Slalom-Kanuten um Rückkehrer Grimm erpaddeln Neuland
Wien (dpa) - Schon seit rund einer Woche bereiten sich die deutschen Slalom-Kanuten um Peking-Olympiasieger Alexander Grimm auf die Europameisterschaften vor - so zeitintensiv wie selten. Der Grund für die außergewöhnliche Maßnahme ist simpel.
Der künstliche Wildwasserkurs auf der Wiener Donauinsel wurde für die kontinentalen Meisterschaften komplett neu erbaut, Erfahrungswerte gibt es keine. „Das ist hier für uns alle komplettes Neuland“, kommentiert Bundestrainer Michael Trummer.
Am Freitag wird's ernst, mindestens zwei Medaillen in den olympischen Disziplinen sollen beim ersten Saisonhöhepunkt her. „Wir hatten dieses Jahr noch keine direkten Leistungsvergleiche mit der internationalen Konkurrenz. Ich gehe aber davon aus, dass wir an die Erfolge der vergangenen Europameisterschaften anknüpfen können“, urteilt Trummer. Vor einem Jahr in Krakau holten die deutschen Paddler drei Medaillen, bei den Weltmeisterschaften vergangenen September in Prag dann allerdings lediglich eine.
Jasmin Schornberg sorgte damals im Kajak-Einer der Frauen mit Bronze für ein wenig Jubel - und das auch erst nach einer glücklichen Juryentscheidung, die sie nachträglich auf Platz drei hievte. Die 28-Jährige aus Hamm zählt auch in Wien zum Kreis der podestambitionierten Kanutinnen. Noch größere Chancen werden aber den deutschen Männern eingeräumt: Jan Benzien startet bei den Canadier-Einern als Titelverteidiger, der Olympia-Zweite Sideris Tasiadis wurde im Vorjahr EM-Zweiter in Krakau und präsentierte sich bei den nationalen Ausscheidungen im Frühjahr wieder stark.
„Ich bin körperlich fit und wenn ich einen guten Lauf habe wie im letzten Jahr, ist viel bis sehr viel drin“, urteilt Benzien, der innerhalb der olympischen Klassen sogar gleich zweimal antritt. Mit seinem Teamkollegen Franz Anton fährt der Leipziger im Canadier-Zweier um eine weitere Top-Platzierung.
Einen noch stabileren Eindruck machten in der abgelaufenen Saison allerdings die deutschen Kajak-Männer. Im Gesamtweltcup feierten Sebastian Schubert, der Olympia-Dritte Hannes Aigner und Fabian Dörfler einen Dreifachtriumph. Nur bei der WM, als es drauf ankam, lief kaum mehr was zusammen: Aigner und Dörfler mussten sich mit den Rängen fünf und neun begnügen, Schubert scheiterte noch eher.
Zumindest Aigner wird das in Wien nicht reparieren können - denn der 25-Jährige darf gar nicht starten. Peking-Olympiasieger Grimm schnappte ihm nach insgesamt vier nationalen Qualifikationsrennen vor einigen Wochen das dritte Ticket für die Saison-Großereignisse EM und WM - Mitte September im US-Bundesstaat Maryland - weg.
„Es ist eine Erleichterung, wenn man das erreicht, wo man drauf hintrainiert hat. Das war ein ganz harter Weg“, urteilt Grimm, der in den vergangenen beiden Jahren in der nationalen Ausscheidung gescheitert war. „Wenn wir Hannes Aigner als den Leistungsträger der letzten Jahre zu Hause lassen müssen, zeigt das, was für eine Klasse wir dort haben. Das kann international nur gut sein“, sagt Trummer.