Kerbers Traum vom French-Open-Halbfinale geplatzt

Paris (dpa) - Völlig ausgepumpt und mit hängenden Schultern musste Angelique Kerber ihrer Kontrahentin Sara Errani zum Einzug ins Halbfinale der 82. French Open gratulieren.

Dorthin wollte die Tennis-Weltranglisten-Zehnte auf dem Court Suzanne Lenglen auch erstmals - letztlich aber war sie nach ihrer bisher anstrengendsten und erfolgreichsten Roland-Garros-Woche beim 3:6, 6:7 (2:7) machtlos. Dabei vergab Kerber im zweiten Satz beim 6:5 zwei Satzbälle gegen die taktisch klug spielende Italienerin.

„Ich war etwas zu defensiv bei den entscheidenden Punkten. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich das Halbfinale nicht erreicht habe“, sagte Kerber, zeigte sich jedoch stolz, dass sie nun auch auf dem bisher wenig geliebten Sand Spitzentennis zeigen kann. Bei der elften Niederlage in der 47. Partie des Jahres spürte sie den Kräfteverschleiß. „Mein Körper merkt, dass ich schon viele Matches in dieser Saison gespielt habe. Ich fühle mich auch ein bisschen leer.“

US-Open-Halbfinalistin Kerber verpasste es damit, als siebte Deutsche und als erste seit Steffi Graf 1999 in die Vorschlussrunde des wichtigsten Sandplatzturniers der Welt einzuziehen. „Angie muss sich nichts vorwerfen. Sie hat alles gegeben und ein klasse Match gespielt. Am Ende hat etwas die Kraft gefehlt“, sagte Bundestrainerin Barbara Rittner und sprach von einem „sehr guten Turnier“.

Kerber scheiterte in Paris ebenso in der Runde der besten Acht wie 2011 die Darmstädterin Andrea Petkovic. Nach 1:39 Stunden Spielzeit musste sie sich der an Nummer 21 gesetzten Errani geschlagen geben, die 2012 schon drei Turniersiege auf roter Asche gefeiert hat. Im Vorjahr war „Angie“ im Stade Roland Garros noch in Runde eins sang- und klanglos ausgeschieden. „Kerber ist eine großartige Spielerin“, zollte auch Errani der 24-Jährigen Respekt. „Sie ist eine Spielerin, die dir noch eine Bombe vor die Füße knallt, wenn du schon denkst, dass du sie ausgespielt hast.“ Die Verliererin gab das Lob zurück: „Sie hat ein unglaubliches Match gespielt - Hut ab!“

Die bisherige Sandplatzkönigin der Saison erinnert mit ihrer gedrungenen Statur an Francesca Schiavone, die 2010 in Paris als erste Italienerin ein Grand-Slam-Turnier gewonnen hatte. Errani stößt nun erstmals unter die Top-15 vor. Die neue italienische Nummer eins trifft im ersten Grand-Slam-Halbfinale ihrer Karriere auf US-Open-Siegerin Samantha Stosur. Die Australierin bezwang die Slowakin Dominika Cibulkova mit 6:4, 6:1. Die deutsche Nummer eins, Kerber, kann sich mit dem zweitbesten Karriereresultat bei einem der vier wichtigsten Turniere und einem Preisgeld von 155 000 Euro trösten.

Novak Djokovic zitterte sich ins Halbfinale. Erst nach Abwehr von vier Matchbällen im vierten Satz bezwang der Weltranglisten-Erste den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga mit 6:1, 5:7, 5:7, 7:6 (8:6), 6:1. Australian-Open-Champion Djokovic, dem Roland Garros als einziger Grand-Slam-Titel noch fehlt, trifft nun in der Runde der besten Vier auf den an Nummer drei gesetzten Roger Federer.

Der frühere Branchenprimus aus der Schweiz setzte sich gegen den Argentinier Juan Martin Del Potro nach Anlaufschwierigkeiten mit 3:6, 6:7 (4:7), 6:2, 6:0, 6:3 durch. Rekordjäger Federer steht zum 31. Mal in der Vorschlussrunde bei einem der vier „Majors“ des Jahres und egalisierte damit die Bestmarke von US-Tennislegende Jimmy Connors.