Pferde-Preise: Ohne reiche Erbinnen geht nichts
Lyon (dpa) - Alle schauen beim Weltcup-Finale in Frankreich auf Hamad Ali Mohamed al Attiyah, denn der erst 19 Jahre alte Springreiter reitet eines der teuersten Pferde der Welt: Bella Donna. Besonders dem deutschen Bundestrainer Otto Becker tut das Zuschauen weh.
Bella Donna war 2012 das Olympiapferd von Meredith Michaels-Beerbaum. Und die elfjährige Stute war von Becker für einen Start bei der WM im Herbst eingeplant, ehe die amerikanischen Besitzer der Verlockung einer Millionenofferte aus Katar erlagen. Nun darf ein Teenager aus dem Wüstenstaat das Weltklasse-Pferd reiten.
„Die Preise gehen in den Himmel“, sagt der Springreiter Ludger Beerbaum. Seit ein paar Jahren investieren vor allem Saudi Arabien und Katar in Springpferde, mischen mit dem Öl-Geld den Markt auf. Beerbaum muss sich keine Sorgen machen, denn er wird von Madeleine Winter-Schulze unterstützt. Die äußerst wohlhabende Frau aus der Wedemark bei Hannover investiert als Mäzenin viel Geld in den deutschen Pferdesport. Genau wie ihre Schwester Marion Jauß, die den Springreiter Christian Ahlmann beim Kauf von Top-Pferden unterstützt.
„Die Saudis und Kataris investieren sehr viel Geld“, sagt Winter-Schulze: „Sie suchen gute Pferde, und wir haben sie. Sie bieten so viel Geld, dass die Besitzer nicht nein sagen können. Da kann man keinem Besitzer böse sein.“ Nur bei der 72-Jährigen und ihrer Schwester haben neureiche Interessenten keine Chance: „Durch unser Erbe sind wir nicht gezwungen, Pferde zu verkaufen.“ Winter-Schulze, früher deutsche Meisterin in Springen und Dressur, finanziert zudem Vierbeiner für die Vielseitigkeitsreiterin Ingrid Klimke und die Dressurreiterin Isabell Werth.
Spitzenpferde, mit denen man bei einem Weltcup-Finale wie in Lyon vorne mitreiten kann, haben ihren Preis. „Unter einer Million geht nichts“, sagt Winter-Schulze. Sie selber hat auch schon gute Vierbeiner wie Beerbaums ehemaliges WM-Pferd L'Espoir verkauft, allerdings nicht aus Not. „Ludger bekommt die Anfragen und informiert mich, und er entscheidet letztlich“, erklärt sie das Vorgehen.
Da Winter-Schulze auch viele Pferde der Beerbaum-Angestellten Marco Kutscher und Philipp Weishaupt gehören, haben die beiden reichen Schwestern schon komplette deutsche Mannschaften mit Pferden ausgerüstet. Bei der WM in Frankreich könnte nach jetzigem Stand immerhin das halbe Quartett von den großzügigen Erbinnen ausgerüstet werden.
„Wenn man einen Besitzer wie ich hat, dann ist das eine super Ausgangsposition“, sagt Ahlmann. Über seine beiden Toppferde Taloubet und Codex one sagt der Doppel-Europameister von 2003: „Die könnte ich mir sonst nicht leisten.“ Und ohne die Unterstützung von Jauß „könnte ich es mir auch nicht leisten, sie nicht zu verkaufen“.
Der 39-Jährige aus Marl ist sogar in einer doppelt guten Position, den der Vater seiner Freundin Judy Ann Melchior ist ein sehr erfolgreicher Züchter, der ihm ebenfalls Pferde zur Verfügung stellt. So reitet Ahlmann in Lyon den Wallach Aragon, der Leon Melchior gehört.