Mayer siegt: Davis-Cup-Team führt 2:0 gegen Brasilien
Neu-Ulm (dpa) - Nach dem ersten Erfolgserlebnis in seiner Amtszeit als deutscher Davis-Cup-Kapitän konnte sich Carsten Arriens ein breites Grinsen nicht verkneifen. Dann ballte der 44-Jährige die Faust, klatschte in die Hände und schloss Philipp Kohlschreiber in seine Arme.
Nur zwei Stunden später klopfte er Florian Mayer anerkennend auf die Brust. Im Relegationsspiel der Tennis-Weltgruppe gegen Brasilien sorgten seine Einzelspieler am Freitag für eine 2:0-Führung, so dass nur noch ein Punkt zum Klassenverbleib fehlt.
„Das war das Wunschergebnis, um ein bisschen entspannter ins Doppel gehen zu können“, sagte Arriens. Der Teamchef gab sich überzeugt, dass seine Spieler den noch fehlenden Punkt spätestens am Sonntag in den Abschlusseinzeln sichern. „Nach den beiden Leistungen werden wir in den anderen drei Spielen mindestens auch noch einen Punkt holen“, betonte der gebürtige Frankfurter.
Das deutsche Team kann bereits an diesem Samstag (13.00 Uhr) die weitere Zugehörigkeit zu den besten 16 Tennis-Nationen sichern. Im Doppel bekommen es die Davis-Cup-Debütanten Martin Emmrich und Daniel Brands allerdings mit dem Weltklasse-Duo Marcelo Melo und Bruno Soares zu tun. Die Ausgangslage ist indes komfortabel.
Nachdem Kohlschreiber mit einem 6:3, 7:5, 6:4-Erfolg über Rogerio Dutra Silva in der Neu-Ulmer Arena den Gastgeber 1:0 in Führung gebracht hatte, ließ Mayer im Duell gegen Brasiliens Spitzenspieler Thomaz Bellucci ein beeindruckendes 6:4, 6:1, 6:2 folgen. Kohlschreiber stand kaum mehr als zwei Stunden auf dem Platz, Mayer sogar nicht einmal eineinhalb Stunden. „Das war im Davis Cup sicher das beste Match von mir“, sagte Mayer. „Ich bin richtig stolz auf mich.“ Er durfte es auch sein.
„Ich war heute mental sehr stark. Es war nicht Highclass-Tennis, aber solide von Anfang bis zum Ende“, kommentierte Kohlschreiber seine Vorstellung vor 3000 Zuschauern. Er habe „im Großen und Ganzen doch zu druckvoll gespielt“. Exakt diese Taktik hatte er auch angekündigt. Kohlschreiber, dem insgesamt 13 Asse gelangen, machte von Beginn an Dampf. Zwei Breaks brachten ihm eine 4:0-Führung.
Angesichts des Vorsprungs leistete sich Kohlschreiber dann die eine und andere Konzentrationsschwäche zu viel, er verlor erstmals sein Aufschlagsspiel, fand aber: „Es war eigentlich ganz gut, dass er mich im ersten Satz gebreakt hat. Da konnte ich mich darauf einstellen, dass er besser ins Spiel kommt.“ Der Weltranglisten-25. nutzte nach 43 Minuten den ersten Satzball zum 6:3.
Dutra Silva reduzierte die Quote seiner leichten Fehler. Als der Brasilianer beim Stand von 5:5 und eigenem Aufschlag im zweiten Satz kurzzeitig schwächelte, packte Kohlschreiber bei der ersten Breakchance in diesem Durchgang entschlossen zu. Angesichts der krachenden Rückhand die Linie entlang zum 6:5 riss es sogar Kapitän Arriens aus seiner bequemen Sitzhaltung. „Danach bin ich lockerer geworden“, sagte Kohlschreiber. Mit einem Stopp beendete er den zweiten Satz zum 7:5 und zog danach im dritten Durchgang noch einmal die Zügel an. Nach gut zwei Stunden nutzte er seinen vierten Matchball, als Dutra Silva eine Vorhand ins Seiten-Aus schlug.
Florian Mayer toppte die Leistung seines Trainingspartners noch. Der Bayreuther ließ Bellucci nicht den Hauch einer Chance. „Das war vom ersten Punkt an eine konzentrierte Leistung“, sagte Mayer. Nur einmal gab die Nummer 44 der Welt den Aufschlag ab, doch mit dem postwendenden Rebreak zum 6:4 im ersten Satz war der ohnehin nur geringe Widerstand des ehemaligen Top-30-Spielers gebrochen. „Mit dem Break zum 6:4 habe ich ihm den Zahn gezogen“, sagte Mayer. Die deutsche Nummer zwei machte danach kurzen Prozess und verwandelte nach nur 1:29 Stunden den ersten Matchball.