Dominator Djokovic erobert New York
New York (dpa) - Novak Djokovic sank erschöpft und glücklich zu Boden, mehr als 20 000 Tennis-Fans sprangen auf: Der Super-Serbe hat mit dem Sieg im US-Open-Endspiel gegen den spanischen Titelverteidiger Rafael Nadal nun auch New York erobert.
Mit einem knallharten Vorhandschlag in die rechte Platzecke beendete die Nummer eins der Tenniswelt nach 4:10 Stunden im Arthur-Ashe-Stadium ein grandioses Finale - und somit zugleich seinen Finalfluch von Flushing Meadows. Im dritten Endspiel-Anlauf ist Djokovic der „Hartplatzheld“ von New York geworden.
Er revanchierte sich mit 6:2, 6:4, 6:7 (3:7), 6:1 bei Nadal für die Finalniederlage von 2010 und gewann seinen dritten Grand Slam-Titel des Jahres. „Ich fühle mich körperlich und mental ausgelaugt, doch das ist normal nach einem so langen Jahr und so vielen Matches. Aber ich habe diese Trophäe hier und dafür habe ich gekämpft“, sagte Djokovic nach seinem 64. Sieg im 66. Spiel des Jahres. „Er spielt auf einem sehr, sehr hohen Niveau, hat ein fantastisches Jahr“, meinte Nadal.
In der serbischen Heimat des Nationalhelden behauptete die Zeitung „Blic“ stolz: „„Er ist unbesiegbar!“ Auch „Novosti“ feierte den „König von New York“ und bekannte angesichts der furiosen Jahresbilanz von Djokovic: „Das alles scheint so unwirklich“. Die „Los Angeles Times“ sprach von einem „US Open-Titel mit heroischem Ausmaß.“
Djokovic ist der sechste Tennis-Profi der Open-Ära, der innerhalb eines Jahres bei drei der vier wichtigsten Turniere siegreich war. Nur in Paris hatte er sich in einem epischen Halbfinale Roger Federer geschlagen geben müssen. Zum sogenannten „Karriere-Grand Slam“ fehlt dem Serben nur noch der French Open-Titel - und den traut er sich selbstverständlich zu. „Klar, warum nicht? Es gibt noch vieles, was ich der Tenniswelt und mir beweisen möchte.“
Zuvor hatte Djokovic auch das sechste Finalduell 2011 gegen Nadal für sich entschieden. Insgesamt hat „Nole“ in diesem Jahr bereits zehn Turniere gewonnen und dabei mehr als sechs Millionen Euro Preisgeld eingespielt. Obwohl Nadal stark spielte und dem Branchenprimus aus Belgrad einen erbitterten Kampf lieferte, hatte der Weltranglisten-Zweite wie schon vor zwei Monaten in Wimbledon kaum eine Chance. Djokovic hatte 26 Breakbälle, nahm dem Mallorquiner elfmal den Aufschlag ab.
„Ich bin rausgegangen und habe daran geglaubt, gewinnen zu können. Ich habe versucht, das Match zu kontrollieren, das hat geklappt“, betonte Djokovic. Sein Selbstbewusstsein ist derzeit unerschütterlich. In den ersten beiden Sätzen lag er jeweils mit 0:2 hinten und blieb dennoch cool. Seine Vorhand zog Djokovic knallhart durch, die beidhändige Rückhand kam ebenso platziert und druckvoll.
Obwohl Nadal als fittester Spieler der Szenerie gilt, war sein blaues T-Shirt bereits im ersten Satz schweißgetränkt. „Mir gefällt es zu kämpfen, aber sechs Niederlagen nacheinander tun schon weh“, so der Linkshänder, der vor allem mit seinem Aufschlag haderte.
Vor 23 500 enthusiastischen Zuschauern schenkten sich beide Rivalen nichts. Höhepunkt war das dritte Spiel im zweiten Satz. Es ging achtmal über Einstand und dauerte mehr als 17 Minuten. Dann knallte Nadal einen Schmetterball ins Netz, Djokovic gelang das Re-Break. „Wow, unglaublich, dieses Match muss man einfach gesehen haben“, brüllte selbst TV-Experte John McEnroe begeistert in sein Mikrofon.
Die Partie spitzte sich zu, als Nadal im Tie-Break den dritten Satz gewann und Djokovic anschließend vom Turnierarzt wegen Rippen-Problemen behandelt werden musste. „Im vierten Satz hat die Erschöpfung eine Rolle gespielt. Es war ein hartes Match - physisch, mental, einfach alles“, so Nadal.
„Ich denke, am Ende gewinnt der, der stärker an den Sieg glaubt“, meinte Djokovic. Als er seinem Rivalen das Service zum 5:1 abnahm, war Nadals Widerstand gebrochen - der „Djoker“ hatte nach Melbourne und London 2011 auch in New York gestochen.