Der große Coup des Boris Becker
Der Ex-Star trainiert ab sofort die Nummer 2 der Welt, den Serben Novak Djokovic.
Düsseldorf. Die erste Reaktion: Ungläubigkeit. Dann der Hohn. Wie twitterte der Kabarettist Dieter Nuhr am Mittwoch: „Hoffentlich spielt Djokovic von nun an nicht mit Fliegenklatsche.“
Eine Anspielung auf das unsägliche TV-Duell von Boris Becker mit Oliver Pocher vor Wochen, als der Tennis-Altstar mit Fliegenklatschen am Kopf reüssierte. Das Bild wurde zum Symbol für Beckers Abstieg.
Jetzt ist Boris Becker wieder da. Anders da. Und es wird sich zeigen, ob er anders bleibt. 14 Jahre nach dem Ende seiner Karriere kehrt der dreimalige Wimbledon-Sieger als Headcoach von Novak Djokovic auf die Tour zurück.
Das Ziel: Der Serbe will nicht mehr Nummer 2, sondern wieder die 1 der Welt sein. Ein rein sportlicher Auftrag, der in eine Welt aus Frauen, Pokern, Zigarren und roten Teppichen platzt. In Beckers Welt der letzten Jahre.
„Ich bin total begeistert, die Möglichkeit zu haben, mit Boris zu arbeiten. Er ist eine wahre Legende“, sagte der 26-jährige Djokovic, ein Ausbund an Athletik und Ehrgeiz. Hier Euphorie, dort Stolz: „Ich bin stolz, dass Novak mich gefragt hat, sein Coach zu sein“, sagte Becker, der nach einer Hüftoperation nicht mehr so richtig gut zu Fuß ist.
Aber das scheint alle nicht so wirklich zu stören, wie viel an diesem Coup Show ist, wird man sehen müssen. Vielleicht ist auch alles seriös: Immerhin vereinigen sich da zwei Giganten des Welttennis. Und wenn man genau hinschaut, kann das sogar Sinn machen: Djokovic hat allein am Netz Schwächen, Becker hatte genau dort nur Stärken.
Zum weiteren Vorgehen: Becker bereitet den „Djoker“ schon auf die Mitte Januar beginnenden Australian Open vor. Der Trainer ist dann Greenhorn, war allenfalls zwischen 1997 und 1999 Kapitän des deutschen Daviscup-Teams, der Schützling ist dann Titelverteidiger
. Im weiteren Programm der Allianz: Alle Grand Slam-Turniere, die Masters-Events in Dubai, Miami, Monte Carlo, Rom, Cincinnati, Shanghai und Paris sowie das ATP-Finale in London. Djokovic hat bis auf die French Open und Gold bei den Olympischen Spielen alles gewonnen.
„Ich denke, Novak will von Boris’ großer Erfahrung profitieren“, sagte Niki Pilic, der mit beiden Profis gearbeitet hat. Becker soll mit dem bisherigen Coach des Belgraders, Marian Vajda, für neue Impulse sorgen.
„Ich habe gemerkt, dass Novak einen neuen Trainer braucht, um sein Spiel in bestimmten Bereichen weiter zu entwickeln“, sagte Vajda, seit acht Jahren an der Seite von Djokovic. Der Slowake bleibt fester Bestandteil, will sich nach Angaben von dessen Management aber künftig mehr um seine Tennis spielenden Töchter kümmern.
Vorbild könnte die Verbindung zwischen Djokovic-Freund Andy Murray und Ivan Lendl sein. Murray gewann mit dem Ex-Star nach nur kurzer Arbeit Olympia-Gold, die US Open und Wimbledon.