Briten feiern Wimbledon-Sieger Murray
London (dpa) - Sogar Kate und Prinz William gratulierten Andy Murray herzlich. Das Vereinigte Königreich verneigt sich vor dem schottischen Wimbledon-Sieger, der wie 2013 die Sehnsucht nach einem britischen Helden beim wichtigsten Tennisturnier der Welt erfüllte.
Medien erklärten ihn zum Stolz des ganzen Landes. Der 29-Jährige selbst wirkte nach seinem großen Gefühlsausbruch auf dem Centre Court erstaunlich nüchtern, als er sich keine zwei Stunden nach dem Matchball der Analyse stellte. „Ich behaupte nicht, dass dieser Sieg nur für mich war. Ich weiß, dass es etwas Größeres ist als nur das“, sagte Murray zwar.
Wie immer lächelte der ehrgeizige Tennisprofi nur selten, seine Hände vergrub er in der Jackentasche. Schon vorher auf dem Platz war die Last von ihm abgefallen. Seine Tränen hatte er immer wieder unter seinem Handtuch verborgen, seine Schultern bebten. Den Pokal hielt er liebevoll in seinen Händen, nahm ihn später gar mit ins Eisbad.
„Endlich wieder was, über das die ganze Nation jubeln kann“, titelte „The Daily Telegraph“ am Montag und stellte die gemeinsame Freude über Murrays „zauberhaftes“ 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (7:2) in 2:47 Stunden über Kanadas ersten Grand-Slam-Finalisten Milos Raonic in Kontrast zum Brexit. „Er war der Mann, der die Verantwortung trug, wieder ein Lächeln auf unsere Lippen zu bringen“, schrieb die Zeitung weiter.
„Murrays zweiter Titel bringt Freudentränen und die Liebe der Nation“, meinte „The Guardian“. Titelseiten zeigten Murray lächelnd mit dem Wimbledon-Pokal im Arm oder seinen gewaltigen Freudenschrei. Die „Sun“ erklärte Murrays Triumph zur „Rückkehr des Königs“.
Bevor der 29-Jährige im feinen Zwirn zum gemeinsamen Champions-Dinner mit Kerber-Bezwingerin Serena Williams erschien, traf Murray noch in seinen Tennis-Klamotten Prinz William und dessen Frau, Herzogin Kate. Die Gäste der Royal Box sprachen Glückwünsche aus und erkundigten sich nach seiner fünf Monate alten Tochter Sophia.
Es sei doch ein „gutes Omen“ gewesen, dass die Kleine drei Nächte durchgeschlafen habe, sagte Prinz William. Herzogin Kate rückte den Fokus auf den Erfolg des Tennisprofis zurück, der sich am Sonntag für seine Konstanz und Beharrlichkeit belohnte.
Seinen ersten Wimbledon-Sieg feierte der Weltranglisten-Zweite 2013, als er als erster Brite nach 77 Jahren auf Fred Perry folgte. Wieder lastete nun für zwei Wochen der Druck einer ganze Nation auf ihm.
Sein dritter Grand-Slam-Titel hätte ihm vielleicht noch süßer geschmeckt, wenn er in das Finale nicht als Favorit gegen Außenseiter Raonic gegangen wäre, sondern als Herausforderer über den Branchen-Primus Novak Djokovic triumphiert hätte. Zu oft war er in den vergangenen Jahren nur Zweiter hinter dem von Boris Becker trainierten Serben geworden, wie auch bei den French Open und den Australian Open in diesem Jahr.
Zehn Grand-Slam-Finals hatte Murray bis zum Sonntag bestritten. Alle gegen den Schweizer Roger Federer oder gegen Djokovic. Acht davon hat er verloren. Auf seinem Weg in Wimbledon musste er nun keinen der beiden bezwingen, weil sie früher ausgeschieden waren. Und auch nicht den spanischen Topspieler Rafael Nadal, der verletzt fehlte.
„Wenn ich noch weitere Grand Slams gewinnen will, muss ich einen Weg finden, sie zu besiegen“, sagte Murray. Auch die Rückkehr zu seinem Trainer Ivan Lendl, der selbst 270 Wochen lang die Nummer eins war, soll ihm dabei helfen. „Mein bestes Tennis liegt noch vor mir“, kündigte Murray an.