Bilanz des Olympia-Winters Seriensieger und Sorgenkinder: Notenspiegel des Wintersports
Berlin (dpa) - Der Saisonbewertung der deutschen Wintersportler in der Übersicht:
SEHR GUT:
BOB: In Sotschi 2014 nach 50 Jahren erstmals leer ausgegangen, nun mit drei Olympiasiegen die Optimal-Ausbeute erreicht. Trotz des Material-Hickhacks während der Saison liefen die Schlitten beider Hersteller prima. So holte Francesco Friedrich mit Thorsten Margis im FES-Zweierbob zeitgleich mit den Kanadiern Justin Kripps/Alexander Kopacz Gold, und im Wallner-Vierer sorgte er für das Double. Pilotin Mariama Jamanka und Anschieberin Lisa-Marie Buckwitz überraschten mit Gold, da sie eigentlich als B-Team gestartet waren.
EISHOCKEY: Mit Olympia-Silber hat das Nationalteam alle Erwartungen übertroffen und unter Bundestrainer Marco Sturm den größten Erfolg der deutschen Eishockey-Geschichte gefeiert. Sturm formte ein wahres Team, dem in Abwesenheit der NHL-Spieler in Südkorea überraschende Siege gegen Schweden und Kanada gelangen. Im Finale gegen die Olympischen Athleten aus Russland stand die Auswahl um Kapitän Marcel Goc und Verteidiger-Star Christian Ehrhoff dicht vor einer noch größeren Sensation und unterlag erst mit 3:4 nach Verlängerung.
NORDISCHE KOMBINATION: Fünf von sieben möglichen Olympia-Medaillen, darunter alle drei Olympiasiege: Die Kombinierer haben wieder geliefert. Eric Frenzel, Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Vinzenz Geiger waren topfit, als es darauf ankam. Im Weltcup dagegen hatten sie besonders im ersten Saisondrittel große Probleme. Vor allem im Springen klappten viele Automatismen nicht mehr. Zwar gab es acht Weltcup-Siege, doch die Großen Kristallkugeln konnten nicht verteidigt werden. Fabian Rießle mit vier Einzelsiegen und als Gesamt-Dritter machte den größten Sprung nach vorn.
RODELN: Nach dem Patzer von Felix Loch verbuchten die Rodler drei von vier Olympiasiegen - insgesamt sechs Medaillen. „Sechs ist schon sensationell“, meinte Cheftrainer Norbert Loch. Natalie Geisenberger, Johannes Ludwig und Tobias Wendl/Tobias Arlt rasten zum Teamgold. Zuvor hatten Geisenberger und Wendl/Arlt ihre Erfolge von Sotschi 2014 wiederholt. Mit vier Goldmedaillen lösten sie den dreimaligen Olympiasieger Georg Hackl als erfolgreichsten Olympioniken ihrer Sportart ab. Silber holte Dajana Eitberger, die Dopplsitzer Toni Eggert/Sascha Benecken gewannen Bronze wie Johannes Ludwig.
SNOWBOARD: Mit sechs Siegen und insgesamt 15 Podestplätzen gelang den deutschen Snowboardern der beste Winter seit 2001. Gekrönt wurde die herausragende Saison mit den olympischen Medaillen von Selina Jörg und Ramona Hofmeister im Parallel-Riesenslalom. Zum Saisonfinale rasten die Snowboardcrosser Paul Berg und Konstantin Schad im Team-Event zum ersten deutschen Sieg in der Disziplin überhaupt.
GUT:
BIATHLON: Doppel-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier war in Pyeongchang bei den Damen die deutsche Alleinunterhalterin. Bei den Männern trumpften in Südkorea nicht nur Arnd Peiffer mit Gold, Simon Schempp mit Silber und Benedikt Doll mit Bronze auf. Dank Staffel-Bronze demonstrierte das Team von Trainer Mark Kirchner seine Qualitäten und im Gegensatz zum Damen-Team auch Einigkeit. Trotz allem gewannen die Skijägerinnen die Nationenwertung im Weltcup.
SKISPRINGEN: Andreas Wellinger und die DSV-Adler haben das Soll übererfüllt. Wellinger flog von der Normalschanze zu Olympia-Gold und legte wenige Tage Silber auf der Großschanze nach. Auch im Team (Wellinger, Richard Freitag, Karl Geiger, Stephan Leyhe) gelang Silber. Freitag hatte bis zu seinem Sturz in Innsbruck die Saison dominiert und danach auch noch Bronze bei der Flug-WM in Oberstdorf geholt. Wellinger wurde Zweiter der Vierschanzentournee. Auch die Frauen zeigten im Olympia-Winter gute Leistungen. Katharina Althaus stand bis zu den Spielen immer auf dem Podest und räumte in Pyeongchang die Silbermedaille ab. Carina Vogt sprang immer wieder unter die besten Fünf.
