Lisicki sieht Licht am Ende des Tunnels

Paris (dpa) - Sabine Lisicki ist auf dem Weg zurück. Langsam, aber konsequent arbeitet sich die 21-Jährige wieder nach vorne. Mit ihrem Auftaktsieg in Paris kehrt sie in die Top 100 der Tennis-Welt zurück.

Die Leidenszeit hat sie härter gemacht.

Als Sabine Lisicki vor zwei Jahren in Wimbledon bis ins Viertelfinale stürmte, riss sich das auf einen neuen Star wartende Tennis-Deutschland regelrecht um die blonde Berlinerin. Endlich schien da wieder jemand zu sein, der in die großen Fußstapfen von Steffi Graf treten konnte. Egal, wo Lisicki auftauchte - sie wurde gefeiert und hofiert, die Glitzerwelt des „weißen Sports“ jubelte ihr zu.

Knapp zwei Jahre später hat Lisicki auch die Schattenseiten dieser Szene kennengelernt. Geplagt von einer hartnäckigen Knöchelverletzung stand sie 2010 kaum auf dem Platz, rutschte in der Weltrangliste von Platz 22 (August 2009) in die 200er-Ränge ab. Und plötzlich interessierte sich niemand mehr für das Mädchen aus Berlin, das einst forsch verkündete, die Nummer eins werden zu wollen. „Es ist schon erstaunlich, dass einen einige Mädels nicht mal mehr grüßen, nur weil man nicht mehr gewinnt“, sagte Lisicki nun in Paris, wo sie bei den French Open die zweite Runde erreichte.

Auch sonst hatte sich ihre Welt gedreht. Nun stand da niemand mehr am Flughafen, der sie abholte. In Paris musste sie sich eineinhalb Stunden mit der Metro durch die überfüllte Stadt kämpfen, ehe sie im Hotel war. Ihre Fed-Cup-Kolleginnen Andrea Petkovic und Julia Görges sucht sie dort vergebens. „Die sind woanders untergebracht. Ich wohne im Quali-Hotel.“

Drei Wochen zuvor beim Challenger-Turner in Prag wurde ihre Leidensfähigkeit auf eine besonders harte Probe gestellt. Der versprochene Fahrservice war nicht da, im Hotel hatte die Klimaanlage ihren Betrieb eingestellt, und dann rauschte auch noch eine Straßenbahn in das Auto, in dem Lisicki saß. „Zum Glück ist nichts passiert, aber die Woche war die Hölle“, sagte die in den USA lebende 21-Jährige.

Die Zeit im Schatten hat Lisicki - 2009 überraschend Siegerin des renommierten Turniers von Charleston - aber auch geholfen. „Es hat mich definitiv stärker gemacht“, sagte Lisicki, die bei den French Open durch drei glatte Siege in der Qualifikation den Sprung ins Hauptfeld schaffte. Mit ihrem Erstunden-Erfolg gegen die Usbekin Akgul Amanmuradowa hat sie sich immerhin wieder unter die Top 100 gespielt. In Runde zwei wartet nun die an Nummer drei gesetzte Russin Vera Swonarewa.

Ihrem Ziel, bei den Grand-Slam-Turnieren wieder direkt dabei zu sein, ist sie einen großen Schritt näher gekommen. Langfristig will Lisicki wieder dahin zurück, wo sie im Sommer 2009 war. „In den Top 30 kannst du dir genau aussuchen, welche Turniere du spielst“, sagte Lisicki und blickte sehnsüchtig zurück. Doch bis dahin ist es noch ein mühsamer Weg.