Fluch der Piraten: Ocean-Race-Flotte auf Abwegen
Die Verantwortlichen beim Ocean Race haben sich zum Schutz der Segler vor Piratenangriffen etwas einfallen lassen. Für den größten Teil der 4600 Seemeilen langen zweiten Etappe wird die Flotte auf ein Frachtschiff geladen.
Kapstadt (dpa) - Bei der elften Auflage des Hochseesegel-Klassikers Volvo Ocean Race hat die ungewöhnlichste Etappe seit der Premiere des Rennens 1973 begonnen. Wegen der Bedrohung durch Piraten an der ostafrikanischen Küste werden die sechs Yachten einen Großteil ihrer Reise von Kapstadt nach Abu Dhabi auf einem Frachtschiff zurücklegen. „Wir sind glücklich darüber“, sagte „Camper“-Skipper Chris Nicholson noch vor dem Start am Sonntag in Südafrika, „die Etappe hat Bereiche, in denen du einfach nicht da draußen sein möchtest.“
Der erste Abschnitt der 4600 Seemeilen langen Etappe wird nur wenige Tage dauern. Noch vor Weihnachten werden die Hightech-Yachten von Typ VO70 in einem geheim gehaltenen Hafen südlich der international definierten Piraten-Gefahrenzone unter dem Schutz bewaffneter Sicherheitskräfte auf einen Frachter geladen. Kurz vor dem Eintreffen am Verladeort werden alle sechs Besatzungen ihre Funk- und Ortungssysteme abstellen, um keinem Piraten einen Anhaltspunkt zu geben. Zudem werden im Internet dann keine Bilder zu sehen sein.
Während die Boote mit dem Schiff über mehrere tausend Seemeilen bis an die Küste des arabischen Emirats Sharjah transportiert werden, können die Segler mit ihren Familien Weihnachten feiern. Noch vor Neujahr werden sie voraussichtlich wieder an Bord ihrer Yachten gehen, um den kurzen Schlussabschnitt der Etappe nach Abu Dhabi zu absolvieren.
Gewertet wird die Etappe in zwei Teilen. Für Abschnitt eins bis zum Frachter erhält der Sieger 80 Prozent der Etappenpunkte, beim Sprint von Sharjah nach Abu Dhabi 20 Prozent.
Zu den Maßnahmen sind die Veranstalter gezwungen, weil sie eine vom klassischen Kurs um die Welt abweichende Strecke und Abu Dhabi als Anlaufpunkt gewählt haben. Nun beschert die Integration des arabischen Hafens, dessen Tourismus-Zentrale mit dem Abu Dhabi Racing Team unter Kommando des britischen Skippers Ian Walker ein eigenes Boot im Rennen hat, den Veranstaltern immense Zusatzkosten.
Schon bei der zehnten Auflage hatte die Etappe von Kapstadt in den indischen Hafen Cochin ähnliche Sorgen verursacht. „Unser Risiko ist das Kidnapping“, sagte Renndirektor Jack Lloyd. „Wir haben für den Fall Maßnahmen entwickelt. Die Segler sind wie beim letzten Mal auf solche Situationen vorbereitet.“
Einen Tag nach dem Startschuss in Kapstadt lag am Montag die französische „Groupama“ vor Team New Zealand auf „Camper“ und der amerikanischen Yacht „Puma“ mit dem einzigen deutschen Teilnehmer Michael Müller an Bord. Die nach der ersten Etappe in der Gesamtwertung führende spanische „Telefónica“ lag zum Auftakt des zweiten Teilstücks nur auf dem sechsten und letzten Rang.