„King Roger“ will den Tennis-Thron zurück
London (dpa) - Wenn die Royals Charles und William samt Frauen nach Wimbledon rausfahren, dann natürlich zu Spielen von Roger Federer. Mit dem schon zu Lebzeiten legendären Gentleman-Tennisspieler lässt man sich gern sehen oder hält ein bisschen Smalltalk mit ihm.
Wenn über den inzwischen 30-jährigen Schweizer gesprochen wird, dann bisweilen wie über ein Museumsstück: „Er gilt wahrscheinlich als der beste Tennisspieler der Geschichte. Er hat alles im Tennis gewonnen“, sagt etwa der aktuelle Branchenprimus Novak Djokovic. In Halle/Westfalen wurde sogar bereits eine Straße nach Federer benannt (Roger-Federer-Allee) - dabei spielt er noch. „King Roger“ will es noch einmal allen zeigen. In Wimbledon strebt er seinen siebten Rekord-Titel an. Und er will wieder die Nummer eins der Tennis-Welt werden.
„Ich weiß, dass das möglich ist. Ich weiß, dass ich sehr gut spiele“, sagt Federer. 2010 und 2011 bei seinem Lieblingsturnier bereits im Viertelfinale gescheitert, steht er nun immerhin schon unter den besten Vier. Nach einem massiven Zwicken im Rücken im Achtelfinale fühle er sich nun wieder sehr gut, so der Routinier nach dem 6:1,6:2,6:2-Express-Sieg im Viertelfinale gegen Michail Juschni.
Aber nun kommt es zum Showdown gegen Djokovic. 14:12 führt Federer noch im Vergleich mit dem Titelverteidiger - von den vergangenen fünf Halbfinal-Duellen bei Grand-Slam-Turnieren hat er vier gegen den Serben verloren. Allerdings ist es das erste Aufeinandertreffen auf Rasen. „Roger war so lange an der Spitze des Herrentennis. Hier hat er sechs Titel gewonnen - er will definitiv jedem beweisen, dass er es noch einmal gewinnen kann“, sagt der fünfeinhalb Jahre jüngere Djokovic.
Federer ist längst der Mann der Rekorde: Mit dem siebten Triumph würde er die Bestmarke von Pete Sampras einstellen und erstmals seit Mai 2010 wieder auf den Tennis-Thron klettern. Mit dann 286 Wochen an der Spitze würde er auch in der Kategorie mit dem bisherigen Rekord-Weltranglisten-Ersten Sampras gleichziehen. Mit 16 Titeln ist Federer ohnehin schon Rekordchampion bei Grand-Slam-Turnieren. Die Partie gegen Djokovic ist bereits sein 32. Semifinale bei einem der vier „Majors“ des Jahres - Rekord vor US-Legende Jimmy Connors (31).
Was treibt den Vater kleiner Zwillingsmädchen, der allein an Preisgeldern in seiner Karriere mehr als 71 Millionen US-Dollar eingespielt hat, überhaupt noch an? Der fast 31-Jährige hat seit den Australian Open 2010 kein Grand-Slam-Turnier mehr gewonnen. Das wurmt ihn. Zuletzt war er immer nur die Nummer drei hinter Djokovic und Rafael Nadal. Und es fehlt ihm in seiner Vita auch noch eine olympische Einzelmedaille. Da das olympische Tennisturnier ebenfalls auf dem „Heiligen Rasen“ Wimbledons stattfindet, könnte er jetzt eine perfekte Generalprobe feiern.
Bei einem Sieg über Djokovic wartet im Finale am Sonntag der britische Lokalmatador Andy Murray oder Jo-Wilfried Tsonga aus Frankreich - so oder so eine lösbare Aufgabe. Er würde sich freuen, wenn wieder jemand von den Windsors zuschaut. Die Royals „inspirieren“ ihn, sagt Federer. „Sie sind nicht da, um im Hintergrund Champagner und Tee zu trinken. Sie kommen wirklich zum Tennis.“