Ståle Solbakken: Der Norweger der Domstadt
Ståle Solbakken ist der neue Trainer des FC. Ein „Messias“ ist er nicht. Davon hatten sie in Köln schon genug.
Köln. Sportdirektor Volker Finke äußert sich erst nach der Vorstellung des neuen Trainers. „Wir brauchen keinen neuen Messias, weil zu einem Messias immer auch ein Judas gehört. Wir müssen in Köln endlich an einem Strang ziehen.“
Finke ist vier Monate in Köln, hat die Mannschaft in drei Spielen als Interims-Trainer vor dem drohenden Bundesliga-Abstieg gerettet und einen neuen Trainer gefunden, der sich bei seinem ersten Auftritt im Geißbockheim optimal in Szene setzt. Und Finke gar nicht braucht.
Eloquent, nicht ohne Humor, sehr bestimmt und überzeugt von seiner neuen Aufgabe bei einem nicht ganz einfachen Bundesliga-Klub lächelt Ståle Solbakken in die zahlreichen Kameras.
Der 43 Jahre alte Norweger vermittelt den Eindruck großen Selbstbewusstseins, verspricht, bis zum Dienstantritt Deutsch zu lernen, versteht es schon, kommuniziert aber in Englisch.
Mit dem FC Kopenhagen spielte er in der Champions League. „Wenn wir mit Köln in der Champions League spielen, haben wir einen guten Job gemacht“, sagt Solbakken. Alle Lacher auf seiner Seite.
Das Wichtigste sei, „strategischen Fußball“ zu spielen, sagt er. Der Mittelfeldspieler, Nationalspieler Norwegens bei der Weltmeisterschaft 1998 und der Europameisterschaft 2000, scheint seine Vorstellungen zu haben. „Aber es steht erst einmal eine Menge Arbeit an, bevor ich konkrete Fragen konkret beantworten kann“, sagt er.
2001 musste er seine Profikarriere nach einem Herzstillstand beenden, schwebte sieben Minuten zwischen Leben und Tod und lebt seitdem mit einem Herzschrittmacher. „Mein Herz ist okay, keine Probleme“, sagt er.
Dass Köln besonders ist, weiß er, „aber ich habe ein gutes Gefühl. Das ist ein sehr stabiler Klub“. Vor allem aber ist Köln eine große Chance für den Norweger, der offensiven Fußball spielen will. „Aber ich weiß, dass guter Fußball in Köln nichts nutzt, wenn die Ergebnisse nicht stimmen.“
Der Norweger lächelt, viermal war er mit Kopenhagen dänischer Meister. Dass die Bundesliga eine anderes Kaliber ist, ist ihm klar. Deshalb kommt er ja nach Köln. Dass er angeblich auch mit Leverkusen und Hamburg verhandelt hat, kommentiert er nicht.
Dass er norwegischer Nationaltrainer werden sollte, verneint er dagegen nicht. „Ich habe es als große Ehre empfunden, dass mich der Verband verpflichten wollte. Aber in Norwegen haben sie Verständnis dafür, dass ich mich für Köln entschieden habe. Ich habe nicht gezögert, weil die Bundesliga eine große Herausforderung für mich ist.“
Die Gespräche mit „Mister Finke“ nennt Solbakken „aufschlussreich und zielgerichtet, wir waren uns sehr schnell einig, wir haben dieselben Ideen vom Fußball“.
Die Kölner Spieler kennt er noch nicht. Lukas Podolski? „Ich weiß, wer er ist. Ich habe ihn im Nationalteam gesehen.“ Auch bei dem neuen Trainer geht nicht alles von heute auf morgen.