Kerber in Wimbledon vor Herausforderung gegen Halep
London (dpa) - Angelique Kerber jubelte ausgelassen und verschwand dann zufrieden lächelnd in die Katakomben. Beeindruckend souverän ist die deutsche Nummer eins in Wimbledon in das Viertelfinale eingezogen.
Mit dem ungefährdeten 6:3, 6:1 gegen die Japanerin Misaki Doi schaffte die Australian-Open-Siegerin einen Pflichterfolg, aber zugleich auch einen Schritt zu einem möglichen neuen Grand-Slam-Coup. „Ich habe mich über diesen einen Punkt gefreut in diesem Moment“, kommentierte die letzte deutsche Tennisspielerin im traditionsreichen Turnier ihren befreiend wirkenden Jubel. Mit einer unerreichbaren Vorhand hatte sie ihren dritten Matchball genutzt.
Mit dem Selbstbewusstsein einer Grand-Slam-Gewinnerin sowie der Mischung aus Defensivkünsten und aggressivem Spiel verdiente sich die 28-Jährige ihren Platz unter den besten Acht.
Jetzt wartet mit der rumänischen Spitzenspielerin Simona Halep der erste echte Prüfstein. „Ich weiß, dass das auf jeden Fall ein sehr langes Match wird, weil wir uns beide relativ gut bewegen und wenige Fehler machen“, blickte die erste deutsche Grand-Slam-Siegerin seit Steffi Graf voraus. „Das wird tough.“
Kerber ist gewarnt. Viermal spielten die Nummer vier (Kerber) und die Nummer fünf (Halep) der Damen-Welt bislang gegeneinander. Dreimal musste die Norddeutsche der Finalistin der French Open von 2014 und der Halbfinalistin von Wimbledon des selben Jahres zum Sieg gratulieren. Lediglich im April in der Fed-Cup-Relegation entschied Kerber den Vergleich für sich, allerdings gegen eine angeschlagene Rumänin.
Die Kielerin trat fokussiert auf, nachdem sie mit dem Erfolg über Doi den dritten Viertelfinal-Einzug in Wimbledon perfekt gemacht hatte und ihr ein Schritt zu einem weiteren Grand-Slam-Coup gelungen war. In den vergangenen Tagen hatte die Norddeutsche immer wieder betont, wie vorbereitet sie sich für das Rasen-Spektakel in London fühlt. Und dass das bittere Erstrunden-Aus bei den French Open und ihre Schulterprobleme in Paris zur Vergangenheit gehören.
Im All England Club war sie vor zwei Jahren im Viertelfinale etwas platt, als sie gegen die spätere Finalistin Eugenie Bouchard verlor. Vor vier Jahren stieß sie mit einem Sieg über Sabine Lisicki unter die besten Vier vor. Diesmal scheint für die Nachfolgerin von Steffi Graf das Finale machbar. Bislang hat sie noch keinen Satz abgegeben. „Es ist so viel möglich für so viele“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner. Sie traut der neunfachen Turniersiegerin alles zu.
Nach ihrem Erfolg gegen Doi jubelte Kerber ausgelassen. Fast so, als würde eine riesige Erleichterung von ihr abfallen. „Ich habe mich über diesen einen Punkt gefreut in diesem Moment“, beschwichtigte sie. Mit einer unerreichbaren Vorhand hatte die deutsche Nummer eins ihren dritten Matchball genutzt. Mit einer Mischung aus Defensivkünsten und aggressivem Spiel verdiente sich die 28-Jährige am „Super Monday“, an dem nur in Wimbledon alle Achtelfinal-Partien ausgetragen werden, ihren Platz unter den besten Acht.
In einer einprägsameren Partie gegen Doi, Bezwingerin von Anna-Lena Friedsam, in diesem Jahr ging es deutlich spannender zu. Es war in Melbourne, in der ersten Runde. Die Japanerin vergab einen Matchball, die Norddeutsche saß schon beinahe wieder im Flugzeug nach Hause, ehe sie sich zur Überraschungssiegerin der Australian Open kürte. Diesmal konnte es sich Kerber erlauben, zwei Chancen, die Partie zu beenden, auszulassen. Am Dienstag gegen Halep könnte das anders sein.
Titelverteidigerin Serena Williams ist ihrem 22. Grand-Slam-Titel einen Schritt nähergekommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gewann die Weltranglisten-Erste 7:5, 6:0 gegen die Russin Swetlana Kusnezowa und zog in das Viertelfinale ein. Die sechsmalige Siegerin des bedeutendsten Tennis-Turniers trifft nun auf Kusnezowas Landsfrau Anastasia Pawljutschenkowa.
Mit dem 22. Grand-Slam-Sieg würde die jüngere Williams-Schwester mit Steffi Graf gleichziehen. Bei den French Open, den Australian Open und den US Open hat Serena Williams ihre drei vergangenen Endspiele bei den vier wichtigsten Turnieren verloren. In der dritten Runde von Wimbledon fertigte die 34-Jährige die Bonnerin Annika Beck ab.
Serenas Schwester Venus Williams schaffte erstmals seit sechs Jahren bei dem Rasen-Turnier den Sprung unter die besten Acht. Die 36-Jährige bezwang die Spanierin Carla Suarez Navarro 7:6 (7:3), 6:4. Die Amerikanerinnen sind die beiden ältesten Spielerinnen im Viertelfinale. Venus Williams wäre für Kerber eine mögliche Halbfinal-Gegnerin.