Federer sehnt Rasensaison herbei
Paris (dpa) - Verkniffen blickte Roger Federer unter der schwarzen Baseball-Kappe mit den weißen Initialen RF hervor. In Englisch, Französisch, Schwiizerdütsch und nochmals Französisch musste er sein frühestes French-Open-Aus seit zehn Jahren gegen Ernests Gulbis erklären.
„Das macht keinen Spaß“, stellte der einstige Tennis-Dominator nach dem Scheitern im Achtelfinale frustriert fest - und dachte lieber an den anstehenden Auftritt in Deutschland in der kommenden Woche.
„Ich freue mich darauf, meinen Titel in Halle zu verteidigen“, sagte Federer und meinte damit auch den Wechsel vom roten Sand auf das geliebte grüne Gras. „Der Sand braucht mich nicht mehr, nachdem ich hier hinausgespült wurde“, fügte der 32-Jährige hinzu und klang fast ein bisschen fatalistisch. „Ehrlich gesagt habe ich mental bereits auf Rasen gewechselt.“ Federer fühlt sich noch immer stark genug, um zum achten Mal in Wimbledon zu triumphieren, wo er im Vorjahr sensationell in der zweiten Runde gescheitert war.
Vielleicht tut dem langjährigen Weltranglisten-Ersten die einwöchige Pause gut. Nach der Fünf-Satz-Niederlage gegen den Letten hat Federer mehr Zeit für seine große Familie mit nunmehr vier Kindern. Nur wenige Tage nach der Geburt seiner zweiten Zwillinge war er auf die ATP-Tour zurückgekehrt, hatte aber in Rom gleich sein Auftaktmatch verloren.
„Die letzten Wochen waren sehr intensiv“, räumte Federer ein. Die derzeitige Nummer vier der Welt hatte nach seinem Final-Einzug in Monte Carlo nur noch ein weiteres Vorbereitungsspiel für die French Open. Die Achtelfinal-Pleite war aus Sicht der „Basler Zeitung“ „die Konsequenz der mangelhaften Vorbereitung, die der Baselbieter einem höchst erfreulichen Umstand verdankt“ - nämlich der Geburt seiner Söhne Leo und Lenny am 6. Mai.
Anders sah es Ex-Paris-Champion Mats Wilander, nachdem Federer erstmals seit seiner Drittrunden-Pleite gegen Brasiliens Sandplatz-Strategen Gustavo Kuerten im Jahr 2004 nicht die letzten Acht in Paris erreicht hatte. Selbst ein Sieg über Gulbis hätte nichts am fundamentalen Problem Federers geändert: der Rückhand. Die jetzige Generation schlage härter, Federer könne Sandplatz-Matches wie gegen Gulbis aus der Defensive nicht mehr kontrollieren. Das höhere Tempo erlaube ihm nicht mehr, sich so rechtzeitig hinzustellen, dass er auch aus der Rückhand-Ecke mit der Vorhand agieren könne.
„Für ihn sind Siege gegen diese neue Form des Tennis unmöglich, wie sie Djokovic symbolisiert“, urteilte Wilander in seiner Kolumne für die Sportzeitung „L'Equipe“. Allerdings: In Monte Carlo hatte Federer den Weltranglisten-Zweiten Novak Djokovic auf Sand bezwungen. Auf dem schnellen Rasen sehe die Sache für Federer anders aus, erklärte Wilander, dann sei die unterschnittene Rückhand effektiver, zumal der Ball flacher abspringt. Federer erklärte, der Schwung auf der Rückhand sei auf Rasen kürzer - seine anstehenden Turnier-Auftritte sollen es nicht werden.