Es geht um viel Geld Sponsoring der Nationalelf: VW will Mercedes beerben
Stuttgart (dpa) - Mercedes-Benz und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, das ist eine Verbindung mit Tradition. Sich im Glanz der Nationalkicker zu sonnen dürfte aber auch den mit Diesel-Krise und Vertrauensverlust kämpfenden Volkswagen-Vorständen ein Leuchten in die Augen zaubern.
Daher versucht Europas größter Autobauer, den Konkurrenten Mercedes als Partner des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) abzulösen - nach immerhin 45 Jahren. Eine Entscheidung über den künftigen Sponsor ist nach Angaben des Verbandes noch nicht gefallen. Am 14. Juli soll es dem Vernehmen nach so weit sein.
Fußball, vor allem die Nationalelf, Bilder von Spielern, die mit dem VW-Logo auf der Brust aus dem Mannschaftsbus mit Volkswagen-Schriftzug steigen - das würde dem im Abgas-Skandal angeknacksten Volkswagen-Image sicher gut tun. Der Führungsetage in Wolfsburg ist das nur allzu klar. Ein weiterer Aspekt: Fußball ist ein emotionaler Sport, es bietet sich für den Autobauer also kaum ein besserer Weg, die Menschen zu erreichen - und beispielsweise für Elektromobilität zu sensibilisieren.
Ohnehin ist Volkswagen im Fußball-Sponsoring aktiv: Der Vertrag als Partner des DFB-Pokals läuft noch bis 2022, außerdem unterstützt der Autobauer den Bundesligisten VfL Wolfsburg - eine 100-prozentige Konzerntochter - ebenso wie den kleineren Nachbarn und Zweitligisten Eintracht Braunschweig.
Ein Engagement beim DFB hätte aber keine Auswirkungen auf den VfL Wolfsburg, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Unternehmenskreisen. Im Zusammenhang mit dem Abgas-Skandal hatte es zuvor Spekulationen gegeben, ob VW den Geldhahn für den Fußballverein nicht mehr ganz so weit aufdreht - wegen der milliardenschweren Belastungen gerade in den USA. Im Februar wurde dann bekannt: Anstatt 80 bis 90 Millionen Euro soll der Verein vom Mutterkonzern rund 60 bis 70 Millionen Euro jährlich bekommen. „Es gibt das Ziel, die Aufwendungen für den VfL Wolfsburg zu reduzieren“, wie es im Umfeld des Aufsichtsrats geheißen hatte. Inzwischen läuft es für Volkswagen trotz des Diesel-Skandals wieder besser: Das Geld sprudelt.
Da ist es dann auch leichter, Millionen für den DFB locker zu machen. Es geht um ein Volumen von mindestens acht Millionen Euro im Jahr, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ unlängst schrieb. Daimler, seit 1990 „Generalsponsor“ des DFB, will sich mit Verweis auf die laufenden Vertragsgespräche nicht äußern. Der „FAZ“ sagte ein Sprecher: „Wir würden sehr gerne weiter mit der Nationalmannschaft zusammenarbeiten. Die Partnerschaft zum DFB war erfolgreich und könnte es in Zukunft auch sein.“
Das denken sich vermutlich auch die Verantwortlichen bei Volkswagen - dient doch Sponsoring aus juristischer Sicht dazu, das positive Image des Gesponserten gegen Geld auf die eigene Firmenmarke übertragen zu dürfen. „Fußball passt gut zu Volkswagen, denn es ist ein klassenloser Sport - ein Volkssport eben“, sagte ein VW-Sprecher.
Mitte März hatte der DFB die Sponsorenrechte in der Kategorie Automobil für den Zeitraum vom 1. Januar 2019 bis 31. Juli 2024 neu ausgeschrieben. Der wichtigste DFB-Sponsor dürfte aber trotz allem der Traditions-Ausrüster Adidas bleiben: Der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach zahlt dem Weltmeister-Verband dafür künftig doppelt so viel wie bisher, wie Mitte 2016 bekanntgegeben wurde. Es geht um 50 Millionen Euro jährlich, vereinbart wurde ein Vier-Jahres-Kontrakt bis 2022. Bislang soll Adidas 25 Millionen Euro pro Jahr überwiesen haben. Der aktuelle Kontrakt hatte eine Laufzeit von acht Jahren und wäre 2018 ausgelaufen.
In diesem Fall entschied sich der DFB also wie schon 2007 für die Treue zu einem jahrzehntelangen Partner. Damals hatte der DFB die Offerte des US-Konzerns Nike abgelehnt. Kann sich auch Mercedes darauf verlassen?
Die Bundesliga-Clubs könnten vermutlich gut mit VW als DFB-Sponsor leben - allen voran Bayern München: Der Vorstandschef des Rekordmeisters, Karl-Heinz Rummenigge, hatte den DFB Ende Januar zu mehr Zurückhaltung bei Sponsoring und Werbung mit Nationalspielern aufgefordert. Es könne nicht sein, dass Spieler des FC Bayern „in der ersten Reihe bei Mercedes-Benz stehen“, kritisierte er. Denn der Bayern-Sponsor ist Audi - bekanntlich eine VW-Tochter.