Totilas - ein Pferd mit eigener T-Shirt-Kollektion
München (dpa) - Welches Pferd sonst hat schon seine eigene T-Shirt-Kollektion? Und welches Pferd hat seine eigene Comedy im Radio? Der Hype um den Hengst Totilas, der ohne den Zusatz „Wunderpferd“ nicht mehr auskommt, bringt den Pferdesport in eine neue Dimension.
Und die schwarze Schönheit, die am Donnerstag in München erstmals mit dem Dressurreiter Matthias Rath zum Wettkampf antritt, soll auch die Kasse des Vermarkters Michael Mronz klingeln lassen. „Jede Tasse mit Totilas drauf bedarf einer Lizenzgebühr“, sagt Mronz.
Dabei gefällt das Beispiel mit den Totilas-Tassen Mronz nicht mal besonders gut. „Es geht nicht um Tassen“, beteuert der Vermarktungsprofi, der sich nach eigenen Angaben die Markenrechte gesichert hat. „Es geht darum, die Marke Rath/Totilas aufzubauen.“ Und im schönsten Manager-Deutsch fügt er an: „Wir könnten das mehr kapitalisieren als wir es tun.“ Wir, das ist Mronz, der Lebensgefährte von Außenminister Guido Westerwelle, mit seiner Agentur MMP.
Also erstmal T-Shirts. Die sehen mehr nach Polo als Dressur aus, das Stück für 109 Euro. Kein Schnäppchen, klar, aber der Kauf von Totilas war ja auch nicht gerade billig. Rund zehn Millionen Euro hat Paul Schockemöhle der schwarze Spaß gekostet. Der pfiffige Pferdehändler ist sich sicher, „dass sich der Kauf rechnet“, er verdient bereits mit der Zucht. 4000 Euro kassiert Schockemöhle für eine Portion Totilas-Samen, wenn die Befruchtung klappt sind weitere 4000 Euro fällig.
Knapp die Hälfte der höchsten Kaufsumme, die je für ein Pferd in einer olympischen Disziplin gezahlt wurde, dürfte Schockemöhle von Ann Kathrin Linsenhoff eingestrichen haben, der wohlhabenden Stiefmutter von Alexander Rath. Eine Besitzergemeinschaft bilden sie, erklärt Schockemöhle: „Ich habe die Zuchtrechte, für den Sport ist die Familie Linsenhoff zuständig.“ Die Rechtefrage ist bei einem solch kostbaren Tier offensichtlich nicht ganz unwichtig.
„Wir haben die Markenrechte“, sagte Mronz: „Die Namensrechte liegen bei der Familie Linsenhoff.“ Die T-Shirts sind erst der Anfang. Auch ein Sponsoren-Name für Totilas sei möglich, erklärt Mronz. „Na klar“, meint der Vermarkter. Aber: „Es muss eine starke Marke sein.“ Passt der edle Hengst denn eher zu Pils oder zu Perlwein? „Es passt beides: Premium-Bier und Premium-Champagner“, sagt Mronz.
„Wir wollen nichts verramschen“, versichert Mronz, der auch für die Vermarktung des CHIO in Aachen verantwortlich ist. Zunächst hat er andere Ziele. „Es geht darum, in die Medien zu kommen“, sagt Mronz: „Es gibt Platz für Reitsport, den es seit Jahren nicht gab.“
Tatsächlich hat der schicke Schwarze ein Medieninteresse ungeahnten Ausmaßes ausgelöst. Ein Dutzend TV-Teams und rund 100 Journalisten waren im vergangenen Jahr bereits bei der Präsentation in einer staubigen Reithalle im niedersächsischen Dorf Mühlen. Nicht viel weniger kamen vor drei Wochen - und das nur, weil Totilas von Schockemöhles Hof auf das Anwesen der Familie Linsenhoff nach Kronberg im Taunus umzog. Der Radiosender hr3 sendet seitdem die Comedy „Der Superhengst rettet den Planeten“.
Auch für den ersten Auftritt in München hat sich ein großes Medienaufgebot angekündigt. Jetzt wird es für den 26-jährigen Rath und das Wunderpferd im Parcours ernst. „Wir müssen erstmal sportliche Erfolge haben und nicht Entertainment-Erfolge“, sagt Mronz. Auch der Vermarkter weiß: Nur mit Siegen lassen sich T-Shirts verkaufen. Mit zweiten Plätzen reicht es nicht einmal für Tassen.