Fortuna Düsseldorf vor Schalke-Spiel Funkels Schalke-Allergie ist ein sagenhafter Rekord
Düsseldorf/Frankfurt · Fußball-Historiker Udo Muras hat für uns gerechnet: Seit 21 Jahren wartet der Fortuna-Trainer auf einen Sieg gegen Schalke 04.
Der 5. August 1997 war ein Dienstag, die gerade gestartete Bundesliga setzte ihre Saison mit einer englischen Woche fort. Die Fans beschäftigte noch der Auftakt, hatte doch Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern mit Otto Rehhagel bei Meister Bayern gewonnen. In allen Stadien zahlten die Menschen mit D-Mark für ihr Bier und ihre Würstchen, ihr Bundeskanzler hieß Helmut Kohl und die ersten Bürger surften bereits in dieser neuartigen magischen Welt namens Internet. Der SC Freiburg, Hansa Rostock und der 1. FC Nürnberg allerdings hatten noch keine Homepage.
Und – auch das kaum zu fassen – Friedhelm Funkel, der 43 Jahre junge Trainer des MSV Duisburg, gewann gegen Schalke 04. Mit 1:0 durch ein Tor von Horst Steffen, obwohl sie nach Stefan Emmerlings Platzverweis den Vorsprung in Unterzahl über die Zeit hatten retten müssen. Es war schon der zweite Sieg in Funkels Karriere über die Schalker, im neunten Spiel.
Keine überragende Bilanz, aber Funkel würde gewiss einiges darum geben, würde sie heute noch annähernd so freundlich aussehen. Einen Währungs- und vier Regierungswechsel später ist kein Sieg mehr hinzugekommen für das Bundesliga-Urgestein. Seit 21 Jahren wartet der heutige Fortuna-Trainer auf den dritten Streich gegen die Königsblauen, 19mal hat er es mit seinen diversen Teams versucht. So eine Serie hat es nie gegeben, wie der aktuelle Kicker noch flugs errechnet hat: der große Jupp Heynckes hatte zu Gladbacher Zeiten mal einen Bremen-Komplex über 17 Spiele, Funkel aber kann am Samstag schon die 20 voll machen. Die Funkel-Serie in nackten Zahlen: 0 Siege, 5 Unentschieden, 14 Niederlagen, 11:33 Tore – gegen sieben verschiedene Trainer. Wohl auch deshalb überhöhte der Coach die so schlecht gestarteten Knappen gestern auf typische Funkel-Weise: „Wir sind natürlich krasser Außenseiter“, sagte Funkel und sprach vom „großartigen Kader“ der Gäste, die am Samstag (15.30 Uhr in die Düsseldorfer Arena kommen.
Favorit war er nie gegen Schalke, mag Funkel einwenden
Funkel ist bekanntlich viel zu nüchtern, um an höhere Mächte zu glauben und sich einen Schalke-Komplex einreden zu lassen, mögen die Zahlen erzählen, was sie wollen. Und er mag einwenden, dass seine Mannschaften wohl nie als Favorit ins Spiel gegangen seien, hat er doch fast immer in seiner Karriere den Feuerwehrmann spielen müssen bei einem Abstiegskandidaten.
Wie ging es nun weiter nach dem historischen 5. August 1997?
Mit dem MSV holte er bis zu einer Entlassung im Frühjahr 2000 noch zwei Punkte bei drei Niederlagen. Dann übernahm Funkel Hansa Rostock, und der Spielplan führte ihn 2001 gleich zweimal zum damaligen Titelaspiranten – da waren die beiden Niederlagen keine Schande. Weil er 2002 entlassen wurde, bekam er leider keine Revanche mehr im Ostsee-Stadion.
Die nächsten Versuche unternahm Funkel mit dem 1. FC Köln, es gab 2002 ein 1:1 in Müngersdorf und 2003 auswärts ein 1:2 in einem Spiel mit drei Platzverweisen, Hamit Altintop traf in der Nachspielzeit für Schalke. Nach dem Rauswurf in Köln übernahm er 2004 Eintracht Frankfurt in der 2. Liga. Kaum mit den Schalkern wieder in einer Klasse, wuchs die Serie des Grauens – zwei Unentschieden und sechs Pleiten kamen bis 2009 hinzu. Seine letzten Schalke-Duelle erlebte er mit Hertha BSC in der Abstiegssaison 2009/10, wieder tat sich nichts auf dem Punktekonto (0:1 und 0:2). Stattdessen stellte Funkel mit Hertha gegen Schalke sogar einen Bundesligarekord von Tasmania Berlin ein – 15 Heimspiele kein Sieg. Nein, gute Erinnerungen kann Funkel an die Knappen wirklich nicht haben.
Und macht es das besser, dass Klatschen eigentlich nie dabei waren unter den 14 Niederlagen? Ein 0:3 mit dem MSV Duisburg am 4. März 2000 war noch die höchste Niederlage, zwei Wochen später wurde Funkel prompt entlassen.
Funkel traf in 14 Spielen ein einziges Mal gegen Schalke
Immerhin ist das letzte Treffen mit seinem Angstgegner acht Jahre her, vielleicht hat sich der Fluch ja verflüchtigt? Hoffnung besteht. Gewiss ist jedenfalls, dass Heiko Westermann nicht mehr bei Schalke aufläuft. Der Verteidiger entdeckte ausgerechnet in Spielen gegen Funkel-Teams den Torjäger in sich und traf vier Mal kurz vor Schluss. Wie beim 0:1 in Berlin im April 2010 in der 87. Minute, wie im Februar 2009 beim 2:1 in Frankfurt in der 83. Minute und – am schlimmsten – wie beim 2:2 an selber Stätte im Dezember 2007. Da traf Westermann sogar doppelt, der Ausgleich, der das Reißen von Funkels Serie verhinderte, fiel damals in der 89. Minute.
Der Spieler Friedhelm Funkel war übrigens ein passabler Torjäger, immer unterwegs, durchaus geschickt im Abschluss und im Kopfballspiel (83 Bundesligatreffer). In 14 Partien gegen Schalke aber traf er nur einmal – per Elfmeter.
Vielleicht hat er ja am Samstag mehr Fortune.