Deutsches Sextett weiter - Haas fordert Nadal
Melbourne (dpa) - Angeführt von Routinier Tommy Haas und Shootingstar Mona Barthel ist ein deutsches Sextett bei den Australian Open in die zweite Runde gestürmt.
Während Barthel nach einem Satz von der Aufgabe ihrer britischen Gegnerin Anne Keothavong profitierte, musste Haas gegen den amerikanischen Qualifikanten Denis Kudla bei 32 Grad Hitze in Melbourne Schwerstarbeit verrichten. Zur Belohnung darf sich der 33-jährige Haas nun mit dem Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal messen. Der Spanier besiegte Alex Kuznetsov aus den USA mit 6:4, 6:1, 6:1.
Auch die anderen Turnier-Favoriten zogen souverän in die zweite Runde ein. Roger Federer aus der Schweiz bezwang den RussenAlexander Kudrjawzew klar mit 7:5, 6:2, 6:2. Die Weltranglisten-Erste Caroline Wozniacki aus Dänemark machte in ihrem Auftaktmatch kurzen Prozess und warf die Australierin Anastasia Rodionova mit 6:2, 6:1 aus dem Turnier. Ebenfalls keine Mühe hatte Titelverteidigerin Kim Clijsters aus Belgien beim 7:5, 6:1-Sieg gegen die Portugiesin Maria João Koehler.
Weiter sind beim ersten Grand-Slam-Turnier der Tennis-Saison auch Julia Görges, Philipp Kohlschreiber, Tobias Kamke und Andreas Beck, der nun auf Roger Federer trifft. Das Aus kam dagegen für die beiden Qualifikanten Björn Phau und Peter Gojowczyk sowie Benjamin Becker.
„Für diese Begegnungen gegen Spieler wie Nadal auf einem der großen Plätze spielt man Tennis, auch ich nach wie vor“, sagte Haas nach seinem 7:6 (7:5), 3:6, 6:0, 7:5-Arbeitssieg gegen Kudla. „Gegen Rafa wird eine normale Leistung von mir nicht reichen. Ich muss mir schon etwas Besonderes einfallen lassen, um ihn schlagen zu können“, sagte Haas.
Bislang hat Haas alle vier Partien gegen das mallorquinische Kraftpaket verloren. Letztmals trafen die beiden vor drei Jahren in Melbourne aufeinander. Damals siegte Nadal in der dritten Runde deutlich mit 6:4, 6:2, 6:2. „Da habe ich fast zwei Sätze lang am Limit gespielt und dann gemerkt, dass es nichts bringt. Ich muss mir mit meinem Coach definitiv etwas überlegen“, sagte Haas.
Zunächst einmal war der Wahl-Amerikaner aber froh, dass bei seinem ersten Auftritt im Melbourne Park seit zwei Jahren seine Wade hielt. „Ich habe vor dem Spiel gar nichts erwartet. Ich hatte nur den Wunsch, dass ich als Sieger vom Platz gehe und dass die Wade hält“, meinte die einstige Nummer zwei der Welt, die nach 2:24 Stunden ihren ersten Matchball verwandelte.
Nadal konnte gegen den US-Qualifikanten Kuznetsov bei seinem klaren Dreisatzsieg dagegen Kräfte sparen. Der Spanier schockte seine Fans mit einer dicken Kniebandage, gab nach der Partie aber vorerst Entwarnung. „Am Sonntag war ich mir nicht mal sicher, ob ich spielen kann. Von daher bin ich nach den schlimmsten Schmerzen, die ich im Knie je hatte, froh, dass ich heute keine Probleme mehr hatte“, meinte Nadal. Seine Schmerzen waren am Sonntag aus dem Nichts aufgetreten.
Der zehnmalige Grand-Slam-Turnier-Sieger sorgte zudem mit seiner Kritik an seinem Dauerrivalen Federer im Streit um die Ausrichtung der Spielergewerkschaft für Schlagzeilen. Haas hält Nadal nach wie vor für einen der Besten. „Ich glaube nicht, dass er weniger Biss hat. Sein Problem war letztes Jahr einfach Novak Djokovic.“
Bissig und voller Elan trat erneut auch Barthel auf. Die neue deutsche Hoffnungsträgerin setzte ihren Siegeszug bei ihrer Australian-Open-Premiere fort. Mit 6:0 fegte sie ihre Doppelpartnerin Keothavong im ersten Satz vom Platz, ehe die Britin wegen Unwohlsein passen musste.
„Im Moment läuft es einfach. Ich habe viel Selbstvertrauen und will das Momentum jetzt weiter fortführen und hier noch ein paar Spiele gewinnen“, meinte die 21-Jährige, die am Samstag in Hobart das erste WTA-Turnier ihrer Karriere gewonnen hatte. Am Mittwoch trifft sie auf die an Nummer 32 gesetzte Tschechin Petra Cetkovska. „Das ist sicher eine machbare Aufgabe“, sagte die Neumünsteranerin keck.
Einen optimalen Start beim ersten Saison-Highlight erwischten auch Julia Görges und Philipp Kohlschreiber. Görges bezwang die Slowenien Polona Hercog 6:3, 7:6 (7:5) und scheint ihre Viruserkrankung überwunden zu haben. „Ich bin sehr glücklich, wie es gelaufen ist“, sagte Görges, die nun gegen die Griechin Eleni Daniilidou spielt.
Kohlschreiber rang den Argentinier Juan Monaco bei der Davis-Cup-Generalprobe in fünf Sätzen mit 7:5, 4:6, 6:3, 6:7 (4:7), 6:0 nieder. „Ich habe einfach wieder Spaß auf dem Platz“, sagte der Augsburger, dessen nächster Gegner Pere Riba (Spanien) ist. Kamke siegte gegen den Rumänen Victor Hanescu einem 6:2, 6:1, 6:2, Beck gegen den Franzosen Eric Prodon mit 6:4, 6:2, 4:6, 7:5.
Für das erste Turnier-Highlight sorgte der australische Youngster Bernard Tomic. Der Publikumsliebling kämpfte den an Nummer 22 gesetzten Spanier Fernando Verdasco in 4:11 Stunden mit 4:6, 6:7 (3:7), 6:4, 6:2, 7:5 nieder. „Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe. Ich glaube, dass wart ihr“, rief er den begeisterten Fans in der Rod Laver Arena zu.