Lambertz optimistisch Schwimmer vor Kurzbahn-EM - „Vier, fünf Medaillen möglich“

Kopenhagen (dpa) - EM-Jubel nach dem WM-Frust ist das Ziel. Die deutschen Schwimmer um Philip Heintz, Marco Koch & Co. wollen zum Jahresabschluss bei den Kurzbahn-Europameisterschaften in Kopenhagen mehr Medaillen feiern als im Sommer in Budapest.

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„Vier, fünf Medaillen sollten schon möglich sein“, sagt Chefbundestrainer Henning Lambertz der Deutschen Presse-Agentur vor den am Mittwoch beginnenden Titelkämpfen. „Und wenn nicht alle Stricke reißen, schaffen wir das auch.“ Auf der langen Bahn hatte es bei den Weltmeisterschaften nur einmal Silber durch Franziska Hentke über 200 Meter Schmetterling gegeben.

Die 28-Jährige zählt auch in der dänischen Hauptstadt zu den deutschen Edelmetall-Hoffnungen. „Das Ziel für die EM ist eine Medaille“, sagt Hentke. „Ich habe einen Titel zu verteidigen, aber die anderen Mädels können auch schnell schwimmen.“ 2015 in Netanja hatte die Schmetterlings-Schwimmerin aus Magdeburg Gold gewonnen.

Philip Heintz hatte vor zwei Jahren Silber geholt. Bei den Weltmeisterschaften im Juli schnitt er dagegen schlechter ab als erhofft. Über 200 Meter Lagen gab es Platz sieben. Danach musste der 26-Jährige erstmal abschalten: „Für mich war es wichtig, nach der WM einen Cut zu machen und mal zwei Wochen ein bisschen Abstand vom Schwimmen zu bekommen“, sagt Heintz. „Das hat mir gutgetan. Danach hatte ich dann auch wieder Bock.“

Bei der WM hatte Heintz Chefbundestrainer Lambertz falsche Trainingsgestaltung und mangelndes Vertrauen vorgeworfen. Missstimmungen, Missverständnisse, Kritik - auch das war Teil des deutschen Schwimmens in diesem Jahr. Die Probleme seien nun aber in einem langen, klärenden Gespräch ausgeräumt worden, sagt Heintz. „Wir sind offen miteinander umgegangen und sind jetzt auch wieder im Lot miteinander.“

Ohne die starke Konkurrenz aus den USA, Japan und China rechnet er sich bei der EM einiges aus: „Über 200 Lagen möchte ich natürlich eine Medaille mit nach Hause nehmen - am liebsten natürlich die Goldmedaille“, sagt er. „Und über 400 Lagen würde ich auch gerne eine Medaille mit heimnehmen.“

Lagenschwimmer Heintz zählt vor allem auf der 200-Meter-Strecke zu den Top-Favoriten, genau wie Koch über die gleiche Distanz im Brustschwimmen. Vom Weltmeister von 2016 und Weltrekordhalter „sollten wir eine Medaille erwarten können“, sagt Lambertz. Rückenschwimmer Christian Diener hat ebenfalls Chancen. Der 24-Jährige überzeugte zuletzt in den Weltcups. Auch er ist laut Lambertz ein Medaillenkandidat. In der Weltjahresbestenliste liegt Diener über 200 Meter auf Rang drei. In Radoslaw Kawecki aus Polen ist nur ein Europäer besser.

Obwohl die nicht-europäischen Superstars fehlen, ist das Starterfeld in Dänemark hochklassig. So sind bei den Frauen die mehrfachen Weltrekordlerinnen Sarah Sjöström aus Schweden sowie Katinka Hosszú aus Ungarn dabei. Bei den Männern springt unter anderen der britische Brustschwimm-Dominator auf den kurzen Strecken, Adam Peaty, ins Becken.

Während sich die besten deutschen Schwimmer in Kopenhagen mit der europäischen Elite messen, werden ab Donnerstag in Berlin die deutschen Meistertitel auf der 25-Meter-Bahn vergeben. Lambertz sieht darin eine Chance, für „Athleten, die eigentlich in der zweiten Reihe stehen“. Heintz beurteilt das ähnlich: „Berlin ist ein superschnelles Becken, und wenn der Titelverteidiger nicht da ist, zum Beispiel Marco Koch über 200 Meter Brust, ist das für sie vielleicht auch beflügelnd, weil sie die Möglichkeit haben, deutscher Meister zu werden.“

Beflügelnd könnten für das deutsche Schwimmen auch Erfolge in Kopenhagen wirken. Nach der enttäuschenden WM wäre ein gelungener Jahresabschluss ein Schritt in die richtige Richtung.