EISKUNSTLAUF: Die Siege von Aljona Savchenko und Bruno Massot im Grand-Prix-Finale, bei Olympia und der WM in Mailand überstrahlen alles. Die Wahl-Oberstdorfer beeindruckten Experten und weckten neues Interesse an der Sportart. Ob sie weitermachen, ist unklar. Mit ihrem Eifer und ihrer Perfektion steckte das Traumpaar aber auch die Sportler der zweiten Reihe an. Nach nur einem Jahr sind Annika Hocke und Ruben Blommaert (WM-13.) auf dem Weg nach oben.
BEFRIEDIGEND:
SKI ALPIN: Die Alpinen können zufrieden sein - vor allem unter den Verletzungs-Voraussetzungen. Obwohl Felix Neureuther und Stefan Luitz als Erfolgsgaranten den Großteil des Winters verpassten, verbuchte das Team mit sieben Siegen und 19 Podiumsplätzen die beste Bilanz im Weltcup seit dem Karriereende von Maria Höfl-Riesch 2014. Das lag vor allem an Viktoria Rebensburg, die mit drei Siegen und drei zweiten Plätzen die Riesenslalom-Wertung gewann. Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen raste mit vier Podien in die Weltspitze. Wermutstropfen waren die medaillenlosen Winterspiele in Korea sowie die personelle Lücke hinter Rebensburg, in die keine andere Rennfahrerin stoßen konnte.
SKELETON: Skeleton-Weltmeisterin und Weltcup-Gesamtsiegerin Jacqueline Lölling galt als Olympia-Topfavoritin. Doch die Britin Lizzy Yarnold war wie schon in Sotschi topfit und holte erneut den Olympiasieg. Für die frühere Weltmeisterin Tina Hermann als Fünfte war mehr drin, Anna Fernstädt rundete als Sechste das gute Ergebnis ab. Bei den Männern lief es eher durchwachsen. Der hoch gehandelte WM-Zweite Axel Jungk kam nur auf Rang sieben vor Christopher Grotheer und Alexander Gassner.
MANGELHAFT:
SKILANGLAUF: Keine Olympia-Medaille, kein Podestplatz im Weltcup: Normalerweise müsste man über den Langläufern den Stab brechen. Wären da nicht einige Lichtblicke. Die Damen schafften 13 Mal Plätze in den Top Ten, die Herren vier. Nachdem in den zurückliegenden Jahren kein DSV-Läufer unter die besten 50 des Gesamtweltcups kam, schaffte das diesmal Thomas Bing als 38. Die Verantwortlichen im Verband mussten durch die Krankheiten von Nicole Fessel und die gesundheitlich bedingten Rücktritte von Tim Tscharnke und Hannes Dotzler auf die vermeintlich besten Athleten verzichten.
EISSCHNELLLAUF: Dass sich die traurige Nullnummer von Sotschi bei Olympia in Pyeongchang noch einmal wiederholte, hat zu personellen Konsequenzen geführt. Sportdirektor Robert Bartko war im Präsidium mit seinen Konzepten in die Kritik geraten und erklärte schließlich seinen Rücktritt - ebenso wie Cheftrainer Jan van Veen. Dabei hatten die Deutschen mit zwei EM-Medaillen und insgesamt zehn Podestplätzen im Weltcup besser abgeschnitten als in zurückliegenden Jahren. Nico Ihle verpasste als Vierter bei der Sprint-WM eine Medaille nur knapp.
SKI FREESTYLE: Ähnlich wie bei den Alpinen fiel auch bei den Freestylern die größte Medaillenhoffnung aus, als sich Skicrosserin Heidi Zacher das Kreuzband riss. Sie erkämpfte fünf der nur sieben Podestplätze im Weltcup. Bei Olympia gab es dann nichts zu holen.
UNGENÜGEND:
SHORTTRACK: In einer schwierigen Situation ohne Bundestrainer konnten sich die beiden Olympia-Teilnehmerinnen in der Stunde der Bewährung nicht steigern und schieden in allen Rennen vorzeitig aus. Anna Seidel konnte nicht an ihre Podest-Plätze im Weltcup vor der Zeit ihrer komplizierten Brustwirbel-Operation anknüpfen. Die deutschen Männer und die Frauenstaffel hatten Olympia verpasst.
CURLING: Beide Teams verpassten Olympia. Auch bei der WM gelang dem Damen-Team als Vorletzter keine Steigerung.