Die Stute weiß genau, wenn ich ihr Signale gebe“, erklärte der Titelverteidiger: „Auch am Ende, als es brenzlig wurde, hat sie gekämpft.“
Knapp war es bei Ingrid Klimke, die bei einem Wasser-Hindernis fast aus dem Sattel geflogen wäre. Anschließend vermied die Reiterin aus Münster mit Escada nur knapp eine Verweigerung und ritt eine Alternative, die Zeit kostete. „Das war Heftigste, was ich bisher geritten bin“, erkläre Klimke im Ziel. Die Devise, die Co-Trainer Chris Bartle mitgegeben hatte, lautete: „Vergesst die Zeit, Hauptsache ankommen“. Erleichtert stellte sie fest: „Das war kein Kinder-Geburtstag. Ich bin unendlich froh, dass ich es hinter mir habe.“
Enttäuschend war anschließend der Ritt von Dirk Schrade. Nach zwei Verweigerungen des Reiters aus Sprockhövel mit seinem Wallach Hop and Skip verlor das deutsche Team zwischenzeitlich die Führung. „Ich kann ihm nicht böse sein“, sagte Schrade: „Das war der erste Geländefehler in seinem Leben. Das ist untypisch für ihn.“
Mit flotten Ritten schoben sich hingegen Peter Thomsen und Andreas Ostholt in der Individual-Wertung nach vorne: Ostholt liegt vor dem Springen mit So is et (56,7) auf Rang sieben, Thomsen mit Barny (60,3) auf Platz zehn. Ostholt musste nach der Ankunft allerdings zittern, denn er war zunächst disqualifiziert worden. Nach Ansicht der Video-Bilder hob die Jury das Urteil wieder auf. „Ich war fassungslos“, kommentierte Ostholt.