Becker als letzter Deutscher in Australien raus
Melbourne (dpa) - Bei den Australian Open hat es keiner in die zweite Woche geschafft, im Davis-Cup-Team rumort es mal wieder gewaltig: Das deutsche Herren-Tennis gibt schon zu Beginn der neuen Saison ein besorgniserregendes Bild ab.
Als letzter von anfangs acht Männern aus dem Aufgebot des Deutschen Tennis Bundes (DTB) scheiterte Benjamin Becker. Der 33 Jahre alte Mettlacher musste sich erwartungsgemäß dem an Nummer acht gesetzten Aufschlaghünen Milos Raonic aus Kanada in 1:41 Stunden mit 4:6, 3:6, 3:6 geschlagen geben.
„Es ist natürlich enttäuschend, so glatt zu verlieren. Ich hab's probiert und habe es gar nicht so schlecht gemacht. Aber man muss anerkennen, dass er sehr gut gespielt hat“, sagte der Weltranglisten-41., der bislang erst einmal bei den US Open 2006 bei einem Grand-Slam-Turnier in der dritten Runde stand. Damals verlor er im Achtelfinale dann gegen den Amerikaner Andy Roddick.
„Wenn mir vor dem Turnier jemand gesagt hätte, ich komme in die dritte Runde, wäre ich einverstanden gewesen“, sagte der Vater zweier Söhne und wertete das Abschneiden doch noch als „kleinen Erfolg“.
Von den insgesamt 17 deutschen Profis hat es damit nur Julia Görges ins Achtelfinale geschafft. Die 26-Jährige aus Bad Oldesloe bekommt es an diesem Sonntag (nicht vor 3.00 Uhr MEZ) mit der an Nummer zehn gesetzten Russin Jekaterina Makarowa zu tun.
Becker fand gegen die Aufschläge des 1,96 Meter großen Raonic kaum ein Rezept. 22 Asse schlug der Weltranglisten-Achte. „Am Anfang konnte ich den Aufschlag gar nicht lesen. Da habe ich nur geraten“, sagte Becker.
Ob er nach seinen ehrenwerten Auftreten beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison mit dem Sieg gegen den an Nummer 25 gesetzten Julien Benneteau aus Frankreich und dem Fünf-Satz-Erfolg nach 0:2-Satzrückstand gegen den australischen Routinier Lleyton Hewitt jetzt eine Option für den Davis Cup ist, vermochte der ruhige und zurückhaltende Saarländer nicht zu sagen. „Ich würde für den Davis Cup nie absagen“, erklärte Becker. Die neuerlichen Volten rund um das Nationalteam wollte er aber nicht kommentieren.
Bundestrainer Carsten Arriens flog am Samstagabend von Melbourne zurück nach Deutschland, ohne das von ihm selbst angekündigte und vom DTB-Präsidium gewünschte Gespräch mit dem suspendierten Philipp Kohlschreiber geführt zu haben. Arriens selbst hatte zuletzt - vermutlich auch auf Druck des neuen Führungsgremiums unter dem Präsidenten Ulrich Klaus - eine mögliche Rückkehr des streitbaren Augsburgers angedeutet. Warum er jedoch das Gespräch in Melbourne platzen ließ, bleibt vorerst sein Geheimnis. Öffentlich wollte sich der 45-Jährige vor seinem Rückflug nicht erklären.
Dafür äußerte der neue DTB-Vize Dirk Hordorff sein Unverständnis über das Verhalten des Teamchefs und ging merklich auf Distanz zu Arriens. Ob dieser beim schweren Erstrunden-Spiel in sechs Wochen gegen den letztjährigen Finalisten Frankreich in Frankfurt/Main noch auf der deutschen Bank sitzen wird, scheint im Moment fraglich.