Sloothaaks schweigsamer Neustart
Hannover (dpa) - So wortkarg ist Franke Sloothaak normalerweise nicht. Der Springreiter ist in der Szene als freundlicher und eloquenter Mensch bekannt, doch angesichts seines neuen Arbeitgebers muss er sich offensichtlich zügeln.
Seit ein paar Wochen arbeitet der ehemalige Weltklasse-Reiter für einen österreichischen Waffen-Hersteller, lässt viele Fragen unbeantwortet und sagt: „Das gehört zur Vereinbarung.“
Sloothaaks großartige Karriere trudelt schon seit einigen Jahren aus. Mehrere goldene Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften stehen in der Erfolgsstatistik, der gebürtige Niederländer ist in Deutschland noch immer ein absoluter Publikumsliebling. Doch seit einiger Zeit schon fehlen gute Pferde und damit Erfolge. Die große Anlage in Borgholzhausen musste er nach der Trennung von seiner Frau verkaufen.
Nicht ganz freiwillig arbeitet der 55-Jährige fast nur noch als Trainer, zuletzt anderthalb Jahre für einen russischen Investor mit osteuropäischen Reitern. Nach dem plötzlichen Ende dieser Zusammenarbeit war Sloothaak auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber und fand schließlich Gaston Glock.
Glock ist der Erfinder der gleichnamigen Schusswaffe, die als meistverkaufte Pistole der Welt gilt und den inzwischen 83 Jahre alten Österreicher zu einem sehr reichen Mann gemacht hat. Vor ein paar Jahren entdeckte Glock die Liebe zu der mehr als 50 Jahre jüngeren Kathrin Tschikof - und damit zu den Pferden.
Die neue Frau Glock arbeitet jetzt als Geschäftsführerin des „Glock Horse Performance Center“ in Treffen/Kärnten. Sie hat schon mit der Verpflichtung des dreifachen Dressur-Weltmeisters Edward Gal und dessen Lebensgefährten Hans Peter Minderhoud für Aufsehen gesorgt.
Der frühere Reiter von Totilas soll einen Zehnjahresvertrag bei Glock unterschrieben haben und trägt beim Reiten seitdem häufiger eine Anstecknadel in Form einer Pistole. Bei Fragen dazu ist der Niederländer allerdings sehr einsilbig.
Das gilt neuerdings auch für Sloothaak. „Mal schauen, wie sich das entwickelt“, sagt er etwa zur Dauer seines Vertrages mit Glock und verweist auf eine Pressesprecherin. Nur soviel darf er verraten: „Ich kümmere mich um sechs Reiter und fahre zu ihnen, um zu trainieren.“
Offiziell gilt Sloothaak als Manager des Glock-Springteams. Die Österreicher reiten wie die niederländischen Dressureiter Gal und Minderhoud fast ausschließlich Pferde, die den Namenszusatz Glock's tragen. Ganz billig dürfte das nicht gewesen sein. Nur für Sloothaak gibt es kein Glock's-Pferd.
Welch außergewöhnlicher Reiter der gebürtige Niederländer noch immer ist, hat er bei seinem bisher letzten Turniereinsatz bewiesen, der eher ein zufälliger war. Im russischen Tschernjachowsk, dem früheren Insterburg, sprang Sloothaak im September 2012 kurzfristig für seinen damaligen Schüler Benas Gutkauskas ein - und gewann mit dem Pferd des erkrankten Litauers den Großen Preis.
Ob der reiche Herr Glock nicht genug Geld habe, um ihm ein passendes Pferd zu kaufen? „Im Moment steht das nicht an“, sagt der Doppel-Weltmeister von 1994 und klingt dabei, als wenn er das bedauern würde. Mehr möchte Sloothaak dazu allerdings nicht sagen und verweist noch einmal auf die Pressesprecherin.
Der 55-Jährige muss sich umstellen. Immerhin, soviel darf Sloothaak noch über seine neue Verschwiegenheit sagen: „Daran muss ich mich erst gewöhnen.“