Brands sichert Davis-Cup-Team den Klassenverbleib
Neu-Ulm (dpa) - Mit der Deutschland-Fahne über der Schulter drehte Daniel Brands eine Ehrenrunde und wurde dabei von den 2000 Zuschauern in der Neu-Ulmer ratiopharm-Arena als Matchwinner gefeiert.
Zuvor war der Tennisprofi von Davis-Cup-Kapitän Carsten Arriens abgeklatscht worden, ehe ihm sein Doppel-Partner Martin Emmrich in die Arme sprang. Es war ein Bild mit Symbolkraft: Brands hatte im Relegationsduell mit Brasilien die tragende Rolle übernommen und für den dritten Punkt gesorgt. Bei seinem Debüt im Nationenpokal sicherte der Ersatzmann mit seinem 6:4, 6:2, 6:3-Sieg über Thomaz Bellucci Deutschland die Zugehörigkeit zur Weltgruppe der besten 16 Tennis-Nationen. Die Erstrundenduelle werden in den nächsten Tagen ausgelost.
Brands musste den gesundheitlich angeschlagenen Philipp Kohlschreiber ersetzen, der wegen Magenproblemen und Durchfalls abgesagt hatte. „Es freut mich unheimlich für ihn und das Team. Er ist das Musterbeispiel eines Tennisspielers“, sagte Arriens nach Brands' Erfolg zur uneinholbaren 3:1-Führung. Das Abschlusseinzel gewann Florian Mayer gegen Rogerio Dutra Silva 6:4, 6:4. Deutschland gewann das Duell gegen den Abstieg damit 4:1.
„Heute habe ich ganz gut serviert und viele freie Punkte bekommen. Ich bin nur froh, dass ich den dritten Punkt gewonnen habe“, sagte Brands nach seiner starken Premiere. Der Deggendorfer, der am Samstag bei seinem ersten Einsatz im Nationenpokal an der Seite von Martin Emmrich lange Zeit unsicher gewirkt und glatt in drei Sätzen gegen das Weltklasse-Doppel Marcelo Melo/Bruno Soares verloren hatte, musste überraschend für Kohlschreiber einspringen. „Ich hatte seit dem Ende des Matches am Freitag mit Magenproblemen zu kämpfen“, begründete Kohlschreiber seine Absage. „Es ist gut, dass ein starker Spieler für mich das Einzel bestreitet.“
Kohlschreiber hatte nicht zu viel versprochen. Brands rechtfertigte das Vertrauen. Er profitierte bei seinem ersten Einsatz im Einzel von den am Samstag bei der Doppel-Niederlage gewonnenen Eindrücken. „Das hat mir schon geholfen. Ich war an die Atmosphäre auf dem Platz schon gewöhnt, das war wichtig, sonst hätte ich mir schwerer getan“, gab Brands zu.
Nur kurzzeitig wirkte er angespannt, doch nachdem er in seinem ersten Aufschlagsspiel einen und beim Stand von 2:2 gar drei Breakbälle abgewehrt hatte, fand er seine Sicherheit. „Dann ist bei mir der Knoten geplatzt“, befand Brands. Er servierte prächtig, trieb Bellucci mit seiner mächtigen Vorhand immer wieder aus dem Feld und agierte auch gekonnt mit seiner schwächeren Rückhand, die ihn im Doppel zu oft im Stich gelassen hatte. „Aufschlag und Vorhand sind zwei Schläge, da kann er jeden Spieler gefährden“, lobte Arriens. Beim ersten Breakball, der auch Satzball war, tat ihm Bellucci den Gefallen und produzierte einen Doppelfehler.
Im zweiten Durchgang legte Brands ein Break zum 2:0 nach. Ein weiteres Break zum 6:2 brachte die 2:0-Satzführung. Im dritten Durchgang nahm die Nummer 60 der Weltrangliste dem früheren Top-30-Spieler den Aufschlag zum 3:1 ab und nutzte dann nach 1:55 Stunden und zwei umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen zu seinen Ungunsten nervenstark den dritten Matchball.
Nach der 3:6, 4:6, 4:6-Niederlage im Doppel waren Brands und Emmrich noch enttäuscht, aber nicht geknickt. Brands sprach von einer „Okay-Leistung von uns beiden“. Emmrich meinte: „Für eine Premiere war es nicht so schlecht.“ Der 28-Jährige fügte hinzu, dass Neu-Ulm „ein fantastisches Erlebnis“ gewesen sei. „Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder spielen darf - in der Weltgruppe.“
Am Freitag hatte Kohlschreiber das Eröffnungseinzel gegen Rogerio Dutra Silva in drei Sätzen gewonnen, danach sorgte Florian Mayer für den zweiten Punkt. Kohlschreiber erklärte, dass ihn seither sein „reger Stuhlgang“ Kraft und Energie gekostet habe. „Bei einem Best-of-five-Match will da keiner was riskieren.“