Wieder Doppel-Gold für Vielseitigkeitsreiter Jung
Malmö (dpa) - Die deutschen Fans feierten bereits vor dem letzten Sprung: Michael Jung hat als erster Vielseitigkeitsreiter zum zweiten Mal nacheinander Doppel-Gold bei der EM gewonnen.
Der 31-Jährige aus Horb gewann im Einzel, führte das deutsche Team zur Titelverteidigung und unterstrich damit seine Ausnahmestellung. „Beibringen kann man dem nichts mehr“, schwärmte Bundestrainer Hans Melzer in Malmö.
Jung behielt im abschließenden Springen die Nerven und ließ sich die klare Führung nach Dressur und Geländeritt nicht mehr nehmen. Der amtierende Weltmeister und Olympiasieger von 2012 bleibt damit im Besitz der drei wichtigsten Titel. „Er gibt mir ein gutes Gefühl“, lobte Jung seinen Wallach Halunke, den er erstmals bei einem so wichtigen Wettbewerb einsetzte. Außerdem gab es in Malmö Einzel-Silber für Ingrid Klimke aus Münster mit Escada.
Selbst der große Regen konnte Jung in Malmö nicht stoppen. Pünktlich zu seinem Geländeritt am Samstag prasselte ein kräftiger Schauer auf den Ostseestrand. Doch der seit drei Jahren dominierende Vielseitigkeitsreiter ließ sich nicht beirren und meisterte die schwierige Situation. „Der Sattel und der Zügel waren nass, aber der Boden war prima“, kommentierte er seinen Ritt unter erschwerten Bedingungen.
Jungs Pferd missfiel der Regen offensichtlich. „Er war am Anfang unzufrieden“, berichtete der 31-Jährige: „Er hat ein paar Mal den Kopf geschüttelt.“ Jung selber musste einmal gekonnt ausbalancieren, weil ihm an einem Wassersprung „der Zügel durch die Hand gerutscht war“. Nur drei Sekunden blieb er schließlich mit dem erst neunjährigen Wallach unter dem erlaubten Zeitlimit von 10:30 Minuten. Halunke erwies sich damit als fast schon gleichwertig mit Jungs Toppferd Sam, mit dem der Ausnahmekönner zuvor Gold bei WM, EM und Olympia gewonnen hatte.
„Er muss es immer spannend machen“, scherzte Vater Joachim Jung, dessen Sohn im Gelände anfangs zu langsam ritt. „Ich war lange hinter der Zeit, aber am Ende habe ich es reingeholt“, berichtete Jung. Das abschließende Springen - wieder bei Regen - war danach fast nur noch eine Formsache.
„Die Anderen haben auch einen Klasse-Job gemacht“, lobte Jung seine Mitstreiter, die bei dem vorentscheidenden Geländeritt fehlerfrei und innerhalb des Zeitlimits blieben. „So etwas gab es noch nie“, kommentierte Bundestrainer Hans Melzer. Das deutsche Team gewann schließlich mit 116,20 Strafpunkten vor Schweden (134,20) und Frankreich (151,60).
Dem Coach gelang mit den Medaillen von Malmö ein gewagtes Experiment. Melzer setzte in Malmö ausschließlich Pferde ein, die zuvor noch nie für Deutschland um Medaillen angetreten waren. „Die Pferde haben schon vorher gute Ergebnisse gehabt, aber ein Championat ist schon etwas Anderes“, sagte Melzer.
Ein Versprechen für die Zukunft ist neben Jungs Halunke auch Ingrid Klimkes Escada. „Sie ist unglaublich, sie ist ein Weltpferd“, schwärmte die 45-Jährige aus Münster über ihre neunjährige Stute. „Sie ist so unerschrocken, sie hat vor nichts Angst.“ Klimke hat es zudem innerhalb eines Jahres geschafft, die Dressurleistung des Pferdes auf Weltklasse-Niveau zu heben.
Eine besondere Rolle im deutschen Quartett hatte Dirk Schrade. Der 35-Jährige aus Sprockhövel musste mit Hop and Skip als Erster in die Dressur und als Erster auf die sechs Kilometer lange Geländestrecke, die sich entlang der Ostseeküste schlängelte. „Erst war der Druck groß“, gab Schrade zu: „Aber in der Startbox habe ich das total vergessen.“ Erst im Springen durfte er später starten und kam im Einzel mit Hop and Skip (44,20) auf Platz sechs. Vierter Reiter des Teams war Andreas Dibowksi aus Döhle, der mit Avedon (52,00) auf Rang 16 kam. Bester Einzelreiter war Peter Thomsen aus Lindewitt, der mit Cayenne (42,60) Fünfter wurde.